Schwelm. Mit dem Start in die neue Saison kamen zwei neue Regeln dazu, die Ruhe in den Amateurfußball bringen sollten. So fällt das erste Fazit aus.

Die allererste Anwendung der im Vorfeld dieser Saison neu eingeführten „Stoppregel“ im Amateurfußball kam für Schiedsrichter-Obmann Patrick Lepperhoff überraschend. Ausgerechnet bei einem Juniorinnenspiel in Hagen, die in der Regel ohne besondere Eskalationen über die Bühne gehen, musste der Schiedsrichter die Partie zwischen den B-Juniorinnen von Westfalia Hagen und der SG Gahmen unterbrechen. Drei Spielerinnen flogen in der Folge wegen einer Schlägerei vom Feld, anschließend konnte die Partie zu Ende gebracht werden. Danach kam es im Fußballkreis Hagen/Ennepe-Ruhr nur noch zu zwei weiteren Anwendungen der neuen Regel, die wie die neue Kapitänsregel dazu beitragen soll, dass sich die aufgeheizte Stimmung auf den Plätzen beruhigt.

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Es ist aktuell sehr ruhig im Amateurfußball. Eine Situation, die Patrick Lepperhoff als Schiri-Chef im Kreis 13 sehr zu schätzen weiß. In den vergangenen Jahren ging es mitunter drunter und drüber, gleich mehrere Eskalationen sorgten für negative Schlagzeilen. „Bis jetzt ist alles ruhig“, klingt aus dem Mund von Lepperhoff daher schon fast wie die Hoffnung darauf, dass sich das bis zum Saisonende durchzieht.

Erste Anwendung in der A-Liga wegen eines Zuschauers

Einen gewissen Anteil daran haben die neuen Regeln, die den Fußball auf Amateurebene wieder weg von gewaltvollen Eskalationen bringen sollen. Da ist zum einen die besagte „Stoppregel“, die es den Schiedsrichtern ermöglicht, die Partie zu unterbrechen und beide Teams in ihre Strafräume zu verweisen, wenn die Atmosphäre droht zu kippen.

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So wie am vergangenen Wochenende, als der Unparteiische der Partie Linderhausen gegen Hasslinghausen das Spiel unterbrechen musste, weil ein Zuschauer eine Drohung vom Spielfeldrand in Richtung des Schiedsrichters ausgesprochen hatte. Ein Zuschauer, wenn auch nach Augenzeugenberichten nicht der richtige, wurde daraufhin der Anlage verwiesen und das Spiel fortgesetzt. Es war erst das dritte Mal, dass diese Regel laut Lepperhoffs Wissen angewendet werden musste.

„Natürlich müssen wir das mit Augenmaß einsetzen, aber es hilft.“

Patrick Lepperhoff, Schiedsrichter-Obmann im Fußballkreis Hagen/EN

Patrick Lepperhoff mag die Möglichkeit, die Emotionen aus einer Situation durch die neue Regel auch mal herausnehmen zu können. „Natürlich müssen wir das mit Augenmaß einsetzen, aber es hilft“, sagt er. Ziel sei es, die in der Vergangenheit oft steigende Zahl an Spielabbrüchen zu reduzieren. Nach mehreren Wochen in der neuen Saison scheint das bisher gelungen, im gesamten Fußballkreis kam es bisher erst zu einem Spielabbruch in der C-Liga bei der Partie zwischen Roter Stern Wehringhausen und dem TSV Dahl.

Spieler nehmen die neuen Regeln noch nicht wirklich wahr

Einen nicht unerheblichen Anteil hat daran neben der Stoppregel auch die sogenannte „Kapitänsregel“. Diese besagt, dass sich nur noch der Spielführende eines Teams mit dem Schiedsrichter austauschen und mitunter auch diskutieren darf. „Bei uns kam es noch nicht zu einer Anwendung, wir haben noch keine Gelbe Karte bekommen“, sagt Michael Hong-Gonzalez vom Bezirksligisten VfB Schwelm. Auch Marius Müller, Spielführer beim Oberligisten TuS Ennepetal, kann sich nur an eine Verwarnung gegen seinen Co-Kapitän Robin Gallus erinnern. „Dieses Anrennen des Schiedsrichters hat durch die neue Regel deutlich abgenommen“, sagt Patrick Lepperhoff. Damit meint der Obmann die Situationen, wo Spieler mitunter aus weiter Entfernung angerannt kamen, um den Unparteiischen wegen einer vermeintlichen Fehlentscheidung zu bedrängen.

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Die von Spielern und Trainern befürchtete Flut an Gelben Karten, die die Schiedsrichter an diskutierende Spieler aussprechen, gab es indes nicht. „Die Spieler haben die Regel ja teilweise auch vor der offiziellen Einführung umgesetzt, weil sie das bei der EM gesehen haben“, findet Lepperhoff auch lobende Worte für die kickende Zunft. Darüber hinaus seien die Schiedsrichter in Lehrgängen vor der Saison dafür sensibilisiert worden, nicht mit Verwarnungen um sich zu werfen. In Zahlen lässt sich die ausgebliebene Flut ebenfalls festhalten. Gab es im vergleichbaren Zeitraum der Vorsaison 139 Verwarnungen in der Kreisliga A2, wurden zum gleichen Zeitpunkt der aktuellen Spielzeit nur fünf Gelbe Karten mehr ausgesprochen. Auch bei den Platzverweisen sei ein Trend zu erkennen, bisher sei die Zahl dort in der A2-Liga noch im einstelligen Bereich.

Der Umgang wird respektvoller

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Die ersten Spieltage im heimischen Amateurfußball haben gezeigt, dass beide Regeln ihre Wirkung nicht verfehlen und mit dem richtigen Augenmaß eingesetzt wurden. Den Spielern sei immer mehr ein respektvoller Umgang mit dem Schiedsrichter und dem Gegner bewusst gemacht worden. Allgemein sind viele Spiele deutlich diskussionsfreier und damit verbunden zumindest nach außen hin auch ruhiger. Die meisten Unparteiischen fühlen sich wesentlich sicherer in ihrem Auftreten und können sich besser konzentrieren. Unterbrechungen durch lange Diskussionen treten vermindert auf.