Meschede. Das war ein denkwürdiges Derby in der Landesliga 2: Der SV Schmallenberg/Fredeburg hat Neuling Fatih Türkgücü Meschede teilweise vorgeführt.
Torreich, denkwürdig – und bisweilen auch skurril: Das HSK-Derby der Fußball-Landesliga 2 zwischen Fatih Türkgücü Meschede und dem SV Schmallenberg/Fredeburg hatte am Samstagnachmittag, 31. August, vieles davon zu bieten, was Millionen Menschen in Deutschland so am Fußballsport begeistert. Mit einer hervorragenden Vorstellung bei gnadenloser Effizienz führte der SV Schmallenberg/Fredeburg vor etwa 400 Zuschauern Aufsteiger Fatih Türkgücü Meschede auf dessen Sportplatz teilweise regelrecht vor und siegte auch in der Höhe verdient mit 11:0 (3:0). Vor allem die letzten fünf Minuten in Halbzeit eins hatten einen entscheidenden Anteil an diesem verrückten Ergebnis gehabt.
Kurzzeitig wie versteinert nahm Jetmir Besiri nach dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Patrick Schwabe (TuS Herscheid) auf der nun verwaisten Ersatzbank seines FC Fatih Türkgücü Meschede Platz. Was für ein Debüt! In seinem ersten Spiel, nachdem er nach dem Rücktritt Philipp Stanges als Interimscoach sofort übernommen hatte, erlebte Besiri gleich einen historischen Landesliga-Heimspiel-Tag – aus Sicht der Mescheder im negativen Sinne.
Und doch: Jetmir Besiris Analyse kurz nach dem Abpfiff war durchaus berechtigt. „Wenn wir nicht selbst so blöd gewesen wären, dann wären wir nicht als Verlierer vom Platz gegangen“, formulierte der Coach eine angesichts des Endstands von 0:11 auf den ersten Blick steile These. Doch tatsächlich hatten die ersten zehn Minuten der Partie komplett dem Aufsteiger gehört, der dem bislang geteilten und jetzt alleinigen Spitzenreiter aus Schmallenberg eingeheizt hatte.
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Mit einem langen Sololauf hatte sich auf der linken Angriffsseite letztlich Taha Bayram freigespielt und fand in der 3. Minute im Zentrum Stürmer Pasquale Neufeld, doch der Ex-Angreifer des SC Neheim verzog mit links. Das hätte gut und gerne die Mescheder 1:0-Führung sein können. „Fatih war in den ersten zehn, 15 Minuten klar besser“, sagte später auch SV-Trainer Merso Mersovski.
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Im Anschluss jedoch begann das Mescheder Unheil, denn gleich mit seiner ersten Torgelegenheit markierten die Gäste die 1:0-Führung. Nach einem Katastrophen-Rückpass von Selim Atmaca schnappte sich Schmallenbergs Andreas Schütte die Kugel, legte rechts raus auf Kevin Lüttecke, und der Ex-Esloher versenkte trocken mit rechts unten links (7.). Carlos Schöllmann hatte in der 11. Minute das 2:0 auf dem Fuß, doch Fatih-Torwart Maik Schemme parierte klasse.
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In der Folge sollte Max Schamonis Schuss aus 16 Metern Fathis einzige Torchance in Abschnitt eins bleiben (21.). Viel mehr drehten die Gäste so richtig auf. Nach einem Zuspiel von der rechten Seite traf Schütte zum 2:0 für die Schmallenberger (30.), die noch vor der Pause per Traumtor erhöhten. Marco Gorges ließ Maik Schemme mit einem wunderschönen Volleyschuss in den rechten oberen Knick keine Chance und wurde von seinen Teamkollegen und der aufspringen Bank der Gäste ausgiebig gefeiert – 0:3 (40.).
