Burgberg/Ennepetal. Andreas Sander, Ski-Profi der SG Ennepetal, startet ins Sommertraining. Dass er zuvor zur Untätigkeit verdammt war, lag nicht nur am Coronavirus.

Als sei es das Normalste auf der Welt – so fährt Andreas Sander in diesen Tagen auf dem Rennrad durch seine Wahlheimat im Allgäu. Allerdings sind die Trainingsrunden des aus Ennepetal stammenden Ski-Profis gar nicht so selbstverständlich, wie es auf den ersten Blick ausschaut. Und das – liegt nicht nur an der Corona-Pandemie und den daraus resultierenden Beschränkungen, an welche sich auch Sport-Stars wie Sander zu halten haben.

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„Ich hätte wahrscheinlich gar nicht Skifahren können“, sagt der 30-jährige Athlet der SG Ennepetal im Gespräch darüber, dass er und seine Kollegen aus dem Speedteam des Deutschen Skiverbands nicht wie stets üblich nach der Saison zum Testen auf die Alpengletscher konnten. Dort legen Sander, Thomas Dreßen und Co. normalerweise beim Material den Grundstein für eine erfolgreiche nächste Saison im Weltcup. Doch in diesem Jahr – sind sie auch nach der Absage des Weltcupfinales auf Grund der Ausbreitung des Coronavirus zur Untätigkeit verdammt gewesen.

Hinterstoder und die Folgen

„Mir und meiner Familie geht es gut“, erzählt Andi Sander auf das Positive schauend: „Wir hatten viel Zeit zusammen, leider etwas früher als sonst.“ Dass er den Wegfall der Testphase so locker nimmt, liegt aber eben nicht nur daran. „Ich war vier Wochen in Behandlung“, verrät der Ennepetaler, der mit seiner Familie seit einiger Zeit in Burgberg im Allgäu wohnt.

Der Einfädler beim Weltcuprennen in Hinterstoder/Österreich – er war für Andreas Sander folgenschwerer als erwartet.

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Zwar vermied der Skirennfahrer, der im vergangenen Winter sein Comeback nach einem Kreuzbandriss feierte, auf Grund seines Könnens einen Sturz. Doch seitdem plagten ihn Probleme am rechten Fuß. „Ich bin in Kvitfjell mit sehr großen Schmerzen gefahren. Ich habe auch gewusst, dass irgendetwas nicht stimmt“, erzählt er, „aber vom Riss des vorderen Syndesmosebandes ist niemand ausgegangen.“

Allerdings wurde eben diese Verletzung nach dem Saisonabbruch diagnostiziert. „Ich hätte probiert, das Weltcupfinale noch zu fahren“, sagt Sander, „aber sehr erfolgreich wäre es nicht mehr geworden.“

Bislang fühlt er sich von den Auswirkungen der Corona-Beschränkungen deshalb nicht so hart getroffen wie andere Menschen. „Es ist auch für mich und meine Familie eine schwere Zeit, aber es ist verkraftbar“, sagt er.

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Dass mittlerweile einige Maßnahmen wieder gelockert wurden, erleichtert auch dem Olympiateilnehmer von 2018 das tägliche Vorbereitungstraining, welches jetzt, nachdem der Riss des vorderen Syndesmosebandes auskuriert ist, möglich ist. Touren auf dem Rennrad, zu zweit Athletiktraining im Olympiastützpunkt, „und jeder Sportler ist ja auch mit Kleinigkeiten wie Gummibändern, Hanteln oder Petzi-Bällen zu Hause ausgestattet, um alternativ Rumpf- oder Oberkörpertraining zu machen“, sagt Sander.

Wohin es im Sommer eigentlich geht

Ganz sorgenfrei geht aber auch der Ennepetaler nicht durch die Corona-Zeit.

Andreas Sander zu Beginn des Sommertrainings auf dem Rad in seiner Wahlheimat, dem Allgäu.
Andreas Sander zu Beginn des Sommertrainings auf dem Rad in seiner Wahlheimat, dem Allgäu. © Privat

„Es wird spannend werden, wie der Sommer verläuft“, sagt er: „Wir Deutsche sind schließlich darauf angewiesen, ins Ausland zu fahren und dort die Gletscher zu nutzen.“

Damit meint Sander nicht nur die Gletscher im benachbarten Österreich, auf denen die DSV-Profis normalerweise regelmäßig trainieren. Üblicherweise reisen Sander, Dreßen und Co. für mehrere Wochen in die Anden im südamerikanischen Chile. „Das Training dort ist für Speedmannschaften sehr gut, weil viel bessere Schneebedingungen herrschen und die Strecken länger sind. Die Auswahl an Strecken ist riesig, da einfach auf allen Pisten genug Schnee liegt“, erklärt Sander.

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Dass es in diesem Sommer nach Südamerika gehen wird – damit plant er vorerst nicht. „Mal sehen, in welche Länder wir reisen dürfen, aber Chile wird schwierig, das wissen wir jetzt schon“, sagt der Abfahrtsspezialist. Wenngleich eine Rest-Hoffnung besteht: „Vielleicht gibt es ja doch noch eine Ausnahmegenehmigung.“

Denn aktuell leiden die Wintersportler im Vergleich zu anderen Sportarten kaum unter der Corona-Krise. Allerdings kann sich das ändern je näher die nächste Saison rückt. Das weiß auch Andreas Sander, wenn er seine Trainingsrunden auf dem Rennrad absolviert, als sei es das Normalste auf der Welt.