Winterberg. Einer der Top-Piloten der vergangenen Jahre beendet seine Karriere: Alexander Gassner nennt überraschende Highlights seiner Skeleton-Karriere.
Wenn sich an diesem Mittwochnachmittag die Athleten der deutschen Nationalmannschaft im Skeleton auf die erste Fahrt der Saison in der Veltins-EisArena in Winterberg vorbereiten und wenig später bäuchlings mit dem Kopf voraus den Eiskanal hinabrasen, wird ein bekanntes Gesicht fehlen. Alexander Gassner, zweifacher Olympia-Teilnehmer sowie Weltmeister im Mixed Team vom BSC Winterberg, ließ seine Karriere still und heimlich ausklingen.
WM in Winterberg
Bereits in den Vorbereitungslehrgängen fehlte der mittlerweile 34-Jährige und auch die Bundeswehr verließ der langjährige Sportsoldat. Dabei hatten besonders die Verantwortlichen im Hochsauerland gehofft, dass Gassner seine Laufbahn vielleicht erst nach der Bob- und Skeleton-Weltmeisterschaft, die vom 19. Februar bis zum 3. März 2024 im Eiskanal an der Kappe ausgetragen wird, beschließt.
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Doch daraus wird nichts. Nach knapp 20 zumeist erfolgreichen Jahren im Leistungssport zog Alex Gassner, mittlerweile der Liebe wegen in Aschaffenburg beheimatet, sportlich einen Schlussstrich. „Eine Entscheidung, ob ich in die Saison 2024 starte, habe ich noch nicht getroffen“, antwortete der verheiratete Familienvater auf Nachfrage dieser Zeitung im Februar dieses Jahres.
Alles sei abhängig vom Spaßfaktor rund um den Skeletonsport, ergänzte er damals. „Dass es mir so schnell keinen Spaß mehr macht, hätte ich nicht gedacht und ist schade“, sagte Gassner nun, „aber es geht mir gut mit meiner Entscheidung.“ Das hängt einerseits mit seinem Familienglück zusammen, andererseits damit, dass seine berufliche Perspektive nach dem Ende der Karriere im Spitzensport sehr verlockend klingt. „Ich habe sehr viel Spaß und Freude an meiner neuen Tätigkeit als Mitarbeiter der Firma Gerlach Schweißtechnik“, erklärte der einstige Skeleton-Pilot.
Verbände fragen an
Dass sein Name mit dem Ende der aktiven Piloten-Karriere im Skeletonsport nicht mehr auftauchen wird, steht zudem nicht unbedingt fest. Von einigen internationalen Verbänden gibt es angeblich bereits Anfragen bezüglich einer Zusammenarbeit. Was Gassner zwar nie öffentlich sagen würde, aber ein offenes Geheimnis ist: Eine Zukunft im Trainerstab oder in anderer Position beim Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) ist aktuell ausgeschlossen.
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„Es gab Höhen und Tiefen“, so bezeichnete der Sauerländer mal seine Beziehung zum Verband und zu den jeweiligen Bundestrainern. Unvergessen bleibt die Farce, als der Winterberger zur Heim-WM 2015 in der Veltins-EisArena nicht nominiert wurde und sogar der damalige Präsident des BSC Winterberg, Jens Morgenstern, öffentlich mit den Trainern abrechnete.
Doch Gassner möchte sich nicht mehr mit solchen Dingen beschäftigen. Er blickt lieber auf eine außergewöhnliche Karriere zurück, in der aus seiner Sicht nicht die Teilnahmen an den Olympischen Winterspielen 2018 und 2022 die Höhepunkte waren. „Die zwei Weltcupsiege in St. Moritz und am Königssee waren sehr geil“, sagte er.
Saison ohne Weltcup
Und: „Die Weltmeisterschaft in Altenberg, bei der die Familie dabei war und ich mit Jacqueline Lölling Gold im Mixed Team gewonnen habe, war natürlich ein Höhepunkt“, ergänzte er. 2020 war das, während ihm seine beiden Weltcupsiege im Januar 2021 gelangen.
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In der vergangenen Saison verweigerte Cheftrainer Christian Baude dem Athleten des BSC Winterberg trotz starker Leistungen im zweitklassigen Intercontinentalcup einen Weltcup-Start. „Aber ich will absolut keine schmutzige Wäsche waschen“, sagte Alexander Gassner jetzt. Er will sich einfach nur auf ein neues Kapitel im Leben freuen.