Winterberg/München. Der Eiskanal ist sein sportliches Metier. Doch jetzt wagte sich Rennrodler Robin Geueke (Winterberg) an eine komplett andere Herausforderung.
Sie rasen mit extrem hohen Geschwindigkeiten durch den Eiskanal und gehören als Rennrodel-Doppel des BSC Winterberg in Deutschland zu den Top-Doppeln: Die Rede ist von Robin Geueke und David Gamm. In der Vorbereitung auf die neue Wintersaison, in der Geueke/Gamm nach weniger erfolgreichen vergangenen Jahren mindestens ihr Comeback im Weltcup geben wollen, verlassen die Profisportler auch immer wieder ihre Komfortzone.
Geueke profitiert von Loch und Co.
Über einen besonderen Ausbruch aus dieser spricht der 31-jährige Geueke im Interview. Etwa vor einem Jahr verlegte er seinen Wohnort aus Winterberg nach Berchtesgaden, um in der dortigen Trainingsgruppe um Rennrodel-Stars wie Felix Loch und Tobias Wendl/Tobias Arlt von den Erfahrungen und Bedingungen zu profitieren. Bereits dieser Umzug war ein Ausbruch aus einer Komfortzone, ein anderer erfolgte jetzt bei einem Mammutmarsch über 100 Kilometer.
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Herr Geueke, Robin, Mammutmarsch… warum?
Robin Geueke: (lacht) Ich habe mich zur Unterstützung meiner Freundin angemeldet, die den Lauf unbedingt machen wollte. Ich habe die Strecke natürlich auch angenommen, um mal meine Grenzen auszuloten. Solche Belastungen kenn ich aus meiner Sportart, dem Rennrodeln, ja gar nicht. Also: Mal raus aus der Komfortzone.
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Und was tat Ihnen im Ziel am meisten weh? Oder verspürten Sie einfach nur ein pures Glücksgefühl?
Auch wenn zum Schluss natürlich viel weh getan hat, überwog doch die Freude, weil man wirklich viel geschafft hat – und auch einfach froh war, dass es vorbei war.
Gab es während der 100 Kilometer mentale Tiefpunkte? Garantiert.
Die ersten 40 Kilometer liefen wirklich wie am Schnürchen. Der größte Tiefpunkt kam dann zwischen ein und zwei Uhr nachts, nachdem wir das fünfte Mal in den Regen kamen und bei meiner Freundin dann auch so langsam der Akku leer war. Da war es wirklich ein Kampf vom Kopf gegen den Körper, um sich bis zur nächsten Verpflegungsstation zu kämpfen.
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Und vor dem puren Glücksgefühl im Ziel – gab es auch während der Strecke Höhepunkte?
Es war insgesamt wirklich toll zu sehen, wie man sich unter den Mitläufern gegenseitig unterstützt und motiviert hat. Das gab uns zum Beispiel wirklich noch mal einen Push für die letzten Kilometer.
War Ihnen wichtig, in welcher Zeit Sie im Ziel sind?
Ehrlich? Nein.
Sie plagen sich bei einem Mammutmarsch, während Ihr Teamkollege David Gamm einen USA-Trip genießt – ist das nicht unfair?
Ja, jeder macht Urlaub, wie er das möchte – ich bin ja selbst schuld. (lacht) Ich habe auch schon normalen Urlaub gemacht. Außerdem hat sich David die Reise natürlich auch verdient. Ich hoffe, er schreibt mir eine Karte. (schmunzelt)
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Auf was haben Sie sich nach der Zielankunft am meisten gefreut?
Ich habe mich einfach nur drauf gefreut, ins Bett zu fallen und zu schlafen. Danach bin ich mit dem Hund raus und habe die Beine mal in die kalte Ramsauer Ache gehangen, denn am Montag ging es gleich wieder weiter mit dem „normalen“ Vorbereitungstraining.
Hintergrund:
Als Rennrodel-Doppel sind Robin Geueke und David Gamm seit 2010 unterwegs. Ihren größten Erfolg feierten sie 2017 bei der Weltmeisterschaft in Innsbruck, als Geueke/Gamm die Bronzemedaille gewannen. In den vergangenen Jahren bröckelte der Status als deutsche Nummer drei hinter Wendl/Arlt und Eggert/Benecken. Stand jetzt geht es am 1. Oktober in Lillehammer wieder aufs Eis, zwei Wochen später beginnt die nationale Qualifikation für das Weltcup-Team, in dem Geueke/Gamm zuletzt fehlten.