Willingen. Rege Betriebsamkeit rund um die Mühlenkopfschanze: Ein Ortsbesuch wenige Tage vor dem Start des Weltcups im Skispringen in Willingen.

Es sind auch diese Momente, die den speziellen Reiz dieses heimischen Weltcups im Skispringen ausmachen. Denn als Mareike Berg und Sjaak van der Poel, Touristen aus den Niederlanden, die Mühlenkopfschanze zu Fuß erreicht haben und ihre Blicke schweifen lassen – sagen sie erst mal gar nichts mehr. In diesen Sekunden der Stille ist aus ihren Gesichtern Staunen abzulesen, Begeisterung. „Die Schanze ist ja... total groß! So hoch! Das ist absolut beeindruckend“, sprudelt es schließlich aus Berg heraus. Sie muss lachen und zückt direkt ihr Handy für ein erstes Foto.

Die größte Großschanze der Welt weiß hier in Willingen, Ortslage Stryck, auch 74 Jahre nach ihrem Bau (Umbau im Jahr 2000) noch immer zu beeindrucken. Und wie den beiden Besuchern aus den Niederlanden wird es von Freitag, 31. Januar, bis Sonntag, 2. Februar, vielen tausenden weiteren Menschen gehen. Denn der Kult-Weltcup steht an – und am Dienstagnachmittag, gut drei Tage vor dem Start, herrscht hier die Ruhe vor dem Sturm.

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Wobei: Zu erleben ist an diesem Tag viel mehr die Ruhe vor dem Ansturm, wie es ganz richtig heißen sollte. Schließlich erwartet der Ski-Club Willingen als Ausrichter erneut etwa 50.000 Zuschauer, die für eine spezielle Atmosphäre bei diesem FIS-Skisprung-Weltcup sorgen werden.

Skispringen Willingen: Wieso dieses Event Kult-Status besitzt

Seit vielen Jahren gilt das Skispringen in Willingen ganz nah der Grenze zum Hochsauerlandkreis als Party-Event, als großer sportlicher Höhepunkt und Ort gepflegter Geselligkeit. Die größte Großschanze der Welt wird erneut zehntausenden Besuchern für drei Tage eine Heimat bieten, das Entertainment-Programm sucht dabei seinesgleichen.

Das Touristen-Paar aus den Niederlanden, Mareike Berg und Sjaak van der Poel, ist nicht speziell für den Weltcup angereist, wie beide erzählen. Für fünf Tage weilen sie im nahen Brilon, machen Urlaub, Spaziergänge und lassen es sich gutgehen. Die Mühlenkopfschanze, die Werbetafeln, die überall in Willingen für das Großevent werden, haben sie angezogen. „Früher waren wir selbst oft Skifahren, da muss man ja mal vorbeischauen“, sagt Sjaak van der Poel, der übrigens nicht mit seinem Landsmann Mathieu van der Poel, einem der derzeit besten Radsport-Profis der Welt, verwandt ist. 

Vor-Ort-Besuch an der Mühlenkopfschanze in Willingen am Dienstag, 28. Januar, drei Tage vor dem Kult-Weltcup im Skispringen. Auch das Paar Mareike Berg und Sjaak van der Poel aus den Niederlanden schaut sich neugierig um.
Es wird noch fleißig gearbeitet: Mit großem Gerät werden drei Tage vor dem Start unter anderem die Schanze und der Auslauf perfekt präpariert. © WP | Philipp Bülter

Das Paar genießt es, auch mal in einer Höhenlage im nahen Upland unterwegs zu sein, „zu Hause haben wir ja keine großen Erhebungen“, sagt Mareike Berg. Nach dem Gespräch schlendern beide näher in Richtung Schanze, freudestrahlend, fast kindlich aufgeregt. Ein schönes Bild. Und ihre Handykamera hat jetzt richtig zu tun.

Wer hier so schlendert, muss allerdings durchaus aufpassen, denn wenige Tage vor dem Start herrscht rund um die Mühlenkopfschanze emsiges Arbeiten. Fast im Minutentakt passieren große Lkw und Baustellenfahrzeuge die Straße „Zur Mühlenkopfschanze“, bringen neue Materialien, immer wieder.

Vor Ort werden die Zuschauertribünen final hergerichtet, die am Wochenende übertragenden TV-Sender verstauen ihr Equipment, Mitarbeiter präparieren Piste und Auslauf. Auch die Essens- und Getränkebuden stehen und werden bestückt, schließlich haben die tausenden Zuschauer hier ab Freitag vor allem eines: großen Durst.

Auf dem Weg hoch zum Schanzenauslauf durchlebt man einen fast unwirklichen Mix verschiedener Eindrücke. Wer deutlich weiter unten, an den großen Parkplätzen, sein Auto stehen lässt, genießt auf dem kleinen Marsch zu Fuß hinauf das wunderschöne Strycktal. Vögel zwitschern, die Sonne bahnt sich ihren Weg durch die von Bäumen geprägte Landschaft, es ist ruhig. Mit fünf, sechs Grad Celsius und Sonnenschein herrscht an diesem Tag eher ungewohnte Witterung für diese Jahreszeit, Schnee ist ist zunächst allenfalls in zusammengerafften Resten am Straßenrand zu erblicken.

Skispringen Willingen: Alles ist bereit für die große Party

Weiter oben stehen sie auch vor Wohn- und Ferienhäusern schon bereit, die Bierwagen sowie weitere Essens- und Getränkestände, die die vielen Zuschauer auf ihrem Weg zur Schanze versorgen werden. Dann wieder bei Winterwetter, schließlich werden zum Wochenende hin Temperaturen rund um den Gefrierpunkt vorhergesagt.

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Auch Liane Breuhammer, die im „Haus im Strycktal“, das Ferienwohnungen anbietet, arbeitet, hat viel zu tun. Der hauseigene Wintergarten wird zum Kult-Weltcup zu einer Bar und muss vorbereitet werden. „Wir haben hier dann viele Gäste, darunter auch Stammgäste, die jedes Jahr zum Weltcup hierherkommen“, erzählt sie. Das sei „schon anstrengend“, drei Tage mehr oder weniger im Ausnahmezustand, „aber es macht großen Spaß. Musik, Tanz, das wird schön!“

Bereits seit 1995 wird in Willingen die Großveranstaltung, die längst zum Kult-Weltcup geworden ist, ausgetragen. 30 Jahre lang sportliche Topleistungen und stets eine imposante Party. Auch wenn es wenige Tage davor noch ziemlich ruhig ist, scheint schon vor dem Start klar: Von seinem einzigartigen Flair hat dieses Event auch nach drei Jahrzehnten nichts eingebüßt.

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