Winterberg. Jacqueline Pfeifer pflegt zu Winterberg eine besondere Beziehung. Wozu ihr der Weltcup an diesem Freitag wieder verhelfen soll.
So viele Erfahrungen sammelte Jacqueline Pfeifer in den vergangenen zehn Jahren, dass sie dieses für sie heikle Thema mit einem flapsigen Spruch und einem sympathischen Grinsen locker wieder in den Hintergrund rückt. „Die Schnellste am Start? Das wird eng. Ein Battle mit Viki gibt es wohl nicht“, erzählt Pfeifer also – und rückt trotzdem von ihrem Ziel beim Bob- und Skeleton-Weltcup in Winterberg keinen Deut ab. Der Start in der Veltins-EisArena ist für die Skeleton-Pilotin der RSG Hochsauerland an diesem Freitag nämlich noch besonderer als ohnehin.
Winterberg: Eine Silber-Überraschung
Denn vor zehn Jahren, am 6. März 2015, erklomm die damals 20-jährige Jacqueline Lölling ausgerechnet bei ihrer Heim-Weltmeisterschaft in Winterberg zum ersten Mal die große Skeleton-Bühne und sorgte mit dem Gewinn der Silbermedaille für eine riesige Überraschung. Als Junioren-Weltmeisterin hatte sich Lölling ihr persönliches Startrecht gesichert und ließ in den vier Rennläufen an der Kappe lediglich der Britin Lizzy Yarnold den Vortritt.
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„Mir liegt die Bahn hier einfach“, erzählt „Jacka“, die seit ihrer Hochzeit den Nachnamen Pfeifer trägt, auch vor dem Weltcup an diesem Freitag, der um 9.30 Uhr von den Herren eröffnet wird, ehe um 13 Uhr die Frauen starten. Pfeifer zieht ihre Motivation aber nicht nur aus der fernen, sondern auch aus der nahen Vergangenheit. Bei der Weltmeisterschaft in Winterberg 2024 schaffte sie es gemeinsam mit Axel Jungk im Mixed-Wettbewerb als drittbestes Duo auf das Siegertreppchen. Seitdem – herrscht Podest-Abstinenz.
„Im Großen und Ganzen bin ich aber schon zufrieden mit der bisherigen Saison“, erzählt die Olympia-Zweite von 2018, Weltmeisterin von 2017 und dreifache Gesamtweltcupsiegerin. Zum Auftakt in Südkorea und in China verpasste Pfeifer das Siegertreppchen knapp, in Altenberg und in Lettland verpasste sie die Top Ten.
Winterberg: Baude verspricht Raketen-Start
Umso größer ist die Hoffnung, die Treppchen-Flaute auf der Heimbahn im Hochsauerland zu beenden. Und das, obwohl sich Pfeifer am Start zwar kontinuierlich verbessert, aber weiterhin weit entfernt von Raketen-Starterinnen wie Viktoria Dönicke ist. „Wir reden seit Jahren davon, dass wir schnelle Starterinnen benötigen und Viki ist super am Start“, erklärt Chef-Bundestrainer Christian Baude vor dem Weltcup, warum er Dönicke in der Weihnachtspause vom Europacup- ins Weltcupteam beförderte. „Ich verfolge den Europacup intensiv und möchte sie mal im Weltcup sehen“, ergänzt er.
Neise im Gelben Trikot am Start
Als Führende im Skeleton-Gesamtweltcup geht Hannah Neise (BSC Winterberg) in das Heimrennen, obwohl sie nach Herz-Problemen die erste Saisonhälfte fast verpasst hätte. „Ich habe mich athletisch verbessert“, sagt die Schmallenbergerin, die 2022 Olympia-Gold gewann. „Aber ich glaube, dass der Schlüssel zum Erfolg bislang eher war, dass ich auf Grund der Probleme ohne Erwartungen relativ locker in die Rennen gegangen bin. Ich habe es geschehen lassen“, ergänzt sie. Bei den Männern entschied sich Chef-Bundestrainer Christian Baude übrigens dazu, den Sauerländer Felix Seibel (BRC Hallenberg) im Europacup-Team zu belassen und auch in der zweiten Saisonhälfte seinem bisherigen Weltcup-Quartett zu vertrauen.
Um den Startrückstand mehr und mehr zu verkürzen, arbeitet Pfeifer bekanntlich seit geraumer Zeit mit dem Trainingswissenschaftler Dr. Tobias Alt zusammen und nutzt in Winterberg unter anderem ein mit einem Skeleton-Schlitten versehenes Laufband. Durch die einstellbare Neigung des Laufbandes können Startstrecken unterschiedlicher Eiskanäle dieser Welt simuliert werden. „Wir können genau ermitteln, wie viel Input für welchen Output notwendig ist“, sagte Dr. Alt im Sommer zur kleinen Starttraining-Revolution.
Winterberg: Fans aus Brachbach legendär
Den Eisstart in Winterberg kennt Pfeifer natürlich in- und auswendig. Gleiches gilt für jeden Zentimeter des Eiskanals, dessen Länge der brillanten Pilotin meistens in die Karten spielt. Und außerdem sorgen ihre Fans, die in Scharen aus dem Heimatort Brachbach anreisen, im Hochsauerland stets für eine besondere Atmosphäre an der Bahn. „Wir fahren zwar wieder an einem Freitag, aber es sind ja noch Ferien. Deshalb dürften schon einige anreisen“, sagt Pfeifer – und möchte mit ihnen zum Zehnjährigen wieder auf das Siegertreppchen rasen.
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