Meschede. Die Mescheder Ruderin Alexander Föster steht dicht vor dem Start bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio. Doch ihr Lebenstraum könnte platzen.

Keine peitschenden Schläge in ihrem Boot auf dem Wasser. Keine Zentimeterentscheidung im Zieleinlauf. Nein – ein Arztbesuch entscheidet nun womöglich darüber, ob Top-Ruderin Alexandra Föster (Ruderclub Meschede) ihren Traum von einer Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen in 73 Tagen in Tokio begraben muss. Weil sich die Meschederin mit dem Coronavirus infiziert hatte, wird die 19-Jährige heute durchgecheckt – drei Tage vor dem Start der finalen Qualifikation für die Weltspiele.

Wie berichtet, hatte Föster Mitte April bei ihrer ersten Europameisterschaft bei den Frauen im italienischen Varese im Einer Platz sieben erreicht. Es war eine gelungene Generalprobe für die finale Olympia-Qualifikationsregatta, die von Samstag, 15., bis Montag, 17. Mai, im schweizerischen Luzern ansteht.

Doch etwa eine Woche nach der Rückkehr sei dann der Befund gekommen, erzählt Trainer Sebastian Kleinsorgen. Alexandra Föster wurde positiv auf das Coronavirus getestet, nachdem zuvor auch ihre Schwester Frederike betroffen gewesen war. Kurios: Obwohl Alexandra Föster und ihr Coach ein enges Verhältnis pflegen und so gut wie jeden Tag gemeinsam trainieren – ob auf dem Wasser oder auf dem Ergometer –, steckte sich Kleinsorgen nicht an. Zwar infizierte sich seine Frau Maria, doch auch die Kinder Johanna (4) und Antonia (2) blieben zum Glück verschont. „Es ist erstaunlich, dass ich nicht positiv war. Ich hoffe, dass das auch so bleibt“, sagt Sebastian Kleinsorgen.

Corona-Infektion Fösters mit recht mildem Verlauf

Eine Corona-Infektion inmitten der letzten Züge der Vorbereitung auf das absolute Highlight einer Leistungssportlerin, eine Teilnahme an Olympischen Spielen – das war gleichwohl niederschmetternd für Alexandra Föster. „Das war mit das Schlimmste, was hätte passieren können. Ich hatte aber sogar noch Glück im Unglück und fühle mich wieder fit“, sagt die 19-Jährige. Wie ihre Schwester und die Frau ihres Trainers habe sie durch die Infektion Müdigkeit, Kopfschmerzen, Erkältungssymptome und Geschmacksverlust beklagen müssen.

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Nach einer zweiwöchigen Quarantäne starteten Alexandra Föster und Sebastian Kleinsorgen Anfang dieses Monats wieder intensiv in das Training, verbunden mit ärztlichen Checks. Gestern Nachmittag kehrten sie aus einem einwöchigen Trainingslager mit den anderen deutschen Bootsklassen, die sich an diesem Wochenende für Olympia qualifizieren wollen, zurück.

In Ratzeburg (Schleswig-Holstein) war dabei auf dem zehn Kilometer langen Ratzeburger See trainiert worden. „Es war sehr windig und auch vom Kopf her für Alex nicht ganz einfach. Sie hat das aber gut verpackt“, erklärt Sebastian Kleinsorgen. Auch Uni-Vorlesungen, an denen Studentin Föster teilnehmen musste, erschwerten die Ausgangslage indes zusätzlich.

Eine schwierige Ausgangslage

Ehe die Sauerländer Olympia-Kandidatin nun also sportlich tatsächlich ihr Ticket lösen kann, hofft sie auf das passende Feedback nach einer großen Untersuchung heute in der Sportklinik Hellersen in Lüdenscheid.

„Vor allem die Lunge und das Herz stehen bei der Untersuchung im Fokus“, betont Sebastian Kleinsorgen. Er habe zwar insgesamt „ein ganz gutes Gefühl“, aber: „Bisher haben wir noch kein grünes Licht vom Verbandsarzt für den Wettkampf bekommen. Die Folgen einer Coronainfektion sind einfach noch unerforscht beziehungsweise unberechenbar. Die Gesundheit geht natürlich vor.“

Ruderin Alexandra Föster bleibt derweil ihrer Linie treu. Die 19-Jährige ist fokussiert – und gelassen. „Es liegt nicht in unserer Hand“, sagt sie. Doch gibt es heute grünes Licht, will das Duo sofort durchstarten. In Luzern soll schließlich ein großer Traum erfüllt werden.