Thun/Sundern. Erstmals absolvierte Leo Arnold aus Sundern-Hagen einen Ironman über die Langdistanz – und schaffte einen großartigen Erfolg. Seine Geschichte:
Diese Mischung sei „einfach unglaublich gewesen“, sagt Leonard Arnold – und spricht über den Moment, als der bislang größte Erfolg in seiner Laufbahn als Profi-Triathlet geschafft war. Als der 28-Jährige aus Sundern-Hagen am Sonntag, 9. Juli, beim Ironman Switzerland in Thun auf die Zielgerade einbog und von tausenden Zuschauern frenetisch für seinen zweiten Platz gefeiert wurde, „war ich unheimlich erleichtert – und ebenso verblüfft über mein Leistungsvermögen“. Seine fantastische Leistung erfüllte dem Sauerländer einen lange gehegten Traum.
Ironman: Premiere über Langdistanz wird zum Erfolgslauf
Man muss sich das klarmachen: Es war das Debüt (!) Leonard Arnolds über die Langdistanz im Triathlon. Nie zuvor hatte der Profi einen Ironman in dieser Königsdisziplin bestritten.
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Doch die 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 km Radfahren und abschließenden 42,195 km Laufen im schweizerischen Thun im Berner Oberland schienen den Wahl-Leipziger viel mehr zu beflügeln als zu hemmen. In einer Zeit von 8:07:14 Stunden landete „Leo“ Arnold hinter Sieger Jan van Berkel aus der Schweiz (8:05:02 Stunden) auf Platz zwei und setzte mit dieser Leistung in der Triathlon-Szene ein dickes Ausrufezeichen.
Dabei hatten sich die vergangenen Wochen, die Zeit der intensiven finalen Vorbereitung, so gar nicht nach einem derartigen Erfolg angefühlt. Im Gegenteil: Viel mehr geriet der Athlet aus dem kleinen Hagen ins Grübeln, ob er überhaupt würde starten können bei seiner anvisierten Premiere über die Langdistanz.
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Unter anderem im Frettertal hatte Leonard Arnold, der im Sauerland noch eng verwurzelt ist, in der Heimat trainiert. Dann, zurück in Leipzig – Arnold schreibt derzeit seine Masterarbeit im Fach Sports Engineering, das er an der TU Chemnitz studiert –, passierte es: Der Sauerländer stürzte mit seinem Rennrad, trug einige Blessuren davon, doch seine Rennmaschine war mit einem gebrochenen Lenker und Rahmen nicht mehr zu gebrauchen. Kurzerhand lieh sich Arnold das Rennrad seiner Freundin Julia Klein, die ebenfalls ambitioniert den Triathlonsport betreibt. „Das Rad ist mir allerdings sicher zwei Nummern zu klein“, erzählt Leo Arnold und lacht.
Training im heimischen Sauerland
So war Improvisationstalent gefragt: Von Freunden lieh sich der 28-Jährige das nötige Material für das Rennen in Thun zusammen und entschied sich final erst fünf Tage vor dem Start, auch wirklich anzutreten. „Ich habe mir vorab wenige Hoffnungen gemacht und bin befreit ins Rennen gegangen. Es war schon ein Erfolg, dass ich an der Startlinie stand“, sagt Arnold.
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Wie goldrichtig diese Entscheidung war, zeigte eindrucksvoll der Wettbewerb in Thun. In einem Feld besetzt mit Weltklasseathleten wie Jan van Berkel, der diesen Ironman zum vierten Mal gewann und danach wie angekündigt seine Karriere beendete, zeigte Leo Arnold eine starke Vorstellung. Nach 55:42 Minuten im Schwimmen ging er in der dritten Gruppe auf die Radstrecke und fuhr nach weiterer etwa 1:53 Stunde mit seinen Mitstreitern zur zweiten Gruppe vor. Arnold erzielte die viertschnellste Zeit auf dem Rad (4:23:30 Stunden). „Im Laufen waren dann alle vorne Platzierten gemeinsam in einer Gruppe“, erzählt der Triathlet, dessen große Stärke schon immer die dritte Disziplin, das Laufen, ist.
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Anstatt wie bislang einen Halbmarathon musste Arnold nun aber wie seine Kontrahenten zum Abschluss einen Marathon über 42,195 km absolvieren. Etwa von Kilometer 20 bis 25 übernahm der Sauerländer dabei gar die Führung, dann aber machte sich die Erfahrung Jan van Berkels, der etwa zehn Kilometer vor dem Ziel überholte und sich absetzte, bezahlt. „Künftig versuche ich es lockerer anzugehen. Jan hatte einfach noch mehr Energie“, sagt Leo Arnold.
Ziele für die Ironman-WM in Nizza
Die drückende Hitze bei 35 Grad Celsius Außentemperatur verlangte dem heimischen Athleten alles ab. Als Arnold aber auf die Zielgerade einbog, löste sich die Anspannung. „Bis dahin war ich mir nicht sicher, ob ich wirklich Zweiter werden würde“, sagt er und lacht.
Leo Arnolds Erfolg hat Eindruck hinterlassen. Unter anderem gratulierte mit Lothar Leder ein mehrfacher Ironman-Sieger. „Da realisiert man dann spätestens, dass man etwas Besonderes geschafft hat“, so Arnold. Neben gestandenen Profis freuten sich auch Freunde und Familie aus Sundern-Hagen, die das Rennen teilweise per Livestream mitverfolgt hatten. „Für meinen Trainer Daniel Appelhans und mich ist das eine Bestätigung für unsere harte Arbeit in den vergangenen drei Jahren“, betont Leo Arnold.
Die 9000 US-Dollar Preisgeld wird der Sauerländer sinnvoll investieren – nämlich in die Vorbereitung auf die Ironman-Weltmeisterschaft in Nizza, für die sich Arnold in Thun qualifiziert hat. Bei der WM an der Côte d’Azur wird am 10. September auch Superstar Jan Frodeno ein letztes Mal in seiner Karriere an den Start gehen. Für Leonard Arnold wird es nach seinem Debüt der zweite Start über die Langdistanz – es scheint vieles möglich.