Arnsberg-Oeventrop. Fast 20 Jahre spielten Phillipp und Yannick Mähl beim TV Arnsberg. Jetzt treffen sie erstmals als Gegner aufeinander. Warum erst jetzt?
Auf den ersten Blick ist es ein wichtiges Kreisderby, in dem es um wertvolle Punkte zum Verbleib in der Handball-Verbandsliga, die ja nächste Saison Oberliga heißt, geht. Doch der besondere Pfiff der Partie zwischen der SG Ruhrtal und der DJK SG Bösperde, die am Samstag um 19.30 Uhr in der sicher voll besetzten Ruhrtalhalle steigen wird, ist das erste Aufeinandertreffen als Gegner von zwei fast zwei Jahrzehnten gemeinsam beim TV Arnsberg aktiven Zwillingsbrüdern.
Vom TV Arnsberg zu verschiedenen Klubs
Nach dem Ausstieg von Vater Frank Mähl als Coach des TVA verschlug es bekanntlich Linksaußen Yannick Mähl zur SGR, während sich Spielmacher Phillipp der in einer anderen Landesliga-Staffel aktiven DJK anschloss. Beide mussten ihren Entscheidung nicht bereuen, schafften jeweils über die Relegation den Sprung in die Verbandsliga. Es hätte also eigentlich schon im Hinspiel im Oktober zu einem Duell der beiden 28-Jährigen kommen können, doch Phillipp war noch in der Genesungsphase eines Kreuzbandrisses, konnte erst im Januar wieder einsteigen.
- SG Ruhrtal: 17:38! Alarmglocken schrillen aus anderem Grund
- SG Ruhrtal: Diesen ungewöhnlichen Plan verrät Frank Moormann
- Fantastisches Aufbäumen - doch Sieg bleibt SG Ruhrtal verwehrt
Mittlerweile ist er wieder vollständig hergestellt, bestritt am Mittwoch beim 18:33 bei Ferndorf II sein sechstes Match, wartet aber immer noch auf den ersten Comeback-Sieg. Der soll nun ausgerechnet in Oeventrop gelingen, denn Phillipp streicht die hohe Bedeutung des Derby heraus: „Wir liegen nur vier Punkte vor Ruhrtal, haben nichts zu verschenken, auch wenn einigen meiner Mitspieler das Spiel mit harzfreiem Ball nicht sonderlich gefällt“, sagt er.
Mähls Rolle in Bösperde
Anders als früher in Arnsberg sieht sich Phillipp im Verbandsliga-Kader von Trainer Hendrik Ernst als reiner Ballverteiler plus Siebenmeterschütze, „denn wir haben ja starken Halbschützen, auf die unser Spiel ausgelegt ist“. Allerdings hat sich der ebenfalls in Arnsberg ausgebildete Johannes Dame einer Bandscheiben-Operation unterziehen müssen. Seine „einfachen“ Tore aus der zweiten Reihe werden arg vermisst, die jüngste Heimschlappe gegen Altenbögge-Bönen hat, nachdem es auch bei Schlusslicht SGSH Dragons nur zu einem Remis reichte, die Sorgen um den Ligaerhalt weiter verschärft. Dames Ersatz im linken Rückraum, der frühere Sunderaner Chris Spielmann, kommt längst nicht an Dames Torgefahr heran.
Ruhrtals Ausgangslage ist allerdings, obwohl keines der vergangenen fünf Heimspiele verloren wurde, noch prekärer. „Für uns beginnen gegen Bösperde die Stunden der Wahrheit“, sagt SGR-Trainer Frank Moormann, der den Schlüssel zum Erfolg diesmal eher im Angriff als in der Defensive sieht: „Wir müssen clever agieren und mit der Unterstützung unserer Fans der Partie von Beginn an den Stempel aufdrücken.“
Was die in Gevelsberg extrem dünne Besetzung anbelangt, gibt es mehrere Hoffnungsschimmer. Ob und in welcher Verfassung Malte Weber, Matthias Storm, Michael Gräbener und Veit Schmidt wirklich auflaufen und so für die dringend benötigte Entlastung sorgen können, dürfte aber selbst nach dem Abschlusstraining offen bleiben. „Wenn Veit am Kreis und in der Abwehr helfen könnte, würde das einen enormen Motivationsschub fürs ganze Team bedeuten“, verweist Moormann auf den hohen Stellenwert des Mannschaftskapitäns
Die Abstiegslage
Die Saison befindet sich noch nicht auf der Zielgeraden, aber die Abstiegsfrage drängt sich bereits auf. So ist die Lage: Bei drei Drittliga-Absteigern in den Handballverband Westfalen stiegen sechs Mannschaften aus der Verbandsliga ab, also die jeweils drei Letztplatzierten der beiden Staffeln – zurzeit sind dies in der Staffel 2 die HSG Hattingen-Sprockhövel, die SG Ruhrtal und die SGSH Dragons II. Bei zwei Drittliga-Absteigern in den HVW stiegen die jeweils zwei Letztplatzierten ab und die Tabellendrittletzten träfen sich zu einer Relegation, um den fünften Absteiger zu ermitteln. Bei einem Drittliga-Absteiger gäbe es vier Absteiger, also die jeweils zwei Tabellenletzten der beiden Staffeln. Bei keinem Drittliga-Absteiger müssten nur die beiden Tabellenletzten direkt absteigen, während die Tabellenvorletzten in die Relegation gingen.
Doch zurück zum erstmaligen Zwillingsbrüder-Duell. „Das wird schon ein komisches Gefühl, Phillipp auf der Gegenseite zu sehen, zumal es durchaus sein kann, dass er direkt gegen mich verteidigt“, sagt Yannick. Und wie geht es emotional eigentlich dem Vater? „!ch werde mich genau in die Mitte setzen“, sagt Frank Mähl schmunzelnd und will trotz seiner erfolgreichen Trainer-Vergangenheit bei der SG Ruhrtal unparteiisch dem Treiben seine Söhne zuschauen.