Sauerland. Kommt es in der Fußball-Bezirksliga 4 in dieser Saison zur Chance für den Tabellenzweiten, aufzusteigen? Szenarien für eine Relegation.
Für alle Teams in der Fußball-Bezirksliga, die Aufstiegshoffnungen hegen, ist es das Ziel am Ende einer Spielzeit, an der Tabellenspitze ihrer jeweiligen Staffel zu stehen. Aber es gibt noch einen „Strohhalm“, an den sich diejenigen klammern, die dieses Ziel nicht erreichen: Die Vizemeisterschaft, die den Relegationsplatz bedeutet. In der vergangenen Saison war es in der Fußball-Bezirksliga 4, der „Bundesliga des Sauerlandes“, der FC Fatih Türkgücü Meschede, der Zweiter geworden war und somit in der Qualifikationsrunde für die Landesliga starten durfte. Und auch in diesem Jahr gehören die Mescheder zu denen, die sich Hoffnungen auf dieses Hintertürchen machen.
Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, von der „Nachrücker-Regelung“ in den Bestimmungen des Fußball-und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) zur Auf- und Abstiegsregelung zu profitieren, ausgesprochen gering. So hat nach der vergangenen Saison, an deren Ende insgesamt zwölf Relegationsspiele der 13 Gruppenzweiten der Bezirksligen standen, mit Borussia Münster lediglich ein Team davon profitiert – nach vier Relegationsspielen. Für Fatih Türkgücü Meschede waren damals am 11. Juni 2023 als Bezirksliga-Aufsteiger im zweiten Relegationsspiel (1:5 gegen Fortuna Freudenberg) die Aufstiegshoffnungen geplatzt. Die Mescheder hatten wie die anderen Bezirksliga-Vertreter der weiteren Staffeln zur Relegation überhaupt nur antreten dürfen, weil mit dem 1. FC Kaan-Marienborn ein Regionalligist keine Lizenz erhielt und in der Kreisliga C neu anfing.
Die Bezirksliga-Zweiten schauen nach oben
Neben dem für Auf- und Abstieg bedeutsamen sportlichen Abschneiden in den jeweiligen Ligen spielt aber auch die ab der Regionalliga erforderliche Lizenzierung eine Rolle. Wer als für den Aufstieg sportlich qualifizierter Oberligist die Lizenz nicht erhält, darf nicht aufsteigen. So ändert sich die Auf- und Abstiegsregelung. Zudem entscheidet über die Anzahl der Absteiger aus der Oberliga die Zahl der Teams aus dem westfälischen Landesverband, die aus der Regionalliga oder aus höheren Klassen (zum Beispiel mangels Lizenzerteilung) in die Oberliga absteigen. Das können bis zu sechs sein. Diese an Bedingungen geknüpfte Auf- und Abstiegsregelung setzt sich in die unteren Ligen fort.
Entscheidend für die Aufstiegssituation aus der Bezirksliga ist die Besetzung der vier Landesliga-Gruppen, die eine Sollstärke von 16 Mannschaften – insgesamt als 64 – haben. In der Spielordnung heißt es dazu: „Sollte die Anzahl von 64 Mannschaften der vier Landesligen mit Ablauf des letzten Punktespieltages nicht erreicht werden, tragen die Tabellenzweiten der Bezirksliga eine Aufstiegsrunde um die freien Plätze aus.“
Ein Blick auf die Situation in den Landesligen vor Beginn der laufenden Meisterschaftsrunde: Von den 72 Mannschaften der Saison 2022/2023 (die Gruppen starteten mit je 18 Teams) sind sieben auf- und 20 abgestiegen. Zu den verbliebenen 45 kamen die 13 Meister der Bezirksliga-Gruppen sowie der Sieger der Aufstiegsrunde und fünf Absteiger aus den Westfalenligen, sodass die Landesliga-Staffeln mit je 16 Teams ins Sollstärke an den Start gingen.
Das ist der aktuelle Stand in den Ligen
Wie die Situation am Ende der laufenden Punktspielrunde aussehen wird, lässt sich aufgrund der zahlreichen Unwägbarkeiten derzeit nicht seriös prognostizieren. Sofern alle sportliche Qualifizierten ihr Aufstiegsrecht wahrnehmen und die heutige Tabellensituation unverändert bliebe, sähe es wie folgt aus:
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Aus der Regionalliga West steigen der SV Lippstadt 08 und RW Ahlen in die Oberliga Westfalen ab. Dann treten auch die beiden Letztplatzierten, aktuell die TSG Sprockhövel und der FC Brünninghausen, den Weg nach unten in die Westfalenliga an. Von der 32 Teams der beiden Westfalenligen steigen die Tabellenersten, zurzeit der SC Verl II und Concordia Wiemelhausen, in die Oberliga auf. In die Landesligen steigen sechs Teams ab – nach heutigem Stand der Hombrucher SV, der heimische SC Neheim, FC Lennestadt, FC Nordkirchen, TuS Haltern und Hammer Spielvereinigung.
Von den 64 Landesligisten würden vier in die Westfalenligen auf- und zwölf in die Bezirksligen absteigen, sodass zur Erreichung der 64er-Sollstärke 16 Teams benötigt werden. In diesem Fall gäbe es neben den 13 Gruppenmeistern drei weitere „Nachrücker“, die in einer Relegationsrunde ausgespielt werden.
Sollte sich aber an den Konstellationen der höheren Spielklassen etwas ändern, wäre die Rechnung Makulatur. So zum Beispiel, wenn zusätzlich zu Lippstadt und Ahlen auch der FC Gütersloh und SC Paderborn II aus der Regionalliga West abstiegen. Dann gäbe es vier Oberliga-Absteiger und ebensoviele Aufsteiger aus den Westfalenligen, die Ersten und Zweiten jeder Gruppe. Damit verblieben hier sechs zu besetzende Plätze. Zusätzlich zu den Gruppensiegern der Landesliga kämen dann die vier Tabellenzweiten der Landesliga-Staffeln in den Aufstiegsgenuss. Aus der Reihe der fünf HSK-Teams in der Landesliga 2 wird dies aber wohl keine Mannschaft erreichen.
Für die Bezirksligen bedeutete dies nun, dass sie in den Landesligen insgesamt 20 Plätze – acht Auf-, zwölf Absteiger – zu besetzen hätten. Neben den 13 Staffelsiegern und sechs Absteigern aus der Landesligen müsste also – wie am Ende der vergangenen Saison – noch ein Platz unter den 13 Bezirksliga-Vizemeistern ausgespielt werden. Fatih Türkgücü Meschede, der SuS Langscheid/Enkhausen oder eine Überraschung wie der TV Fredeburg – eventuell könnte eine solche Regelung für eines der HSK-Teams zum Trumpf werden.