Pyeongchang/Winterberg. . Alexander Gassner startet am Donnerstag in die olympischen Skeleton-Rennen. Die Karriere des Winterbergers gleicht einer Achterbahnfahrt.
Alexander Gassner spricht leise und langsam. Er wägt jedes Wort äußerst penibel ab. In dieser Gemengelage könnte eine falsche Äußerung unkalkulierbare Folgen haben. Denn rund um die Heim-WM 2015 in Winterberg erreicht der Zwist zwischen seinem Klub, dem BSC Winterberg, und den Bundestrainern, die ihn nach dem Olympia-Aus im Jahr zuvor erneut nicht für ein internationales Großereignis nominieren, den Höhepunkt.
Erledigt und vergessen. Dieser Streit ist abgehakt. Wer in diesen Tagen Bilder des 28-Jährigen sieht oder mit ihm spricht, der spürt die Vorfreude, die in Gassner steckt. Die Vorfreude auf etwas Prominenteres, Bedeutenderes als den Start bei einer Heim-WM: Der Skeleton-Pilot feiert in Pyeongchang seine olympische Premiere.
Gassner: „Die Vorfreude ist riesig“
Am Donnerstag (ab 2 Uhr MEZ) stehen die ersten beiden von insgesamt vier Läufen bei den Olympischen Winterspielen an. „Das ist natürlich ein Traum, dort zu starten“, sagt Alexander Gassner, „die Vorfreude ist riesig.“
Der Blick in seine Vita verdeutlicht, wie sensationell die Qualifikation für die Olympischen Spiele für Gassner bereits ist, welcher Kraftakt ihm und seinem Umfeld damit gelungen ist. „Der Alex hat sich nach einer ganz langen Durststrecke wieder aufgerappelt“, sagt zum Beispiel Jens Morgenstern, Präsident des BSC, lobend über seinen Piloten.
Bereits 2008 gewinnt dieser bei der Junioren-WM die Bronzemedaille, 2010 folgt sogar Gold. Im Skeleton-Weltcup feiert er sein Debüt zur Saison 2011/12 und belegt in der Gesamtwertung Rang sechs. Doch nach Platz sieben bei der WM 2012 werden die guten Ergebnisse weniger. Die Nicht-Nominierung für Sotschi 2014 – ein Startplatz bleibt frei, Alexander Kröckel darf mit, obwohl er wie Gassner die Norm verpasst – sorgt stattdessen für erste Debatten zwischen Klub und Bundestrainer Jens Müller.
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Den dritten Startplatz mit Perspektive 2018 mit Gassner zu besetzen? Diesen Gedanken teilt Müller damals nicht. „Vier Jahre sind eine lange Zeit. In dieser kann so viel passieren“, antwortet er im Gespräch mit dieser Zeitung. Als Gassner ein Jahr später nicht bei der WM starten darf, eskaliert der Streit um den Skeletoni.
Muskelfaserriss stört etwas
„Ich habe aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt“, sagt Gassner nun und ergänzt: „Ich habe auch nie aufgegeben, an meine Rückkehr zu glauben. Das war ich den Personen, die mich immer unterstützt haben, schuldig.“
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Keine Grabenkämpfe mehr, alle ziehen an einem Strang – Jens Müller trägt mit seiner Unterstützung sogar einen gehörigen Teil zur famosen Rückkehr Gassners in die Skeleton-Weltspitze bei. In der vergangenen Saison belegt der Sauerländer bei der WM am Königssee Rang fünf.
In Südkorea kann ihm höchstens noch der Muskelfaserriss Sorge bereiten, der ihn seit kurz vor der Abreise plagt. „Aber ich arbeite mit den Ärzten und Physiotherapeuten jeden Tag daran, fit in den Wettkampf gehen zu können.“ Sein Ziel lautet dann? „Ich möchte um die Medaillen kämpfen“, sagt Gassner – laut und deutlich.