Hagen. Ein Spielabbruch lässt einen Fußball-Klub in Hagen ratlos zurück. Das Kuriose daran: Kaum jemand hat den Abbruch überhaupt mitbekommen.

Es ist ein Fall, der Fragen aufwirft: Nach einem Spielabbruch in der Fußball-Kreisliga in Hagen ist die Irritation groß. Das Kuriose an dem Sachverhalt ist, dass eine der beiden Mannschaften zunächst nicht mal gemerkt hat, dass das Spiel abgebrochen wurde. Was genau im Detail geschehen ist, ist schwierig zu rekonstruieren. Aber sicher ist, dass das Fußball-Spiel, das am Sonntag im Hagener Süden ausgetragen wurde, offensichtlich mit einem Kommunikationsproblem endete.

Rein sportlich lief es erstmal so ab: In der Fußball-Kreisliga C1 führte Roter Stern Wehringhausen am Sonntag bei der Reserve des TSV Dahl mit 2:0, kassierte dann den Anschlusstreffer in der 73. Minute und in der 86. Spielminute auch den Ausgleich. Zwei Minuten später sah sich Schiedsrichter Markus Müller veranlasst, zwei Gäste-Akteuren die Rote Karte zu zeigen. Kurz vor Schluss überschlugen sich dann die Ereignisse, die Situation war ziemlich undurchsichtig und der Unparteiische brach die Partie schließlich ab. Und zwischen diesen beiden Geschehnissen wurde auf dem Dahler Sportplatz auch die neue Regel, das DFB-Stopp-Konzept, angewandt.

Spielabbruch in der Kreisliga C: Schiri hat neue DFB-Regel angewendet

Beide Mannschaften wurden in ihre jeweiligen Strafräume geschickt, damit der Unparteiische am Mittelkreis mit den Kapitänen ungestört sprechen konnte. Es handelt sich um eine Regel, die der DFB erst in diesem Sommer eingeführt hatte. Das Ziel der neuen Regel ist, dass ein Schiedsrichter in überhitzten Situationen Druck vom Kessel nehmen kann. Jeder noch so emotional aufgewühlte Spieler, so der Gedanke, könne sich im eigenen Strafraum dann abreagieren, während die jeweiligen Kapitäne mit dem Schiri sachlich reden können.

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„Der meiner Meinung nach schwache Schiedsrichter hat mit seiner nicht immer eindeutigen Gestik und provozierenden Art hauptsächlich Entscheidungen gegen uns getroffen. Wie mit den sieben gelben Karten, davon drei innerhalb einer Minute. Ich will unsere Mannschaft loben, weil sie ruhig geblieben ist. Sie besteht hauptsächlich aus Spielern aus Kamerun, die hier studieren und ein hohes Bildungsniveau haben“, meint Andreas Kranzkowski, Betreuer und Vorstandsmitglied vom Roten Stern Wehringhausen.

Andreas Kranzkowski, hier am Ball, ist als Fußballer beim Roten Stern Wehringhausen in Hagen aktiv. Er ist aber auch Betreuer und Vorstandsmitglied. Im Gespräch äußert er sich über einen Spielabbruch vom Wochenende.
Andreas Kranzkowski, hier am Ball, ist als Fußballer beim Roten Stern Wehringhausen in Hagen aktiv. Er ist aber auch Betreuer und Vorstandsmitglied. Im Gespräch äußert er sich über einen Spielabbruch vom Wochenende. © Roter Stern Wehringhausen | Roter Stern Wehringhausen

Nun gibt es zur Ursache des Spielabbruchs aber zwei Sichtweisen. Patrick Lepperhoff, Vorsitzender des Kreis-Schiedsrichter-Ausschusses, sagt auf Nachfrage zu diesem Sachverhalt: „Im Spielbericht steht, dass sich die Gastmannschaft geweigert habe, weiter zu spielen. Zu den Roten Karten darf ich keine Auskunft geben, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt. Das Sportgericht wird über den Fall nun verhandeln.“

„Im Spielbericht steht, dass sich die Gastmannschaft geweigert habe, weiter zu spielen. Zu den Roten Karten darf ich keine Auskunft geben, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt. Das Sportgericht wird über den Fall nun verhandeln.“

Patrick Lepperhoff, Vorsitzender des Kreis-Schiedsrichter-Ausschusses

Im Wehringhausener Lager ist seitdem die Irritation groß, denn davon, dass das Spiel abgebrochen und nicht ordentlich abgepfiffen wurde, wussten die Offiziellen vom Roten Stern zunächst nichts. Wie Andreas Kranzkowski erklärt, habe man erst etwa zehn Minuten nach Spielende vom Abbruch erfahren: „Der Spielabbruch in der Nachspielzeit ist für mich ein Skandal. Klar, von der Außenlinie habe ich mal gesagt, wenn das so weitergeht, hole ich die Mannschaft vom Platz. Aber dieser laute Gedanke war intern und absolut nicht offiziell. Vom Abbruch habe ich zehn Minuten später erfahren, ich ging von einem normalen Abpfiff aus.“ RS-Spielertrainer und Mannschaftskapitän Hassan Tchakounte dementiert die im Spielbericht festgehaltene Aussage noch deutlicher: „Der Schiedsrichter hat so entschieden, obwohl wir weiter spielen wollten“, sagt der Wehringhausener Mannschaftsführer.

Was genau zum Spielabbruch geführt hat, ist zum aktuellen Zeitpunkt also objektiv nicht bis ins kleinste Detail darstellbar. Beim TSV Dahl wollte man sich auf Nachfrage nicht zum Vorfall äußern. Klar ist: Das Kreissportgericht wird sich demnächst mit dem Sachverhalt befassen.

„Der Spielabbruch in der Nachspielzeit ist für mich ein Skandal. Klar, von der Außenlinie habe ich mal gesagt, wenn das so weitergeht, hole ich die Mannschaft vom Platz. Aber dieser laute Gedanke war intern und absolut nicht offiziell. “

Andreas Kranzkowski, Betreuer und Vorstandsmitglied von Roter Stern Wehringhausen