Wetter/Gevelsberg. Im November hat im SC Wengern eine Entwicklung begonnen, vor der Trainer Wolfgang Hamann stets gewarnt hat. Jetzt haben sich beide getrennt.

Es hatte sich bereits seit längerer Zeit angedeutet, dennoch erscheint die Trennung von Trainer Wolfgang Hamann und dem Fußball-Kreisligisten SC Wengern als plötzlich. Zumal der Gevelsberger erst im vergangenen Sommer am Brasberg angeheuert hat. Hamann war vom Bezirksligisten FSV Gevelsberg nach Wengern gewechselt, hatte zuvor einige Jahre auch die Gevelsberger Reserve im Stefansbachtal betreut. Am kommenden Sonntag empfängt nun der SCW die FSV-Reserve – ohne Hamann. Wir sprachen mit dem 60-Jährigen über die Motive der Trennung, die Vergangenheit, den Ausblick.

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Herr Hamann, am kommenden Sonntag wäre es für Sie gegen ehemalige Spieler gegangen. Jetzt haben Sie und der SC Wengern sich getrennt. Kommt da etwas Wehmut auf?

Nein, es wäre sicher ein nettes Wiedersehen gewesen. Aber die Trennung war nur eine logische Folge der Entwicklung der vergangenen Wochen.

Es hieß, sie und die Mannschaft beziehungsweise einige Spieler sollen nicht mehr richtig zueinander gefunden haben?

Ich hatte und habe andere Ansprüche, als es offenbar einige Spieler gehabt haben. Vielleicht auch noch haben. Zuletzt bei der Niederlage gegen Volmarstein war keine Leidenschaft, kein Aufbäumen zu erkennen. Das war schließlich der Punkt, an dem ich dachte, dass es so nicht weiter gehen kann. Offenbar ist Fußball eine schöne Nebensache, aber längst nicht mehr die schönste Nebensache der Welt bei vielen Spielern der neuen Generation.

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Ist denn im Training ein Engagement der Spieler zu erkennen gewesen?

Das kann man so nicht sagen, denn die Trainingsbeteiligung war nicht gut. Auch hier habe ich andere Ansprüche, die ich im Laufe der Zeit beim SC Wengern imm er weniger vorgefunden habe.

Dabei sah die Vorbereitung doch ganz gut und der Start in die Saison nicht allzu schlecht aus. Ein Platz im oberen Tabellendrittel wurde gar als Saisonziel fabuliert.

Ich habe von vorneherein gewarnt, dass der Wechsel aus der Hagener in die Ennepe-Gruppe der Kreisliga A für uns sehr schwierig sein wird. Die Gruppe 2, in der wir jetzt spielen, halte ich für erheblich stärker als die Hagener Gruppe. Und da Wengern in der Vorsaison mit neun Punkten die schlechteste Mannschaft war, habe ich immer betont, dass wir gegen den Abstieg spielen werden. Nichts anderes konnte unser Saisonziel sein der Klassenerhalt.

Als schlechteste Mannschaft ist Wengern in der vergangenen Saison nicht abgestiegen? Wie geht das denn?

Weil von vorneherein Kurdistan und die Fortuna-Reserve als Absteiger feststanden. Beide Mannschaften wurde zurück gezogen.

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Zurück zur aktuellen Saison. In der Vorbereitung hatte der SC Wengern doch gut Ergebnisse. In der Ruhrtalmeisterschaft hat er sich durchgesetzt. War das nicht ein vielversprechender Fingerzeig?

Nein, denn bei dem Turnier sind alle Mannschaften nicht mit den stärksten Formationen angetreten. Wir, aber auch die anderen, haben viel durchgewechselt um viele Spieler und taktische Elemente zu testen. Das war dann nicht wirklich ein Gradmesser. Doch der Erfolg hat von Außen viel Euphorie herein getragen, mit der ich nicht einverstanden war.

Und schließlich war die sofortige Trennung in dieser Woche alternativlos?

So ist es. Es ist das Ende einer negativen Entwicklung, die etwa im November begonnen hat. Ich habe mich mit dem Vorstand zusammen gesetzt. Wir haben in aller Ruhe die Situation analysiert und sind zusammen zu dem Ergebnis gekommen, dass es so nicht weiter gehen kann. Also haben wir – ich und der Verein – die Reißleine gezogen.

Gehen Sie im Streit oder gar im Zorn vom Brasberg weg?

Nein, es war eine vernünftige Entscheidung. Außerdem habe ich in Wengern viele Freunde. Der Verein war und ist eine Herzensangelegenheit für mich. Bereits zur Bezirksliga-Zeit in der Saison 2013/2014 habe ich viele Freundschaften knüpfen dürfen. Wengern ist ein nettes Dorf mit tollen Menschen und eine tollen Gemeinschaft.

Sie hatten bereits zur Winterpause eine Art Warnung angesprochen, die Situation beschrieben. Hat sich in der Pause während der Vorbereitung zur Restsaison nichts verbessert?

Das hatte ich gehofft, ist aber nicht geschehen. Ich habe keinen Erfolgshunger bei den meisten Spieler erkennen können. Es wurde mehr und mehr klar, dass die Perspektive fehlt. Schließlich war die Trennung auch wichtig, um im Verein beziehungsweise in der Mannschaft nicht mehr kaputt zu machen.

Eine der Trainer-Stationen von Wolfgang Hamann (hier im April 2001): der TuS Ennepetal in der Jugend und in der Reserve, mit der er 2010 den Bezirksliga-Aufstieg schafft.
Eine der Trainer-Stationen von Wolfgang Hamann (hier im April 2001): der TuS Ennepetal in der Jugend und in der Reserve, mit der er 2010 den Bezirksliga-Aufstieg schafft. © Archiv | MiSch

Wie geht es jetzt mit Ihnen weiter? Geht es vielleicht zurück zum FSV Gevelsberg in irgendeiner Form?

Nein, ich brauchen so schnell keine neue Aufgabe. Ich muss erst einmal Luft holen und die Situation auch für mich in Ruhe aufarbeiten und analysieren. Ich muss auch mich hinterfragen, ob ich auch alles richtig gemacht habe.

Kein neues Angebot also?

Wir leben in einer schnellen Zeit, in der das Internet viel beschleunigt. In der Tat hat es bereits lose Anfragen gegeben. Und ich wundere mich, woher man so früh wusste, dass ich sozusagen auf dem Markt bin. Wie gesagt, ich muss aber erst einmal Luft holen.

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