Hattingen/Arnsberg. Handball-Verbandsligist SG Ruhrtal kann auch in der Fremde auf Unterstützung setzen. Eine Reportage von der Fahrt nach Hattingen.

Sie sind unverwüstlich und bleiben ihrer Mannschaft immer treu – und das trotz der in dieser Spielzeit eklatanten Auswärtsschwäche. Die Fans des Handball-Verbandsligisten SG Ruhrtal, die auch immer zahlreich zu den Auswärtsspielen mitreisen. So wie zuletzt am Samstag, 11. Mai, zum Spiel bei der HSG Hattingen-Sprockhövel.

Es sind am Samstagnachmittag schon ein paar Parallelen zum Vorjahr zu erkennen. Damals, im Juni 2023, als die SG Ruhrtal bei der HSG Herdecke/Ende den Verbandsliga-Aufstieg perfektmacht, herrschen ebenfalls reichlich Sonnenschein und sommerliche Temperaturen. Und doch ist dieses Mal etwas anders. Der Bus ist ein klassischer Linienbus und die Gefolgschaft etwas kleiner, aber keineswegs weniger stimmungsvoll oder optimistisch. Mit einem Erfolg in Hattingen wäre der Klassenerhalt in der Verbandsliga perfekt. „Die Ruhrtaler Fan-Kultur beschreibt im Prinzip den Charakter unserer Spielgemeinschaft. Dass wir neben der lautstarken Unterstützung in voller Ruhrtalhalle auch in mitunter weiter Entfernung auf den Support mit Trommeln und Gesang bauen können, ist schon beeindruckend. Da sind einfach alle mit Herzblut bei der SG Ruhrtal. Darauf kann der Verein sehr stolz sein, das ist nicht selbstverständlich“, erklärt SGR-Männerwart Matthias Klute.

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Gut 40 Personen sind im Bus, der um 16.30 Uhr von der Ruhrtalhalle in Oeventrop abfährt. Darunter Fans, Verantwortliche und auch ein Teil der erfolgreichen männlichen C-Jugend, die sich zuletzt mit der JSG Ruhrtal/Warstein für die Regionalliga qualifizierte. Was soll da noch schiefgehen? Die Vorfreude ist trotz einer mäßig laufenden Klimaanlage im Bus groß. „Es wird ein schweres Kampfspiel, aber wir haben in den vergangenen Wochen gezeigt, dass wir in der Liga bestehen können“, sagt Mirko Steffen, Vorsitzender des Fördervereins.

Fahnen für alle bei der SG Ruhrtal

Nach eineinhalb Stunden kommt der Bus an der Sporthalle in Hattingen an. In der Halle trifft kurz vor Spielbeginn auch die zweite Herrenmannschaft der SG Ruhrtal ein, die ebenfalls mit einem Bus von ihrem Spiel in Hohenlimburg nachgereist ist. Man steht zusammen. Es werden grüne sowie rote Fahnen verteilt, und die gut 60 SGR-Anhänger machen schon vor Spielbeginn mächtig Radau.

Die tolle Stimmung auf den Rängen soll sich auf die Mannschaft übertragen – tut sie aber irgendwie nicht. Die SG Ruhrtal legt einen katastrophalen Start in das wichtige Spiel hin. Technische Fehler, Fehlpässe und Fehlwürfe prägen den desolaten Auftritt. Die Deckung? Löchrig wie ein Schweizer Käse. Der ungeliebte Harzgebrauch tut sein übriges. Ist das wirklich dieselbe Mannschaft, die zwei Tage zuvor gegen den Zweitplatzierten HTV Hemer nur äußerst knapp mit 27:29 verlor? Ja, das ist sie, und deswegen platzt kurz vor der Halbzeit SGR-Coach Frank Moormann in einer Auszeit der Kragen: „Ey, Leute! Die Zuschauer kommen in Bussen hier hin, und wir liefern so etwas Peinliches ab. Das geht so nicht!“ 9:17 steht es zur Halbzeit.

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Auch nach dem Seitenwechsel gibt die Anhängerschaft mit Trommeln und Gesängen lange Zeit alles, und auch die Mannschaft rafft sich noch einmal ein wenig auf, doch am Ende steht eine 19:32-Niederlage . Statt großer Partystimmung zum Gelingen des Ligaerhalts gibt es nun Aufmunterung für die geknickte Mannschaft aufgrund der verpassten Chance.

Nachdem die Fahnen und Trommeln eingepackt sind, setzt sich gegen 21 Uhr der Bus aus dem Ruhrgebiet wieder in Richtung Heimat in Bewegung. „Wir wissen um unsere Auswärtsschwäche, aber dass wir nach 15 Minuten so den Kopf in den Sand stecken, hätte ich nicht erwartet“, sucht Mirko Steffen nach Erklärungen. Er bleibt kämpferisch: „Ich glaube weiterhin noch an den Klassenerhalt.“ Die trübe Stimmung verfliegt tatsächlich recht schnell, es wird wieder geflachst und gelacht. Denn alle wissen, dass am Samstag, 25. Mai, in der letzten Partie gegen den OSC Dortmund noch die Chance besteht, den Klassenerhalt zu sichern. Das Gute daran: Es ist ein Heimspiel.

Nach der heftigen Pleite in Hattingen sind Team und Trainer der SG Ruhrtal frustriert, bedanken sich aber bei ihren Fans für den klasse Support.
Nach der heftigen Pleite in Hattingen sind Team und Trainer der SG Ruhrtal frustriert, bedanken sich aber bei ihren Fans für den klasse Support. © WP | Fabian Ampezzan

Die Ruhrtaler Fan-Kultur beschreibt im Prinzip den Charakter unserer Spielgemeinschaft.
Matthias Klute, Männerwart der SG Ruhrtal