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Dann wurde es hitzig und hektisch: Nejmettin Bayram sah erst Gelb, wirkte danach recht geladen und ließ sich Minuten später auf ein Wortgefecht mit Emil Mersovski und Fabio Gorges ein. Der Mescheder packte Gorges in den Nacken, was diesem gar nicht gefiel – und Bayram sah Gelb-Rot. Kurz darauf ließ sich Fatih-Kapitän Emre Yilmaz zu Meckereien hinreißen und flog nur eine Minute später (!) ebenfalls mit Gelb-Rot vom Platz. Dann folgte der Halbzeit-Pfiff. Mit diesen Aktionen hatten sich die Mescheder nun weitgehend selbst entscheidend geschwächt.
Mit nur acht Feldspielern plus Torwart wirkte der Aufsteiger in Durchgang zwei dann einigermaßen überfordert. Die Gäste spielten ihre Überlegenheit clever aus, wobei sich die Mescheder mindestens in den ersten 15 Minuten nach der Pause auch regelrecht aufgaben. Die Schmallenberger kombinierten munter drauf los und stellten durch Mirko Piechaczek (47., Strafstoß) und Carlos Schöllmann (48., 51.) innerhalb von vier Minuten (!) auf 6:0.
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Im Anschluss wurde es skurril: Weil rund um das Spiel das Sportfest des FC Fatih lief, wurden nun minutenlang per Stadionmikrofon Gewinner-Lose im Zuge der durchgeführten Tombola ausgerufen – während es im weiten Rund fast komplett ruhig geworden war. Auf dem Spielfeld gingen die Mescheder weiter unter, immerhin wehrten sie sich aber mit zwei Mann weniger auf dem Platz nun wieder.
Die Joker Joan Nieswand (53., 59.) und Luca Schörmann (67.) erhöhten trotzdem auf 9:0 für die Gäste, bei denen „Andi“ Schütte dann die Zehn-Tore-Marke knackte (10:0, 83.). Schütte setzte mit dem Tor zum 11:0 (87.) den Schlusspunkt unter ein denkwürdiges HSK-Derby. Längst war auf der Ersatzbank der Gäste kaum noch gejubelt worden – das Ganze hatte in den letzten 30 Minuten Trainingsspiel-Charakter.
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„Wir haben dem Gegner mit dem Tor zum 2:0 die Luft genommen. Der Spielverlauf lief sehr in unsere Richtung“, freute sich Gästecoach Merso Mersovski. Ein Aufstiegskandidat sei sein weiter ungeschlagenes Team aber jetzt nicht: „Wir genießen das Ganze. Uns ist nichts geschenkt worden, das ist harte Arbeit. Die Kabine ist intakt, wir haben Spaß und einen guten Konkurrenzkampf. Wir gucken mal, was in den nächsten zwei, drei Wochen so passiert mit den nächsten Gegnern.“
Fatih Türkgücü Meschede: Schemme; Nagis, Balcan, Wischer (46. Bulut), Eckel (68. Chalil), Taha Bayram (73. Ege), Yilmaz, Schamoni (51. Friday), Atmaca, Nejmettin Bayram, Neufeld (60. Kilic). - SV Schmallenberg/Fredeburg: Lattanzi; Emil Mersovski, Dobbener (53. Strasburger), Fink, Piechaczek (51. Petrovic), Fabio Gorges (51. Schörmann), Hafner (51. Nieswand), Schöllmann, Marco Gorges, Lüttecke (60. Rama), Schütte. - Tore: 0:1 Lüttecke (7.), 0:2 Schütte (30.), 0:3 Marco Gorges (40.), 0:4 Piechaczek (47., Strafstoß), 0:5 Schöllmann (48.), 0:6 Schöllmann (51.), 0:7 Nieswand (53.), 0:8 Nieswand (59.), 0:9 Schörmann (67.), 0:10 Schütte (83.), 0:11 Schütte (87.). - Gelb-Rote Karten: Nejmettin Bayram (45.+2, FC Fatih), Yilmaz (45.+3, FC Fatih).
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