Arnsberg. In der Handball-Bezirksliga Mitte wird die Luft für den TV Arnsberg dünn. Stürzt der Ex-Verbandsligist in die Kreisliga ab? Die Analyse
Fast ein halbes Jahrhundert lang hat Frank Mähl alles für den TV Arnsberg gegeben. Der langjährige Spieler und Trainer des Traditionsvereins, mittlerweile 56 Jahre alt, gibt daher wenig überraschend zu: „Ein Absturz in die Kreisliga würde mir sehr weh tun.“ Doch Mähl, im Handball-Sauerland viel besser bekannt als „Tiger“, hat Hoffnung für seinen Klub, der als Schlusslicht der Bezirksliga Mitte mehr denn je um seine Zugehörigkeit zum überkreislichen Spielbetrieb bangen muss. Und auch der neue Coach des TVA, Jan Klute, sieht genügend Grund, weiter an den Klassenverbleib für den Ex-Verbandsligisten zu glauben.
Mittlerweile zwei Jahre ist es her, da stand Frank Mähls Entscheidung fest. Der „Tiger“ kündigte im Dezember 2021 an, dass die Spielzeit 2021/2022 seine letzte Saison als Coach des TV Arnsberg sein würde. Mit seinem Team befand sich der frühere Flügelspieler auf Rechts auch damals schon in einer heiklen Lage, schaffte aber mit 13:1 Punkten aus den letzten sieben Spielen noch den Klassenverbleib in der Bezirksliga und wurde Tabellenfünfter. „Ich bin noch heute saufroh darüber, dass ich mit dem Klassenerhalt aufhören konnte“, betont der Arnsberger.
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Leider erinnert aus Sicht des TVA vieles in der laufenden Saison an die missliche Lage von damals. Das Team ist in der Zehner-Staffel Tabellenschlusslicht, hat erst ein Mal gewonnen, ein Remis geholt und satte acht Mal verloren. Zehn Spiele, 3:17 Punkte – die Lage rund um die Rundturnhalle ist dramatisch. Er selbst sei „nicht mehr nah dran“, betont „Tiger“ Mähl. Gleichwohl verfolge er natürlich die Situation seines Heimvereins intensiv mit. „Eine Patentlösung habe auch ich aber nicht. Alle müssen jetzt an einem Strang ziehen, die jungen Jäuster müssen eingebunden und vielleicht auch die eine oder andere gemeinsame Aktion in der Freizeit angegangen werden. Damals hat es bei uns sehr geholfen, dass wir uns ausgesprochen haben und nochmals zusammengewachsen sind. Was die Jungs ganz schnell benötigen, ist ein Erfolgserlebnis“, sagt Mähl.
Frank Mähl besucht viele Spiele seiner Söhne
Auch seine Söhne Yannick und Phillipp reiften beim TV Arnsberg einst zu starken überkreislich aktiven Handballern. Mittlerweile spielen sie für die Verbandsligisten SG Ruhrtal (Yannick Mähl) und DJK Bösperde (Phillipp Mähl) und machen ihre Eltern stolz. „Ich verfolge die Entwicklung der beiden intensiv mit und sehe viele der Spiele. Natürlich machen sich sowohl Yannick als auch Phillipp ihre Gedanken zum TVA“, sagt Papa Frank.
In seiner neuen Rolle fühlt sich der stets emotionale Trainer wohl, wie er betont. „Jetzt kann ich auf der Tribüne meine Kommentare abgeben und muss keine Zeitstrafen mehr fürchten“, erzählt Frank Mähl und lacht. Keine Freude, sondern viel Frust und Sorge erzeugt bei ihm jedoch der drohende Abstieg seines TV Arnsberg: „Ich würde alles machen, um diesen Abstieg zu verhindern – notfalls auch ganz viele Kerzen bei uns in der Kapelle anzünden.“
Bevor als womöglich letzter Ausweg göttlicher Beistand angerufen werden muss, möchten die aktuell sportlich Verantwortlichen des TV Arnsberg die Rettung auf sportlichem Wege schaffen. Abteilungsleiter Fabian Niehaus sowie das Trainerteam um Chefcoach Jan Klute und dessen früheren Teamkollegen Ingo Willeke will das zweifelsohne vorhandene sportliche Potenzial des Teams auf die Platte bringen. Aber: Nur noch acht Spiele bleiben Trainer und Mannschaft, um die derzeit fünf Punkte Rückstand auf den drittletzten Platz, das rettende Ufer, aufzuholen.
Rundturnhalle soll wieder zur Festung werden
Zentraler Ansatzpunkt für eine Wende sind die Heimspiele. Ausgerechnet gegen Spitzenreiter Letmather TV, bei dem der TVA zuletzt unglücklich 25:28 verlor, gelang in der Hinrunde am ersten Spieltag das bislang einzige Remis. Im Heimspiel gegen die DJK Bösperde II schaffte das Team dann Mitte Oktober beim 30:29 den bisher einzigen Sieg, doch drei Punkte aus fünf Heimpartien sind nun in der Rückrunde zu wenig, um drinzubleiben. „Die Heimspiele müssen wir definitiv gewinnen. Gelingt uns das in den verbleibenden vier Partien zu Hause, wären das 8:0 Punkte. Die würden uns enorm helfen“, rechnet Jan Klute vor.
Dass die Rundturnhalle durchaus eine Festung sein kann, hat der 38-jährige Ur-Arnsberger schon zu seinen aktiven Zeiten erlebt. Einst war die Halle prall gefüllt, das ist längst nicht mehr der Fall. Doch dass seine Mannschaft, die Klute de facto seit vier Spielen – der TVA unterlag viel Mal teils knapp – betreut, viel mehr Möglichkeiten hat, davon ist der Ex-Kreisläufer überzeugt: „In der Mannschaft schlummert Talent, das nicht ausgeschöpft ist. Die Spieler reißen sich alle im Training und im Spiel den A... auf, aber das Erfolgserlebnis fehlt. Und so auch das Selbstvertrauen.“ Spieler wie Paul Hübner, Felix Stratenschulte, Paul Geyer oder Niklas Rapude seien (mögliche) wichtige Faktoren.
Vor allem aber die Ausfälle der Schlüsselspieler Alex Blanke und Philipp Berghoff, der beruflich bedingt kaum trainieren kann, verstärken die Misere. Obwohl Jan Klute, der früher beispielsweise in der Verbands- und Landesliga für den HTV Hemer spielte, bereits im Sommer 2018 seine Karriere als Aktiver beendet hat, könnte es zu einem Comeback kommen. „Aber nur im allergrößten Notfall“, betont der Coach. Im vergangenen Spiel in Letmathe saßen indes sowohl Klute als auch Ingo Willeke, gar 49 Jahre alt, aufgrund der Personalnot für eben diesen Notfall bereit. „Wir wollten den Jungs auch zeigen, dass wir alle zusammenstehen. Aber: Ich vertraue der Mannschaft.“
In der aktuellen Pause stehen neben viel Training auch Einzelgespräche an, ehe dann ein enorm wichtiges Match wartet: das Heimspiel am Samstag, 10. Februar, 19.30 Uhr, gegen die TSG Schüren. Dann reist der Vorletzte (6:12 Zähler) an. „Das Spiel müssen wir gewinnen und unseren Ist-Zustand verbessern“, fordert Klute.