Winterberg. Laura Koch und Melina Hänsch sind die Rennrodel-Talente in Winterberg. Besonders Koch weiß in Corinna Martini eine perfekte Ratgeberin.

Gut zehn Jahre sind diese Bilder alt. „Danke Corinna!!!“ stand auf den weißen T-Shirt, von denen sich sogar Chef-Bundestrainer Norbert Loch eines über seine Trainingsjacke gezogen hatte. Auch er verabschiedete Corinna Martini 2013 im Rahmen der deutschen Meisterschaften der Rennrodler in Winterberg mit emotionalen Worten aus der deutschen Weltcup-Mannschaft. Die Sauerländerin hatte einige Wochen zuvor ihre aktive Karriere im Leistungssport offiziell beendet.

Karriere vorgezeichnet

Dass Martini, die ausgerechnet in Winterberg ihren einzigen Weltcupsieg feierte, vor wenigen Tagen gemeinsam mit Laura Koch und deren Mutter Diane den Heimsieg der 16-jährigen Rennrodlerin des BSC Winterberg beim Junioren-Weltcup in der Veltins-EisArena bejubelte, hatte zwei Gründe. Zum einen ist sie ehrenamtliche Sportwartin Rennrodeln im Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverband (NWBSV). Zum anderen ist sie die Tante des Rodel-Talents.

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„Schon im Kinderwagen wurde ich mit an die Rodelbahnen in Europa genommen und somit lag es nahe, dass ich irgendwann auch mal auf den Rodel steigen werden“, erzählte Laura Koch. Zumal ihre Mutter Diane seit Ewigkeiten eine hochengagierte Trainerin ist. „Schon im Kindergarten war ich bei dem Vereinstraining des BSC Winterberg dabei. Meine ersten Fahrten habe ich dann mit fünf Jahren absolviert und es hat mir von Anfang an Spaß gemacht“, ergänzte Laura Koch.

Koch mit Siegesserie

In diesem Winter trumpft sie besonders auf. „Laura ist in einer überragenden Form im Moment“, sagte auch Landestrainer Frank Soccal, der an diesem Wochenende gemeinsam mit der Schülerin beim Junioren-Weltcup in Bludenz/Österreich ist. Mitte Februar steht die Junioren-Weltmeisterschaft an. „Zwei Plätze sind noch offen“, sagte Soccal. Er hofft, dass sich Koch mit weiteren starken Leistungen qualifizieren kann.

Chef-Bundestrainer Norbert Loch (links) verabschiedet Corinna Martini im Dezember 2013 im Rahmen der deutschen Meisterschaft in Winterberg aus dem aktiven Sport.
Chef-Bundestrainer Norbert Loch (links) verabschiedet Corinna Martini im Dezember 2013 im Rahmen der deutschen Meisterschaft in Winterberg aus dem aktiven Sport. © sportpresse-reker.de

Allerdings ist die junge BSC-Athletin nicht die einzige Hoffnung des Stützpunkts auf zukünftige Erfolge im Eiskanal. Melina Hänsch (BRC Hallenberg) weilt aktuell in Südkorea bei den Winter Youth Olympic Games. Nach Innsbruck (Österreich), Lillehammer (Norwegen) und Lausanne (Schweiz) finden die Olympischen Jugend-Winterspiele zum ersten Mal außerhalb Europas in der südkoreanischen Provinz Gangwon statt.

Schon im Kinderwagen wurde ich mit an die Rodelbahnen in Europa genommen.
Laura Koch, Rennrodlerin BSC Winterberg

Und wer deren Geschichte ein bisschen verfolgte, der weiß: Auch im Sauerland gibt es Beispiele von Talenten, die bei den Olympischen Jugend-Winterspielen Medaillen gewannen – und später die großen Bühnen rockten. Jacqueline Pfeifer, geb. Lölling, holte im Skeleton 2012 in Innsbruck Gold, wurde später Weltmeisterin sowie Gesamtweltcup-Siegerin und raste 2018 in Südkorea zur olympischen Silbermedaille.

Hänsch unter die Top Drei?

Hannah Neise gewann 2016 bei den Jugendspielen in Lillehammer Silber im Skeleton und kam 2022 von den Olympischen Winterspielen in China als Olympiasiegerin wieder heim. In Lillehammer fuhr Bobpilotin Laura Nolte sogar zu Gold, in China erreichte sie wie Neise 2022 den Olympiasieg. „Ich hoffe auf einen Platz unter der Top Drei“, sagte Soccal mit Blick auf das Damenrennen mit Melina Hänsch an diesem Samstag in Südkorea.

Rosenthal folgt auf Martini

Nach Corinna Martinis Karriereende 2013 dauerte es sechs Jahre, ehe sich mit Cheyenne Rosenthal wieder eine Rennrodlerin des BSC Winterberg für den Weltcup im Einsitzer qualifizierte. Mittlerweile bildet Rosenthal gemeinsam mit Jessica Degenhardt (RRC Altenberg) das deutsche Top-Doppel bei den Frauen. Bei der WM (27./28. Januar) in Altenberg strebt das Duo die Titelverteidigung an.

Stellt der Stützpunkt Winterberg in Zukunft mit Koch und Hänsch vielleicht sogar zwei Weltcup-Pilotinnen? Bei dieser Frage tritt der Landestrainer auf die Euphoriebremse. „Der Weg dorthin ist noch lang. Wichtig ist, dass beide es jetzt nicht abreißen lassen, weiter an sich arbeiten und sich in Deutschland etablieren“, sagte er. Denn wer in Deutschland zur Spitze zählt, fährt auch international vorne mit. Wer könnte Laura Koch das besser erklären – als ihre Tante Corinna.