Winterberg. 15,4 Millionen werden investiert – aber nicht in Winterberg, sondern in Altenberg. Doch auch im Hochsauerland verändert sich die Bobbahn.

Sie kennen sich seit etlichen Jahren und schätzen sich sehr. Deshalb freute sich Stephan Pieper, Geschäftsführer des Sportzentrums Winterberg (SZW), vor kurzem mächtig für Jens Morgenstern, den ehemaligen Vorsitzenden des BSC Winterberg, der seit über fünf Jahren Geschäftsführer des SachsenEnergie-Eiskanals in Altenberg ist. Einerseits freute sich Pieper. Andererseits dürfte die Zahl auf dem Scheck, den Morgenstern grinsend in die Kameras hielt, großen Neid in ihm aufkommen gelassen haben. Denn trotz einer bahnbrechenden Vision, die in Winterberg Wirklichkeit wird, verdeutlichte dieser Moment die unterschiedliche Wertigkeit eines Eiskanals in den Bundesländern Sachsen und Nordrhein-Westfalen.

Bobbahn als Aushängeschild der Region

Einen Fördermittelbescheid in Höhe von 15,4 Millionen Euro überreichten verschiedene sächsische Politiker Jens Morgenstern. „Ich bin sehr froh, dass der Freistaat Sachsen, aber auch der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, unseren Wünschen und Konzeptionen dazu gefolgt ist. Mit diesen Mittel können Maßnahmen umgesetzt werden, welche den immensen Investitionsstau in großem Maße beheben“, sagte Morgenstern.

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Auch Stephan Pieper und Co. werben in der Kommunal-, Landes- oder Bundespolitik hartäckig um finanzielle Unterstützung für die Veltins-EisArena in Winterberg. „Die Bahn ist ein echtes Aushängeschild – nicht nur für die Stadt Winterberg, sondern auch für den Hochsauerlandkreis und die gesamte Region“, sagte kürzlich Regierungspräsident Heinrich Böckelühr, als er einen Förderbescheid über 469.246 Euro übergab. Mit diesem Geld soll die arg in die Jahre gekommene Akustikanlage der Eisbahn modernisiert werden.

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„Wir können uns daher als erste Bahn weltweit bilanziell klimaneutral nennen – und das ist eine tolle Sache.“

Stephan Pieper, Geschäftsführer Veltins-EisArena
4er-Bob Männer am 02. März 2024, IBSF Weltmeisterschaften Bob und Skeleton in Winterberg
In dieser Saison stehen die Zuschauer in Winterberg im Veltins-Kreisel noch unter freiem Himmel. © Dietmar Reker | Dietmar Reker

Von auf einen Schlag 15,4 Millionen Euro kann das Sportzentrum Winterberg als Betreiberin der Bobbahn jedoch nur träumen. Im Gegenteil: In Zeiten knapper Kassen stagnieren die Etats bei steigenden Kosten. Zudem fristet der Wintersport trotz anderweitiger Beteuerungen der Landespolitik in Nordrhein-Westfalen auf Grund großer Konkurrenz durch andere Sportarten oft ein Nischendasein. Ob eine durch ein Unwetter zerstörte Veltins-EisArena wie aktuell die Bob- und Rodelbahn am Königssee (Bayern) für mehr als 50 Millionen Euro wieder aufgebaut werden würde? Das darf bezweifelt werden.

Winterberg nimmt Vorreiterrolle ein

Umso mehr freut sich Stephan Pieper auf die Umsetzung eines Projekts im nächsten Jahr. Auf dem gesamten Gelände der Veltins-EisArena wird eine Photovoltaik-Anlage gebaut. Der Baustart ist für Mitte 2025 vorgesehen. „Wir können uns daher als erste Bahn weltweit bilanziell klimaneutral nennen – und das ist eine tolle Sache. Ich freue mich sehr, dass wir damit eine Vision erfüllen können“, sagte Pieper. Umgesetzt wird das Projekt von der Firma „Alu-Teck“ aus Korbach.

Weltcups im Januar

Sportliche Höhepunkte dieser Saison sind in der Veltins-EisArena der Bob- und Skeleton-Weltcup vom 3. bis 5. Januar 2025 und der Rennrodel-Weltcup vom 17. bis 19. Januar 2025. Die Rodler ermitteln dabei parallel ihre Europameister. Die Rennsaison in Winterberg startete am 30. November mit einem Europacup im Skeleton.

Insgesamt sind 2,5 ha Fläche für Photovoltaik geplant. Die Anlage umfasst unter anderem auch die Parkflächen an der Kappe sowie die Überdachung des Veltins-Kreisels. Ein Zahlenvergleich: Das Sportzentrum verbraucht bisher an den Sportstätten – Veltins-EisArena und Schanzenpark – rund 1,4 Millionen kW/h Strom. Durch die Photovoltaik-Anlage werden 2,5 Millionen kW/h erwartet.

Veltins-Kreisel als Event-Location

Soweit dies möglich sei, werde der Strombedarf zum Betrieb der Sportstätten durch diese Anlage gedeckt. Der restliche Bedarf, insbesondere im Winter und nachts, werde durch aus regenerativen Anlagen erzeugten Strom gedeckt, hieß es.

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Die Überdachung des Veltins-Kreisels gilt als spektakuläre Maßnahme. „Die Schlitten fahren durch ein Gebäude“, erklärte Pieper. „Der überdachte Kreisel schafft eine einzigartige Event-Location und eröffnet glänzende Perspektiven für eine Weiterentwicklung von Veranstaltungen. Insgesamt sind die geplanten Maßnahmen ein wichtiger Bestandteil der Zukunftssicherung der Bahn und soll ein unvergleichliches Erlebnis für Zuschauer und Athleten bieten“, ergänzte er.