Der tickernde Linienrichter der „Bundesliga des Sauerlandes“

Meschede-Freienohl. Im Spiel als Linienrichter zu fungieren und dabei noch Liveticker zu schreiben? Diese kuriose Story liefert die „Bundesliga des Sauerlandes“.

In Sportvereinen werden Ehrenamtler dringend benötigt. Aktuell wohl mehr denn je, schließlich haben sich die Freizeitmöglichkeiten für vor allem junge Menschen in den vergangenen Jahrzehnten rasant vermehrt. Im Herbst 2024 stehen auch viele Klubs im Hochsauerlandkreis oft vor Problemen, wenn verdiente Ehrenamtler aus ihren Ämtern ausscheiden – und oft keine Nachfolger finden.

Fotostrecke: TuRa Freienohl unterliegt im Derby gegen Oeventrop

Der TuS Oeventrop um Trainer Carsten Krämer gewinnt in der Fußball-Bezirksliga 4 das Derby bei TuRa Freienohl mit 3:2. © WP | Philipp Bülter

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So macht diese Geschichte bei TuRa Freienohl richtig Mut. Denn beim Fußball-Bezirksligisten erfüllt mit Nils Poprawski ein mit 24 Jahren noch recht junger Mensch gleich zwei wichtige Ehrenämter: Der gebürtige Freienohler hilft dem jeweiligen Schiedsrichter bei TuRa-Heimspielen als Linienrichter mit der Fahne an der Seitenlinie mit. Kurios: Gleichzeitig schreibt Poprawski während des Spiels auf seinem Handy Liveticker zur jeweiligen Begegnung – wohl einmalig im Fußball-Sauerland.

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Nils Poprawski ist also der tickernde Linienrichter. Und das kann ihm bisweilen durchaus weh tun, zumindest mental. Denn vor eineinhalb Wochen erst tickerte der Sauerländer das Derby TuRa Freienohl gegen den TuS Oeventrop.

In der Küppelkampfbahn weilten etwa 400 Zuschauer, TuRa verlor nach grottenschlechter erster Hälfte am Ende mit 2:3. Poprawski wirkte souverän als Linienrichter und setzte zudem während der Partie fast minütlich Posts im Liveticker zum Spiel auf dem Portal „fussball.de“ ab. „Selbst zu spielen, zählt sicherlich nicht zu meinen größten Stärken. Ich fühle mich mit der Fahne an der Linie wohler, als selbst auf dem Platz zu stehen“, erzählt er und lacht.

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Von Philipp Bülter

Schon seit zehn Jahren verfasst Poprawski Liveticker bei Spielen von TuRa Freienohl. Im April 2015, das weiß er noch genau, feierte er Premiere. Mit 14 Jahren, beim Heimspiel gegen den TuS Hachen. Als er dann 16 Jahre alt war, kam er ganz klassisch zu seinem weiteren Job als Betreuer.

„Der damalige Betreuer sprach mich an, ob ich nicht Lust hätte, diese Aufgaben mal auszuprobieren. Mir machte die Arbeit Spaß, und ich fühlte mich von der Mannschaft von Beginn an respektiert und wurde super aufgenommen, was mich mit meinen damaligen 16 Jahren mit großem Stolz erfüllte“, so Poprawski. Seit mittlerweile acht Jahren steht er also als Linienrichter mit der Fahne und als „Tickerer“ mit dem Handy an der Seitenlinie. Zudem erfüllt er weitere wichtige organisatorische Aufgaben.

TuRa Freienohl: Liveticker und Fahnenträger in einer Person

Was auffällt: Nils Poprawskis Liveticker sind von prima Qualität. Äußerst detailliert erklärt er, was in den Spielen passiert, wer vor einem Foulelfmeter gefoult hat, wer Gelb sieht, wer große Torchancen vergibt oder wie die Tore entstehen.

Und dem Freienohler gelingt, was auch selten geworden ist bei dieser Art von Livetickern: Er ist fair und recht neutral, obwohl er natürlich für TuRa hält. „Ich glaube, dass ich im Laufe der Zeit von selbst immer besser geworden bin. Meine ersten Ticker, die ich mit 14 Jahren verfasst habe, waren nicht besonders informativ. Im Laufe der Zeit wurden meine Liveticker immer ausführlicher“, erzählt er.

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Die ehrenamtlichen Tätigkeiten des Mathematik-Studenten an der TU Dortmund für seinen Heimatklub werden vielfach wahrgenommen. „Im Umfeld des Vereins wissen sehr viele, dass ich den Liveticker mache, und viele sind froh, dass sie auch dann wissen, wie es im Spiel gerade läuft, wenn sie mal nicht selbst da sein können“, sagt Nils Poprawski.

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Er schätze seine Aufgaben und seinen Klub sehr: „Ich bin in Freienohl aufgewachsen und habe hier viele Freunde und Bekannte, davon viele bei TuRa. Wir sind ein familiär und gut geführter Dorfverein, in dem sich gegenseitig geholfen wird und bei dem abseits des Sportlichen auch die Geselligkeit und das menschliche Miteinander eine große Rolle spielen.“

Und so ist es kein Wunder, dass Poprawski beim Tickern auch mal emotional wird. Als TuRa Ende Mai 2022 im Endspiel des Arnsberger Krombacher-Kreispokals mit 6:5 nach Elfmeterschießen den damaligen Westfalenligisten SC Neheim besiegte und den Titel holte, schrieb er: „Potofski pariert gegen Yilmaz. TuRa ist Kreispokalsieger 2022“. Eine schöne Erinnerung, wie Nils Poprawski betont: „Da hatte ich Freudentränen.“

„Selbst zu spielen, zählt sicherlich nicht zu meinen größten Stärken. Ich fühle mich mit der Fahne an der Linie wohler, als selbst auf dem Platz zu stehen.“

Nils Poprawski, Betreuer des TuRa Freienohl

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