Meschede. Erstmals in seiner Klubhistorie hat Fatih Türkgücü Meschede den Titel des renommierten ALS Champion Masters gewonnen. Starke Underdogs
Etwas ungläubig, aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht streifte Hassine Nouira kurz nach dem Abpfiff des Endspiels des 26. ALS Champion Masters in Meschede durch die Dünnefeldhalle. Der Noch-Coach des FC Fatih Türkgücü Meschede wusste nicht so recht, wohin mit seinen Emotionen, wurde unentwegt geherzt, umarmt und beglückwünscht. Mit seiner Mannschaft des FC Fatih hatte Nouira soeben Historisches geschafft: Die Mescheder gewannen erstmals in ihrer Vereinsgeschichte den Titel beim renommierten Champion Masters. „Für mich ist das der perfekte Abschied als Trainer. Das habe ich mir sicherlich so erträumt“, sagte er auf der Platte.
Um den Mescheder Coach herum waren nach dem feststehenden Turniersieg des FC Fatih, der zudem 3000 Euro Preisgeld einbrachte, längst alle Dämme gebrochen. Mit einem 3:0-Erfolg im Endspiel gegen den ebenfalls starken Landesligisten FC Arpe/Wormbach, der in diesem Spiel seine einzige Niederlage im Turnier kassierte, hatte Fatih den historischen Triumph sichergestellt. Katriot Veseli, der am Ende bester Spieler des Turniers und geteilter bester Torschütze wurde, Burak Yavuz und Joel Romero Marques erzielten im Finale die Treffer für den ambitionierten Bezirksligisten.
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Nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Matthias Gerlach sprangen die ihr Team zuvor lautstark unterstützenden Anhänger Fatihs auf das Spielfeld, jubelten in einer Traube mit Trainerteam und Spielern, die danach stolz den Siegespokal aus den Händen von Meschedes Bürgermeister Christoph Weber entgegennehmen durften. Die Dünnefeldhalle verwandelte sich in einen Hexenkessel – verdient hatte sich das vor allem technisch beste und taktisch clever agierendste Team dieser Endrunde durchgesetzt.
Abseits verfolgten frustriert die Spieler des FC Arpe/Wormbach das Geschehen. Der abstiegsbedrohte Landesligist hatte erst gar nicht antreten wollen beim ALS Champion Masters und war nur durch die Absage des A-Ligisten SG Reiste/Wenholthausen in das Teilnehmerfeld gerutscht. Am Freitagabend, 29. Dezember, hatte sich die Mannschaft von Trainer Enrico Ledda dann mit nur drei Punkten aus drei Spielen nur mit Ach und Krach in die Endrunde gerettet, ehe sie dann richtig aufdrehte. Das Team gewann am Samstag direkt das Derby gegen den SV Schmallenberg/Fredeburg (1:0), besiegte Rekordsieger RW Erlinghausen (3:2), holte ein 3:1 gegen den TSV Bigge-Olsberg und stand nach dem 4:3 nach Neunmeterschießen gegen den BC Eslohe im Endspiel. Trotz der Niederlage gegen Fatih war „Enno“ Ledda „richtig stolz auf meine Mannschaft. Ich hoffe, dass wir von dieser Leistung auch für den Abstiegskampf in der Liga zehren können“.
Rekordsieger RW Erlinghausen nicht in Topform
Während Rekordsieger RW Erlinghausen diesmal weder in der Vorrunde, noch am Finaltag ohne ihren besten Hallenspieler Bilal Akgüvercin zu seiner Topform fand und letztlich den geteilten neunten Platz belegte, war der BC Eslohe eine der positiven Überraschungen. Der von seinen lautstarken Fans frenetisch angefeuerte Bezirksligist spielte unbekümmert auf, bezwang unter anderem den SuS Langscheid/Enkhausen (1:0) und die starke HSK-Ü32-Auswahl (4:0) und wurde Turnierdritter vor dem ebenfalls lange starken SV Hüsten 09. Bester A-Kreisligist war der TSV Bigge-Olsberg auf einem hervorragenden fünften Platz.
