Arnsberg. Die TTV Neheim-Hüsten bietet als Tischtennisklub eine Gruppe für an Parkinson erkrankte Menschen und Angehörige an. Wir waren beim Training dabei

Es gibt kaum eine Tischtennisplatte in der Sporthalle am Holzener Weg in Hüsten, die an diesem Dienstagabend nicht belegt ist. Kinder, Jugendliche oder auch Mannschaftsspieler trainieren fleißig. Doch an einer Platte haben sich ganz besondere Sportler eingefunden: Es sind die Mitglieder der Parkinson-Gruppe der TTV Neheim-Hüsten, die Ende August ihr einjähriges Bestehen feierte.

Arnsberg: Idee, Gründung, Erfolgsrezept

Als damals, vor etwas mehr als einem Jahr, Wolfgang Vielhaber den TTV-Vorsitzenden Andreas Krick kontaktierte, wollte er in seiner Funktion als Vorsitzender der Deutschen Parkinson-Vereinigung (DPV) in der Regionalgruppe Arnsberg/Sundern nachfragen, ob es nicht möglich sei, eine Kooperation ins Leben zu rufen. Die konkrete Idee: die Gründung einer Tischtennis-Parkinson-Gruppe. „Das war für uns auch absolutes Neuland. Bis dahin hatten wir nur eine eigene Trainings-Gruppe für Kinder. Der DPV war es aber wichtig, dass die Gruppe ein eigenes Training bekommt – und das haben wir sehr gerne ermöglicht“, erzählt Andreas Krick. Tischtennis kann bei Parkinson eine wichtige Rolle spielen. Die rasante Sportart mit dem kleinen weißen Ball sorgt nach wissenschaftlichen Erkenntnissen dafür, dass die sogenannten Schübe gestoppt werden und darüber hinaus die Motorik der Betroffenen verbessert wird.

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Allerdings muss man wissen, dass Parkinson nicht gleich Parkinson ist. Von Mensch zu Mensch gibt es unterschiedliche Krankheitsbilder. Mal ist die Erkrankung stärker, mal schwächer ausgeprägt. Zu den Krankheitsbildern gehören beispielsweise Störungen des Bewegungsapparates oder auch Gleichgewichtsprobleme. Von ihrer Krankheit lässt sich die zwölfköpfige Gruppe aber nicht unterkriegen, ganz im Gegenteil. Mittlerweile haben die Mitglieder ihren festen Platz in der Sporthalle und sind mit viel Leidenschaft sowie Spaß bei der Sache. Ein Zustand, den Krick mit Freude sieht: „Die Gruppe ist einfach total klasse. Sie alle sind lustig, aufgeschlossen und gallig auf unseren Sport. Zudem ist sie von ihrem Trainer Jürgen begeistert.“

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Genannter Jürgen ist Jürgen Scheel – und dieser Mann lebt den Tischtennissport sowie den Verein wie fast kein Zweiter. 52 Jahre ist Scheel Mitglied bei der TTV Neheim-Hüsten und davon 27 Jahre ehrenamtlich aktiv. Lange überlegen, die Parkinson-Gruppe zu trainieren, musste er nicht. „Das war ein Telefonat, und als man mir die Idee vorgestellt hat, habe ich sofort zugesagt. Die Gruppe und ich haben auch schnell zueinander gefunden“, sagt Jürgen Scheel.

Die wöchentlichen Übungseinheiten, die eineinhalb Stunden dauern, beinhalten einen Mix aus Theorie und Praxis. Egal, ob Aufschlag, Rückhand oder Vorhand: Es wird alles trainiert, und für Abwechslung ist gesorgt. Das TTV-Urgestein streut immer wieder verschiedene Übungen mit ein. Mit dem Training werden die Koordination, die Hände und die Augen gefördert. „Das Training ist fordernd, aber auch fördernd. Die Motivation der Teilnehmer ist aber sehr groß. Das Engagement, das man in die Gruppe hineingibt, bekommt man auch wieder zurück. Es ist sehr schön anzusehen, wenn die Spieler mit Inhalten wie zum Beispiel Aufschlägen auch in Spielen arbeiten“, freut sich Jürgen Scheel.

Positive Reaktionen bei der TTV Neheim-Hüsten

Die Reaktionen auf die Parkinson-Tischtennis-Gruppe seien durchweg positiv. Ein Spieler ist Rolf Wachter, der auch 2. Vorsitzender der DPV-Regionalgruppe Arnsberg/Sundern ist. „Wir sind einfach nur dankbar und froh, dass uns die TTV Neheim-Hüsten das alles ermöglicht hat. Wie sich die Gruppe entwickelt hat, macht einen stolz. Auch der Zusammenhalt ist sehr schön“, sagt Wachter.

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Teilweise treffen sich manche Akteure auch donnerstags, wenn in der Halle am Holzener Weg das freie Spiel ansteht. Ein anderes Gruppenmitglied, das nicht an Parkinson erkrankt ist, reist sogar zwei Mal in der Woche aus dem Raum Brilon in die Leuchtenstadt an, um aktiv Tischtennis zu spielen. Ursprünglich sollte seine erkrankte Frau in der Gruppe mitmachen, sie merkte aber, dass Tischtennis nichts für sie ist. Rolf Wachter sagt dazu: „Die Gruppe ist offen für an Parkinson Erkrankte und auch für ihre Angehörigen.“

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Doch nicht nur in gesundheitlicher, auch in sportlicher Hinsicht konnte die Gruppe Erfolge feiern. So fand vor kurzem das erste Parkinson-Turnier auf Bezirksebene statt. Für die Spieler war das eine körperliche Herausforderung, denn jeder von ihnen musste insgesamt neun Spiele absolvieren und tat dies mit Bravour. „Ein Spieler unserer Gruppe hat nur knapp den dritten Platz verpasst. Das hat seiner Freude aber keinen Abbruch getan“, berichtet Scheel. Mit Tischtennis gemeinsam gegen Parkinson – bei der TTV Neheim-Hüsten wird dieser Leitsatz mit Leben gefüllt.