Arnsberg-Oeventrop. Die SG Ruhrtal ist eine der ältesten Spielgemeinschaften im Handball in Westfalen. Wir präsentieren Höhen und Tiefen der vergangenen 50 Jahre.
Die meisten Handball-Spielgemeinschaften erkennt man am Kürzel HSG oder am Doppelnamen der zusammengeführten Vereine. Als sich vor 50 Jahren, genau am 31. Mai 1973, TuRa Freienohl und der TuS Oeventrop entschlossen, der schwierigen Personallage und fehlender Hallen-Kapazitäten durch den Zusammenschluss der Handball-Abteilungen zu begegnen, wurde eine „neutrale“ Namensgebung bevorzugt und die Geburtsstunde der SG Ruhrtal eingeläutet. Es entstand eine der ältesten Spielgemeinschaften ganz Westfalens, die ihr Jubiläum an diesem Samstag ab 16 Uhr in der Schützenhalle Oeventrop feiert.
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Da die SG Ruhrtal 1998 durch den damaligen Pressewart Mirco Stodollick eine ausführliche Chronik zum 25-Jährigen herausbrachte, lässt sich ihre Entwicklung bestens nachvollziehen. Wir präsentieren Höhen – und Tiefen.
Der erste Meilenstein
Schon im ersten Spieljahr wurde unter Trainer Theo Disselhoff der erste Aufstieg durch die Herren in die Bezirksliga erreicht – dazu genügte damals Platz drei in der Kreisliga. Die Damen waren noch in der Aufbauphase und wurden Letzter der Kreisklasse, ein Jahr später aber immerhin schon Vizemeister. Der 29. Dezember 1974 war ein weiterer Meilenstein für die SGR, denn an diesem Tag wurde die Ruhrtalhalle eingeweiht, hatten die Hallenhandballer also endlich eine schmucke Heimspielstätte mit einem Fassungsvermögen von seinerzeit 370 Zuschauern (davon 270 Sitzplätze) und mussten nicht mehr nach Freienohl ausweichen. Zum Freundschaftsspiel gegen den mit 24:14 siegreichen Oberligisten TV Arnsberg kamen dann aber heute unvorstellbare rund 500 Fans.
Der erste Relegationskrimi
Noch mehr Zuschauer wurden registriert, als die SGR-Herren unter Coach Gernot Disselhoff gegen Delstern im Mai 1976 das Relegations-Rückspiel um den Aufstieg in die Landesliga bestritt. Beide Teams hatten die Serie punktgleich auf Rang eins beendet, Ruhrtal das Hinspiel mit 13:15 verloren. Im zweiten Vergleich konnte die SGR erst in der Endphase zum 8:7 erstmals in Führung gehen und dann auch noch den neunten Treffer nachlegen – das reichte wegen der auswärts mehr erzielten Tore zum Sprung in die Landesliga. Ruhrtals Damen beendeten die Saison 1976/77 endlich mit dem Aufstieg in die Bezirksliga.
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Nach dem Abstieg der Herren aus der Landesliga kam 1977/78 die Kehrtwende: Unter Trainer Ernst Erdmann gelang die sofortige Rückkehr in die Landesliga. Highlight der zweiten Landesliga-Saison war neben dem Start mit drei Siegen und dem tollen vierten Platz in der Endabrechnung zweifellos das Derby gegen den TV Arnsberg, auch wenn die übrigens in Neheim vor 800 Zuschauern ausgetragene Partie mit 14:15 verloren wurde. Multi-Trainer Ernst Erdmann feierte aber als Coach der Damen den größeren Erfolg, stieg mit ihnen als Tabellendritter in die Landesliga auf.
Die Blütezeit der Herren
Die Damen spielten in der Landesliga oben mit, die Herren hingen in den Folgejahren unter wechselnden Trainern in der unteren Bezirksliga-Tabellenhälfte fest. Erst Trainer Norbert Genau setzte einen positiven Trend fort und führte das Team 1988/89 zur Meisterschaft und damit wieder in die Landesliga. Diese Blütezeit wurde mit Rang drei im Folgejahr unterstrichen.
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Dann aber wechselten er und zwei Stammspieler nach Neheim, wäre Nachfolger Franz-Josef Meyer beinahe abgestiegen. Erst als Lorenz Stirnberg übernahm und 7:3-Punkte (darunter ein 19:17 gegen den mitgefährdeten TV Arnsberg, der vor voller Halle schon das Hinspiel mit 16:20 verloren hatte) holte, war der Ligaverbleib perfekt.
Die Damen in der Verbandsliga
Dem Männerteam reichten in der Saison 1993/94 drei Saisonsiege (plus sechs Unentschieden) zum Landesliga-Verbleib. Die Damen hingegen stürmten mit 38:2-Punkten unter Coach Andreas Brüggemann zum Landesliga-Titel und holten als Verbandsliga-Neuling dann einen tollen vierten Platz, während das stark verjüngte Herrenteam mit gerade mal vier Punkten in die Bezirksliga zurück musste.
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Dort reichte es mühsam zum Klassenerhalt, die Damen blieben als Verbandsliga-Fünfte auf Erfolgskurs. Doch 1997/98 folgte ein kaum erklärbarer Leistungsabfall mit Rückkehr in die Landesliga. Dort konnte sich die SGR bis 2006 halten, ehe der Abstieg in die Bezirksliga erfolgte.
Jahre des Wartens
Bereits in der Saison 2000/2001 stürzte das Männerteam in die Kreisliga ab, musste 15 lange Jahre warten, bis unter Trainer Frank Mähl die Kreisliga-Meisterschaft gelang und damit die Rückkehr in die Bezirksliga. Die Saison 2018/19 wurde zum sportlichen Höhepunkt mit dem Landesliga-Aufstieg für Damen und Herren, wobei nur letztere dort unter der Führung von Frank Moormann bis heute blieben, während sich das Damenteam zu einer Fahrstuhlmannschaft entwickelte.