Wie gewohnt war die Dünnefeldhalle am Endrundentag des Champion Masters prall gefüllt. Eine tolle Performance lieferte auf der Tribüne der vom TV-Sender „Sky“ bekannte Kommentator Dirk große Schlarmann ab. Der vielen als Schalke-Reporter bekannte Journalist kommentierte im Livestream dieser Zeitung die Endrunde und glänzte mit pointierten Analysen und vielen lockeren Sprüchen – sehr passend zum Hallenfußball.
Kommentieren durfte er schon im Zuge der ersten Auftritte aller 16 Mannschaften die eine oder andere Überraschung. Nach Platz zwei in der Endabrechnung im vergangenen Jahr und starken Auftritten in der Vorrunde war die Endrunde für Bezirksligist VfB Marsberg diesmal überraschend rasch vorbei. Mit 3:4 unterlag der VfB im Neunmeterschießen unglücklich gegen die HSK-Ü32-Auswahl, ehe dann im Bezirksliga-Duell gegen den FC Assinghausen/Wiemeringhausen/Wulmeringhausen eine 1:3-Niederlage folgte. „Insgesamt haben wir es nicht schlecht gemacht, hatten aber einfach auch Pech. Das war bitter, die beiden Spiele zu verlieren. Aber: Wir trinken ein Bierchen drauf, und dann ist auch wieder gut“, sagte Spielertrainer Sascha Wachsmann.
Verletzung beim SV Hüsten 09 sorgt für Schreckmoment
Vorzeitig Schluss war auch für eines der stärksten Teams der Vorrunde, die SG Bödefeld/Henne-Rartal. Zwar lieferte die Fanabteilung des Bezirksligisten lautstarke Unterstützung (Schlachtruf in Richtung von RW Erlinghausen: „Ohne Aki wärt ihr gar nicht hier!“), doch auf der Platte setzte sich der geschmähte Gegner mit 2:0 durch. Nach dem folgenden 1:2 gegen Landesligist SV Schmallenberg/Fredeburg schied die Spielgemeinschaft aus. „Im Großen und Ganzen waren die Leistungen ganz gut, aber wir wären gern noch länger dabei gewesen“, sagte Trainer Max Szafranski.
Nachdem am Freitagabend Platz zwei bei der Arnsberger Stadtmeisterschaft herausgesprungen war, war Bezirksligist SV Hüsten 09 direkt mit einem Pfund in die Endrunde des ALS Champion Masters gestartet. 5:1 bezwang das Hüttemann-Team „Ass./Wie./Wu.“ – kassierte danach aber beim 1:2 gegen die HSK-Auswahl die erste Niederlage im Turnier. Viel schwerer wog aber, dass sich Youngster Tim Hartmann eine Verletzung zuzog: Er verdrehte sich bei einem Pass ohne Gegnereinwirkung das Knie und musste von Sanitätern behandelt werden. „Offenbar ist aber das Kreuzband nicht beschädigt worden. Ich hoffe, dass es nicht allzu schlimm ist“, sagte Hartmann später.
Und es gab in der Dünnefeldhalle wieder diese wundervoll verrückten Momente, die das ALS Champion Masters auszeichnen. Etwa, als Emre Yilmaz im Neunmeterschießen gegen den SV Schmallenberg/Fredeburg den entscheidenden Versuch kompromisslos unter die Querlatte nagelte, damit den Einzug ins Viertelfinale sicherstellte und anschließend einfach direkt vom Spielfeld aus in die jubelnde Fangruppe des FC Fatih sprang. Oder die unzähligen Male, bei denen eine Spiel- und Kehrpause erfolgen musste, weil die Fans des BC Eslohe das Spielfeld mit Konfetti verschönert hatten – sowie Hackentore, Debatten auf der Platte und die vielen lockeren Gespräche rund um das Spielgeschehen. „Es ist einfach sehr schön, bei diesem Finaltag dabei zu sein“, brachte es Jannik Jaschewski vom A-Ligisten SuS Westenfeld auf den Punkt.