St. Moritz. Das Rennen beim Skeleton-Weltcup der Frauen in St. Moritz zeigte, wie heikel die Quali für die Heim-WM für Hannah Neise werden wird.
Strahlender Sonnenschein, tiefe Minusgrade und herrliches Alpenpanorama – das Drumherum passte beim Skeleton-Weltcup in St. Moritz eigentlich gar nicht zum internen Krimi, den sich die deutschen Frauen in der Natureisbahn in der Schweiz lieferten. Auf dem Siegerpodest standen andere Nationen, doch besonders für Jacqueline Pfeifer, geb. Lölling, (RSG Hochsauerland) und Hannah Neise (BSC Winterberg) offenbarte sich erneut, wie dramatisch der Kampf um ein Ticket für die Heim-Weltmeisterschaft in Winterberg noch werden wird.
Bos siegt in St. Moritz
Neben den beiden Sauerländerinnen gehören Tina Hermann (WSV Königssee) und Susanne Kreher (BSC Sachsen Oberbärenburg) zur deutschen Weltcup-Mannschaft. Bei der Bob- und Skeleton-WM im Hochsauerland (19. Februar bis 3. März) können allerdings nur drei Damen Deutschland vertreten. Würde Chef-Bundestrainer Christian Baude die Platzierung im Gesamtweltcup der Nominierung zu Grunde legen, müsste aktuell ausgerechnet Hannah Neise, Olympiasiegerin von 2022, bei der WM in ihrer Heimat zuschauen.
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Neise kam beim Sieg der Niederländerin Kimberly Bos vor Valentina Margaglio aus Italien und der Amerikanerin Katie Uhländer nicht über Platz zehn hinaus. Ihr Rückstand auf die Siegerin betrug nach zwei Läufen 1.53 Sekunde. Die amtierende Weltmeisterin Susanne Kreher belegte Rang vier (+1.13), Tina Hermann (+1.17) und Jacqueline Pfeifer (+1.19) folgten mit minimalsten Abständen auf den Plätzen fünf und sechs.
Ein Ausscheidungsrennen?
In der Weltcup-Gesamtwertung überholte Kreher damit Neise, während Hermann als Gesamt-Dritte nach vier Rennen beste Deutsche vor der siebtplatzierten Pfeifer ist. Allerdings wird sich Baude wohl nicht nur auf das Ranking verlassen.
„Ich glaube, dass es keinen aktuellen Stand gibt, was die WM-Quali betrifft. Ich glaube, dass es vielleicht zu einer Ausscheidung kommen wird und wir nochmal ein Rennen in Winterberg fahren werden“, sagte Pfeifer während der Weihnachtspause und verwies auf das sehr enge Leistungsniveau innerhalb des Teams. Was aktuell auch für Neise spricht: In St. Moritz gelangen ihr die zweitschnellsten Startzeiten des deutschen Quartetts. In Winterberg – sind die ersten Sekunden eines Rennens mitentscheidend.
Seibel auf Platz sieben
Auch Felix Seibel (BRC Hallenberg) kämpft im deutschen Herren-Team um einen Platz bei der Skeleton-WM in Winterberg. Beim Weltcup in St. Moritz belegte er beim Sieg des Italieners Amedeo Bagnis Rang sieben (+1.47). Bester Deutscher wurde Christopher Grotheer auf Rang zwei (0.52), während Axel Jungk und Felix Keisinger zeitgleich Rang neun belegten. Der nächste Weltcup wird in Lillehammer/Norwegen ausgetragen.
„Der erste Lauf war im Grunde echt gut, bis auf das Horseshoe. Dort habe ich eine Vorbande mitgenommen“, resümierte Neise ihr Rennen im schweizerischen Engadin. Im zweiten Lauf zeigte sie eine gute Fahrt und kletterte im Klassement noch auf den zehnten Rang. Damit zeigt ihre Formkurve in St. Moritz wieder nach oben. Platz vier beim Weltcup 2021 folgte nur eine Woche später der Sieg bei der Junioren-Weltmeisterschaft.
Material schenkt Vertrauen
2022 kam Neise beim Weltcup auf Rang acht ins Ziel und nach der WM 2023 stand ein enttäuschender 15. Platz zu Buche. „Letztes Jahr habe ich gemerkt, dass es mit dem Material hier gar nicht geht“, sagte sie jetzt. „Dieses Jahr habe ich Material, das mir Vertrauen geschenkt hat und mit dem ich entspannt fahren konnte.“
Entspannt zeigte sich auch Jacqueline Pfeifer nach ihrem sechsten Platz, obwohl ein Malheur eine bessere Platzierung verhindert hatte. „Mir ist ein Missgeschick mit den Kufen passiert, denn ich bin über einen Stein gefahren“, sagte Pfeifer. „Aber es war ein guter Tag. Ich bin vor allem zufrieden mit meiner Startzeit im zweiten Lauf. Das ist wichtig für den weiteren Saisonverlauf und die WM-Quali“, ergänzte sie.
Das brisanteste Thema
Mit ihrer Bestleistung von 5.45 Sekunden beim Start des zweiten Laufes lag Pfeifer knapp hinter Neise (5.42) und Kreher (5.38). Startrakete Mystique Ro (USA) brannte jedoch 5.15 Sekunden ins Eis, während Siegerin Bos als Bestwert auf 5.20 Sekunden kam und die zweitplatzierte Margaglio 5.17 Sekunden lief. „Unser Rückstand ist immer noch zu groß“, sagte Pfeifer, „aber insgesamt können wir zufrieden sein, denn wir wissen, was wir als Mannschaft können.“ Genau das macht es mit Blick auf die drei WM-Plätze und vor der WM noch ausstehende drei Weltcups so dramatisch.