Arnsberg-Oeventrop. Die Handballer der SG Ruhrtal klopfen an die Tür zur Verbandsliga. So lief das Hinspiel der Relegation gegen die HSG Herdecke/Ende.

Die Tür zur Verbandsliga ist nicht nur einen Spalt weiter geöffnet. Im Hinspiel der Aufstiegsrelegation empfing die SG Ruhrtal, Staffelsieger der Handball-Landesliga 6, die HSG Herdecke/Ende und gewann vor einem begeistert mitgehenden Publikum mit 31:26 (16:16). Wie die Partie lief und was das für das Rückspiel am Samstag (17 Uhr) in der Bleichstein-Halle bedeutet.

SG Ruhrtal: Taktik geht auf

Beim Abpfiff riss SGR-Coach Frank Moormann jubelnd die Arme hoch, hatte seine Mannschaft doch die Schmach des bisdato letzten Vergleiches gegen die HSG (29:39 in der Bezirksliga-Meistersaison 2018/19) mehr als getilgt. Und das nicht zuletzt, weil die Taktik des Dortmunder Übungsleiters zumindest in Halbzeit zwei voll aufgegangen war. Die Absicht, Herdecke mit dessen eigenen Waffen zu bekämpfen und jede Gelegenheit zum Steilangriff oder der schnellen Mitte zu nutzen, wurde nämlich von der Mannschaft perfekt umgesetzt.

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Und auch das Risiko, im Tor auf den genesenen Henrik Basler zu setzen, der ja in der ganzen Saison noch kein Match bestritten hatte, zahlte sich aus. Basler wurde nach schwacher erster Halbzeit zur großen Stütze der sich steigernden Abwehr, wehrte insgesamt 17 Würfe mit einer Paraden-Quote von 40 Prozent ab und gab zudem noch einige präzise Steilvorlagen.

Rappelvoll waren die Tribüne und die Halle insgesamt beim Hinspiel der SG Ruhrtal gegen die HSG Herdecke/Ende.
Rappelvoll waren die Tribüne und die Halle insgesamt beim Hinspiel der SG Ruhrtal gegen die HSG Herdecke/Ende. © Fabian Ampezzan

Die schon eine halbe Stunde vor Spielbeginn für einen enormen Lärmpegel sorgenden Zuschauer in der prallgefüllten Ruhrtal-Halle sahen zunächst zwei nervöse Mannschaften, die sich leichte Ballverluste erlaubten. Herdecke/Ende wirkte dynamischer in seinen Rückraum-Ballstafetten und ging fünfmal in Führung, doch als Basler einen Nachwurf nach vorherigem Siebenmeter-Lattentreffer von Neuhoff parierte, sorgte Linksaußen Yannick Mähl mit einem Gegenstoß-Doppelschlag für das 7:5.

Mähl in Hälfte eins herausragend

Mähl war in Halbzeit eins ohnehin der herausragende Werfer seiner Mannschaft, in der auch die „Halben“ Lukas Struwe und Aaron Humpert die erhofften Akzente setzten. Mähls Nachwurftreffer zum 14:11 folgte aber ein Dreierpack der unbeeindruckt wirkenden Herdecker. Die SGR hatte Pech mit einigen Holztreffern, leistete sich aber auch ärgerliche Fehler wie den Gegenstoß-Fehlpass von Spielmacher Alexander Blanke, der zudem auch aus dem Feld heraus ungenau zielte und mit dem Pausenpfiff einen Siebenmeter-Heber auf die Latte setzte, sodass beim Gang in die Kabine nur ein Unentschieden auf der Anzeigentafel stand.

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Mit Beginn der zweiten Hälfte ließ Moormann einen Tick offensiver decken, um die Kreuzbewegungen des Herdecker Rückraums zu stören. Er vertraute darauf, dass sein Abwehrzentrum auch ohne Michael Gräbener, der als frischgebackener Vater die letzten Trainingseinheiten versäumte, die meisten Zweikämpfe gewinnen würde. Tatsächlich erwiesen sich Veit Schmidt und Lukas Struwe als Bollwerk, kam die HSG, deren bester Feldschütze Niklas Rust sich im Abschlusstraining verletzt hatte, erst nach sieben Minuten zum ersten Treffer und blieb nach dem 19:19 (38.) sogar acht Minuten ohne Torerfolg.

Ruhrtaler Zwischenspurt

Diese Phase nutzten die Ruhrtaler zu einem eindrucksvollen Zwischenspurt, der den Lärmpegel in der Halle in Rekordhöhe schnellen ließ. Der überragende, weil manchmal auch von drei Bewachern nicht zu bremsende Struwe (3), Blanke und Humpert sorgten für einen 24:19-Vorsprung (46.), der die Aufstiegschancen deutlich verbesserte. Ruhrtal blieb kaltschnäuzig und bis auf den sonst so zuverlässigen Kapitän Schmidt treffsicher, zog durch Matthias Storm sogar auf 30:23 davon.

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In den letzten zwei Minuten aber konnte die HSG dank ihres Kreisläufers Marvin Rust den Rückstand ein wenig verkürzen. Herdeckes ziemlich enttäuschter Coach Daniel Buff resümierte: „Die Niederlage geht auch in dieser Höhe absolut in Ordnung. Wir haben das vorgegebene Konzept nach der Pause nicht mehr eingehalten, das Torhüterduell verloren, weit weniger Kontertore erzielt und den Ruhrtaler Hauptschützen gewähren lassen. Einige Jungs sind mit der ungewohnten Atmosphäre in der engen Halle nicht zurechtgekommen. Das wird jetzt ganz schwer, im Rückspiel den Bock umzustoßen.“

Moormann warnt

Ruhrtals Coach Frank Moormann befand: „Das war in Halbzeit zwei ein fast perfektes Spiel unsererseits. Herdecke ist allerdings mit Harz einen Tick besser, wir etwas schlechter, das Rennen ist also noch völlig offen, denn wir müssen nochmals am obersten Level spielen.“ Wer im Rückspiel – bei dem bei Torgleichheit die mehr erzielten Auswärtstore über den Aufstieg entscheiden würden – dabei sein will, muss sich rasch um Tickets bemühen, denn der SGR wurden nur 125 Karten zugestanden.

SG Ruhrtal: Basler; Mähl (9), Struwe (8), Humpert (6), Klauke (3), Blanke (2), Weber (1), Storm (1), Schmidt (1), Gräbener. - HSG Herdecke/Ende: Bergner, Hüser; Neuhoff (8/4), M. Rust (4), Dannemann (4), Grasediek (3), Münch (3), Hoffmann (2), Jung (1), Wettlaufer (1).