Arnsberg-Neheim. Der SC Neheim empfängt den Hombrucher SV zum Kellerduell der Westfalenliga. Das sagt Claudio Osterhoff zum Kampf um die Nummer eins.

Seine Geschichte klang nicht nur besonders – sie war es. Denn Claudio Osterhoff entwickelte sich in seinem ersten Jahr beim Fußball-Westfalenligisten SC Neheim zum Stammtorwart, der aus der Kreisliga kam. Allerdings dauerte das Märchen nur eine Saison. In der aktuellen Spielzeit, in welcher die „Binnerfeld Boys“ bis zum Hals im Abstiegskampf stecken, fand sich Osterhoff erst einige Male auf der Ersatzbank wieder und in der Winterpause verpflichtete der Klub mit Azmir Alisic sogar einen Torwart, der bereits in der Regional- und Oberliga spielte. Osterhoff – reagierte.

Neheim: Vier Spiele, vier Gegentore

Und zwar reagierte er, wie es sich für einen guten Teamplayer gehört. Böse Worte kamen und kommen dem 26-Jährigen nicht über die Lippen, obwohl Trainer Alex Bruchhage in den bisherigen vier Spielen der Rückrunde wie erwartet auf Alisic setzte. Auch im wichtigen Kellerduell am Sonntag, wenn das Schlusslicht aus Neheim um 15.30 Uhr im Binnerfeldstadion den nur einen Punkt besseren Tabellenvorletzten Hombrucher SV empfängt, wird es zwischen den Pfosten keine Veränderung geben.

Mehr zum Thema

„Vier Spiele, vier Gegentore, bei denen er machtlos war“, sagte Bruchhage. „Azmir macht das, wofür wir ihn geholt haben“, ergänzte der Coach. Zwar liegt es nicht nur am neuen, erfahrenen Torwart, dass die Neheimer Defensive offenbar zu ihrer einstigen Stabilität zurückfand, doch unter anderem seine lautstarken Kommandos in Richtung der Abwehrspieler verfehlen ihre Wirkung nicht. Und bei der einen oder anderen Parade stellte der 28-Jährige sein Können durchaus unter Beweis.

Osterhoff: „Situation herausfordernd“

„Momentan ist die Situation sehr herausfordernd für mich“, sagte Claudio Osterhoff im Gespräch mit dieser Zeitung. „Mit Justin hatte ich bei meinem Wechsel vor eineinhalb Jahren einen sehr guten Konkurrenten. Jetzt habe ich mit Azmir einen zweiten dazubekommen“, erklärte er. Weil sich Justin Schröter nach einer Verletzung erst auf dem Weg zurück in den Kader des SC befindet, gibt es aktuellen ein Duell um die Nummer eins zwischen Osterhoff und Alisic.

Azmir Alisic (rechts) spielt seit seinem Wechsel in der Winterpause zum SC Neheim auch im Tor des Fußball-Westfalenligisten.
Azmir Alisic (rechts) spielt seit seinem Wechsel in der Winterpause zum SC Neheim auch im Tor des Fußball-Westfalenligisten. © Falk Blesken

Osterhoff, der gebürtige Soester kam aus der Kreisliga A Soest ins Binnerfeld, findet sich dabei in der Rolle des Herausforders wieder. „Als Sportler möchte man selbstverständlich immer spielen. Da ich das momentan nicht tue, zeigt mir das, dass ich nochmal mehr machen muss, damit ich wieder auf meine Spielminuten komme“, erklärte er. In den vergangenen Jahren vermied Bruchhage es, sich komplett auf eine Nummer eins festzulegen, nannte seine Torhüter „1a“, „1b“, „1c“ und gab allen Spielminuten.

Ich habe letztes Jahr, wie auch diese Saison bei Spielen gegen den SV Lippstadt im Westfalenpokal oder den SVW Soest gezeigt, dass ich für die Mannschaft der Rückhalt sein kann, den sie braucht.
Claudio Osterhoff, Torwart des SC Neheim

„Ich habe letztes Jahr, wie auch diese Saison bei Spielen gegen den SV Lippstadt im Westfalenpokal oder den SVW Soest gezeigt, dass ich für die Mannschaft der Rückhalt sein kann, den sie braucht“, sagte Osterhoff. Ob der Trainer seinem Prinzip in der aktuell prekären Lage allerdings treu bleibt, ist offen.

Neheim unberechenbarer

Denn vier Spiele ohne Niederlage sprechen für sich und die Akteure, die auf dem Platz standen. „Die acht Punkte waren mehr als wichtig für uns, weil man sieht, dass unten alles möglich ist“, sagte auch Osterhoff: „Es gibt keine Mannschaft, die unten nicht punktet und die Qualität hat, ein Team aus der Spitzengruppe zu schlagen.“ Was ihn zudem freut: „Wir sind unberechenbarer. Es trifft nicht mehr nur Johannes (Thiemann, Anm. d. Red.) bei uns. Das hat das Verteidigen gegen uns in der Hinrunde sehr leicht gemacht“, ergänzte er.

„Extrem wichtiges Spiel“

Ein so genanntes Sechs-Punkte-Spiel wartet am Sonntag (15.30 Uhr) auf den SC Neheim, wenn im Binnerfeldstadion der Hombrucher SV zu Gast ist. „Es ist ein extrem wichtiges Spiel“, sagte Neheims Trainer Alex Bruchhage zum Duell des Tabellenletzten mit dem -vorletzten. „Aber wir sind gewarnt“, ergänzte er. Am vergangenen Spieltag gewann Hombruch gegen das Top-Team von Concordia Wiemelhausen. Lukas Wulf, Felix Fleck und Alwin Weber werden weiterhin fehlen. Janik Hülsmann kehrte ins Training zurück, Merlin Zweimann und Julian Kellermann sind leicht angeschlagen, dürften aber spielen.

Darüber hinaus herrsche ein neues Selbstvertrauen in der Mannschaft – zu dem auch die während eines Spiels leidenschaftlich mitgehenden Ersatzspieler (wie Osterhoff) beitragen. „Ein Gegentor bringt uns jetzt nicht mehr so aus dem Rhythmus und dem Konzept, wie es noch in der Hinrunde der Fall war“, sagte der Torwart. Ob seine Geschichte beim SC allerdings um ein „Die Rückkehr ins Tor“-Kapitel erweitert wird, ist ungewiss. Ebenso wie sein Verbleib über die Saison hinaus bei den „Binnerfeld Boys“.

Osterhoff: Gespräch mit Mbaye

Ein Gespräch mit Ibou Mbaye, der nach der Saison Bruchhage als Trainer beerbt, gab es bereits. „Ich hatte ein sehr gutes und langes Gespräch mit Ibou, wobei insbesondere seine Spielausrichtung im Fokus lag. Sehr positiv war auch, dass mir schnell Vertrauen und Wertschätzung seitens Ibou entgegengebracht wurde. Seine Art Fußball zu spielen und wie er für den Fußball lebt, ist sehr identisch mit meinen Ansichten“, sagte Osterhoff.