Winterberg. Von zwölf Podestplätzen holten die deutschen Bobs in Winterberg: elf. WM-Titel gingen alle ans Team von René Spies, der aber warnte.
Er winkelte die Unterarme an, ballte links und rechts eine Faust – und brüllte den Jubel hinaus. So erlebten die Fans in der Veltins-EisArena in Winterberg René Spies, den Chef-Bundestrainer, nach jedem Wettbewerb der Bob-Weltmeisterschaft. Denn von vier zu vergebenen Goldmedaillen holten seine Athletinnen und Athleten: vier. Mehr noch: Lediglich im Monobob der Frauen gestattete Deutschland bei der Heim-WM im Hochsauerland der US-Amerikanerin Elana Meyers Taylor die Silbermedaille. Ansonsten flatterte bei den Siegerehrungen stets dreimal Schwarz-Rot-Gold am Fahnenmast. Doch Spies warnte.
Winterberg: Friedrich untermauert Status
„Wir haben elf von zwölf möglichen Podestplätzen geholt. Das ist schon extrem“, sagte der aus Winterberg stammende Cheftrainer nach den Titelkämpfen in seiner Heimatstadt. Als wäre das erste Wochenende mit Triumphen und Podestplätzen im Monobob der Frauen und Zweierbob der Männer nicht imposant genug gewesen, setzten die Spies-Gesellen beim Finale der Heim-WM noch einen drauf.
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Lisa Buckwitz vom BRC Thüringen gewann mit der aus Dortmund stammenden Anschieberin Vanessa Mark, die für Eintracht Frankfurt startet, Gold im Zweierbob der Frauen. Das Duo verwies Laura Nolte/Deborah Levi (BSC Winterberg/SC Potsdam) und Kim Kalicki/Leonie Fiebig (TuS Eintracht Wiesbaden/BSC Winterberg) auf die Plätze. Am Sonntag untermauerte Francesco Friedrich (BSC Sachsen Oberbärenburg) seinen Ruf als lebende Piloten-Legende mit dem Sieg im Viererbob der Männer.
Friedrich verfehlt Startrekord
Der Auftritt des 33-jährigen Pirnaer geriet einmal mehr zur Machtdemonstration. Nach vier Läufen inklusive Bahnrekord im dritten verwies „Franz der Große“ seine Teamkollegen Johannes Lochner (Stuttgart/+0,88 Sekunden) und Adam Ammour (Oberhof/+1,21) deutlich auf die Plätze. „Wir hatten uns den Startrekord auch noch vorgenommen, den haben wir aber um zwei Hundertstel verfehlt“, sagte Friedrich grinsend, um zu ergänzen: „Wir haben ja noch zwei Jahre Zeit, um den zu holen.“
Bis zu den Olympischen Winterspielen 2026 plant er aktuell seine Karriere. Am Sonntagabend erhielt Friedrich erneut den großen WM-Pokal, der nach fünf Triumphen in Folge im vergangenen Jahr eigentlich schon in sein Eigentum übergegangen war.
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Er stellte ihn dem internationalen Verband aber wieder zur Verfügung und erklärte nun schmunzelnd: „Wir hoffen, dass wir ihn bis 2027 mindestens noch bei uns stehen haben. Dann können sich die anderen um den Pokal prügeln.“ Der Ausnahme-Pilot stand bei Weltmeisterschaften nun 14 Mal ganz oben auf dem Siegerpodest.
Spies: „Das wird sich nicht wiederholen“
Von Friedrichs Dominanz oder der mega-erfolgreichen Heim-WM auf eine selbstverständlich goldene Zukunft des deutschen Bobsports zu schließen, davor warnte jedoch Cheftrainer René Spies. „Die Weltmeisterschaft ist ein super Ergebnis für alle, aber nur eine Momentaufnahme. In der nächsten Saison ist die WM in Lake Placid auf einer ganz anderen Bahn. Dort werden unter anderem die Amerikaner wieder verstärkt vorne mitmischen“, sagte Spies, um zu ergänzen: „Das, was wir in Winterberg erlebt haben, wird sich nicht wiederholen. Und in Richtung Olympische Winterspiele 2026 wird es sowieso nochmal enger.“
Man habe der Konkurrenz neue Hausaufgaben in punkto Material und Athletik für den Sommer mitgegeben. „Aber wir müssen uns auch weiter verbessern“, sagte Spies. Gleichwohl freute sich der 50-jährige Sauerländer in Winterberg erneut über ein weiteres goldenes Jahr mit seiner „goldene Generation“.