Arnsberg-Neheim. Sein Abschied vom Westfalenligisten SC Neheim stand seit längerer Zeit fest. Jetzt erklärt Okan Cryns-Güvercin seinen Entschluss. Wer noch geht.

An diesen einschneidenden Moment mag Okan Cryns-Güvercin noch gar nicht denken. „Natürlich habe ich den Verein schon mal verlassen“, sagt der 30-jährige Fußballer des Westfalenligisten SC Neheim. „Aber: Das wird ein schwieriger Abschied“, ergänzt er mit Blick auf das nahe Saisonende, an dem er seine Zelte im Sauerland abbrechen wird. Denn bei aller Leidenschaft nach insgesamt neun Jahren im Binnerfeld – die Entscheidung für einen Vereinswechsel ist für ihn alternativlos.

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„Die Familie steht über allem“, erklärt Cryns-Güvercin. Und nach der Hochzeit vor einigen Monaten werden er und seine Frau im August zum ersten Mal Eltern. „Neheim liegt leider nicht um die Ecke für mich. Ich fahre jedes Mal 35 bis 40 Minuten zum Training oder zum Spiel – und natürlich auch wieder zurück“, erklärt der in Hamm wohnende Fußballer.

Der Vorteil des VfL

Bislang nahm er die Fahrzeit gerne in Kauf, um nach einer dreijährigen Stippvisite bei der IG Bönen in dieser Saison wieder ein Teil der Binnerfeld Boys zu sein. „Ich habe mich jetzt mit meiner Verlobten besprochen und mich für die Rückkehr entschieden“, sagte Okan Güvercin gegenüber dieser Zeitung vor der Spielzeit. Die Hochzeit, die bevorstehende Geburt des ersten Kindes – beides sorgt dafür, dass sich Okan Cryns-Güvercin in der näheren Umgebung seines Wohnortes nach einem Klub umschaute.

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Er fand ihn mit dem Bezirksligisten VfL Kamen, der noch in die Landesliga aufsteigen kann. „Natürlich wollte ich schon zu einem ambitionierten Verein, aber der ausschlaggebende Punkt war die Nähe“, sagt Cryns-Güvercin. Etwa 15 Minuten benötige er bis zum Sportplatz des VfL, „zudem kenne ich den einen oder anderen Mitspieler dort aus vergangenen Zeiten“.

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Den SCN-Verantwortlichen habe er frühzeitig Bescheid gesagt, weshalb es keinerlei Probleme gebe. „Wir gehen im Guten auseinander“, sagt Cryns-Güvercin, der selbst ein Beleg dafür lieferte. Denn am vergangenen Wochenende kickte er als einer der besten Defensivspieler des Sauerlandes sogar in der B-Kreisliga-Reserve des SC Neheim und verhalf dieser im Kampf gegen den Abstieg zu einem wichtigen Sieg gegen TuRa Freienohl II.

Historische Platzierung das Ziel

Das Erstaunen über seinen Einsatz kann der 30-Jährige nicht wirklich nachvollziehen. „Ich hatte mit der Anfrage gerechnet, weil ich eingesetzt werden konnte. Und wenn die zweite Mannschaft Hilfe benötigt, dann spiele ich dort und gebe alles“, sagt er. Eine „Herzensangelegenheit“ sei der SC für ihn, erklärte der Fußballer vor der Saison und ergänzt nun: „Der Verein wird immer ein Zuhause für mich bleiben.“

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Die Abschiedstournee läuft bislang nach Plan – mit Blick auf den triumphalen 3:1-Heimsieg gegen Tabellenführer FC Brünninghausen sogar ein wenig besser. „Das war unter dem Strich eines der besten, wenn nicht sogar das beste Spiel unserer Saison“, erklärt Cryns-Güvercin: „Wir haben den Tabellenersten in der zweiten Halbzeit komplett an die Wand gespielt. Wenn da ein Zuschauer ins Stadion gekommen wäre, der nicht wusste, welche Mannschaft welchen Platz in der Tabelle inne hat, der hätte gedacht, dass wir Spitzenreiter sind.“

Der Rückstand auf Rang eins ist bekanntlich zu groß für den SC Neheim, um nochmal in den Kampf um die Meisterschaft einzugreifen. Den aktuellen dritten Platz will aber auch Okan Cryns-Güvercin unbedingt verteidigen. „Das wäre die beste Platzierung der Vereinsgeschichte. Sich damit zu verabschieden, das hat was“, sagt er. Wohlwissend, dass der Moment des endgültigen Abschieds durch so einen Erfolg – nicht leichter wird.

Ausbildung außerhalb NRW

Neben Okan Cryns-Güvercin wird auch Justin Scierski den Fußball-Westfalenligisten SC Neheim nach dieser Saison verlassen. Scierski strebt eine Ausbildung außerhalb Nordrhein-Westfalens an, so dass ein weiteres Jahr im Binnerfeld nicht in Frage kommt.

Ein Talent, um das sich Neheims Trainer Alex Bruchhage und die Sportliche Leitung bemühten, gab dem SC derweil einen Korb. Joel Westheide, der aktuell noch in der U19 des Zweitligisten SC Paderborn spielt, wechselt nicht nach Neheim, sondern zum Konkurrenten FC Iserlohn.