Menden. Die Zahl der Verletzungen bei den Fußballern und Handballer steigt. Hans-Jürgen Kasselmann vom MC Menden weiß, was sie dagegen tun können.

Seit einigen Wochen laufen die Spielzeiten für die heimischen Fußballer und Handballer auf Hochtouren. Nach zwei Saisons, die durch die Corona-Pandemie geprägt waren, hoffen die Vereine dieses Mal ohne Annullierungen die Spielzeit beenden zu können. Doch ein Trend ist bereits nach wenigen Spieltagen zu beobachten. In den Mannschaften gibt es mehr Verletzungssorgen als in den Vorjahren. So fehlen beispielsweise dem Fußball-A-Kreisligisten BSV Lendringsen mehr als 15 Spieler aufgrund von Verletzungen oder Krankheiten.Hans-Jürgen Kasselmann ist Vorsitzender und Trainer beim Marathon-Club Menden und kennt sich mit Mannschafts- und Individualtraining aus. Er gibt Tipps, worauf Sportler im Training achten sollten, um Verletzungen vorzubeugen.

„Nur wer kontinuierlich an seinen individuellen sportlichen Grundlagen arbeitet, vermindert das Risiko von Verletzungen oder sportlichen Misserfolgen auf Dauer. Deshalb sollte das individuelle Grundlagentraining ein begleitender Baustein einer jeden sportlichen Betätigung sein“, findet Kasselmann.

Beschäftigung mit den Grundlagen

„Da jeder von uns auf Belastungen unterschiedlich reagiert, ist das Wissen um die Zusammenhänge auch für sportliche Aktivitäten, unabhängig von der individuellen Motivation von enormer Bedeutung“, sagt der MCM-Chef. Daher sollen Sportler die individuelle Verantwortung für ihren Körper übernehmen.

Auf Signale hören

Über Selbstreflexion sollen Sportler lernen, ihre sportlichen Ziele richtig in das eigene individuelle Leistungsvermögen einzuordnen und mit dem verfügbaren Potenzial konsequent und eigenverantwortlich umgehen.

Regeneration

Die Regeneration ist weiterer wichtiger Aspekt zur Verletzungsvorbeugung. Laut Kasselmann ist sie ein Schlüssel für nachhaltige sportliche Leistungsfähigkeit. „Regeneration ist aber weit mehr als das reine Nachbereiten einer sportlichen Einheit. Es ist ein Anfang. Dazu gehören vor allem ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Schlaf und einer ausgewogene Ernährung, eine psychologische und vor allem physiologische Betreuung, und eine zielgerichtete Vor- und Nachbereitung der Trainingseinheiten“, erklärt der MCM-Chef.

Individuelle Belastungssteuerung

„Jeder angemessene und richtig dosierte Trainingsreiz löst in unserem Körper Belastungsreaktionen aus, die über Anpassungsprozesse zu einer Leistungssteigerung führen sollen. Damit diese Reize den gewünschten Effekt erzielen, ist eine gezielte Trainingsplanung und -steuerung notwendig. Nur wer auf lange Sicht sein Training auf diesen Grundlagen aufbaut, kann auf Dauer seine sportlichen Leistungen abrufen und senkt bei sich die Gefahr sich zu verletzen“, erklärt Kasselmann.

Arbeit an Grundlagen

Ausgangspunkt einer jeden sportlichen Betätigung sei die individuelle sportliche Basis. Dazu gehören neben der Leistungsfähigkeit im Bereich der Grundlagenausdauer, vor allem die Beweglichkeit, Motorik und die athletischen Fähigkeiten eines jeden Sportlers. „Nur wer hier gezielt den Hebel ansetzt, kann in seiner eigentlichen Sportart auf Dauer erfolgreich bestehen. Gezieltes individuelles Kraft-, Mobility- und Athletiktraining sind aktive Beschleuniger für nachhaltigen sportlichen Erfolg, ob Individualsport oder Mannschaftssport. Mehr noch – richtig angelegt sind sie die Parameter für individuelle Verletzungsprophylaxe“.

Daher empfiehlt Kasselmann kontinuierlich an den sportlichen Grundlagen zu arbeiten. „Die durch das gezielte Setzen von Reizen über einen Trainingsprozess erreichte oder gesteigerte Leistungsfähigkeit lässt ebenso schnell wieder nach, wenn diese nicht kontinuierlich trainiert wird“, erklärt er.

Ganzjähriger Prozess

„Wenn diese Grundsätze individuell gelten, müssen vor allem unsere Trainer in den Mannschaftssportarten, individuelle Verantwortung einfordern und gezielt anleiten. Nur wenn sie dies als ganzjährigen Prozess – als Begleitung in der Saison begreifen, werden sie diese Verletzungsmisere zumindest in ihrer Dimension in den Griff bekommen. Auch auf den unteren Ebenen sollten deshalb die individuellen Leistungsfähigkeiten über das Austesten permanent eingefordert werden – und nicht nur in der Saisonvorbereitung“, erklärt Kasselmann.

Auch die Einbindung von Experten aus dem Bereich der individuellen Leistungsfähigkeit – Ernährungsberater, Mediziner, Physiotherapeuten oder Athletiktrainer seien als Schlüssel zur Verletzungsprophylaxe sinnvoll. Nach den langen Pausen durch die Corona-Pandemie sei es wichtig, dass Sportler sowohl am Mannschaftstraining teilnehmen als auch zusätzlich individuell für sich trainieren. Nur in der richtigen Kombination können Fußballer oder Handballer körperlich robust werden. Vor allem auch jetzt, wenn es auf den kalten Winter zugeht.