Siegen/Winterberg. Der 1. FC Kaan-Marienborn meldet am Saisonende sein Team aus der Fußball-Regionalliga West ab. HSK-Profi Julian Schauerte ist fassungslos.
Auch wenige Tage nach dieser bitteren Nachricht möchte Fußball-Profi Julian Schauerte gar nicht erst so tun, als sei alles in Ordnung. Ganz im Gegenteil: Wie gewohnt, äußert sich der erfahrene Profi, der in seiner erfolgreichen Laufbahn vier Spiele in der 1. Liga Belgiens sowie in Deutschland 171 Einsätze in der 2. Bundesliga, 138 Partien in der 3. Liga und 131 Spiele in der Regionalliga West bestritten hat, im Gespräch mit dieser Zeitung offen und direkt. „Wir waren alle echt total geschockt von der Nachricht, weil keiner damit gerechnet hat. Wir konnten es echt nicht fassen, und die Enttäuschung war sehr groß“, erklärte der Grafschafter, der für Regionalligist 1. FC Kaan-Marienborn aktiv ist, auf Nachfrage.
Julian Schauerte: So geht es für Profi aus Schmallenberg jetzt weiter
In seiner Karriere spielte „Schaui“ bereits für Bayer Leverkusen II, den SV Sandhausen, Fortuna Düsseldorf, die KAS Eupen, Preußen Münster und nun für Regionalligist 1. FC Kaan-Marienborn – doch so etwas erlebt hat der Sauerländer noch nicht. Grund des aktuellen Schockzustands: Schauertes Verein hatte am Donnerstagabend, 23. März, erklärt, dass er seine erste Mannschaft nach Beendigung der laufenden Regionalliga-Saison abmelden und den Verein auf dem derzeitigen Stand der in der Kreisliga C beheimateten zweiten Mannschaft fortführen werde, weil es infrastrukturelle Probleme gebe und die Hürde, die stark verschärften Regionalliga-Lizenzauflagen des Westdeutschen Fußballverbandes zu erfüllen, schlichtweg zu groß sei. Wie der „RevierSport“ berichtete, könnte aber auch eine gescheiterte Fusion mit dem Erz- und Stadtrivalen Sportfreunde Siegen (Oberliga Westfalen) mit zu dieser Entscheidung geführt haben.
Auch interessant
Spieler und Trainer des 1. FC Kaan-Marienborn wurden am Donnerstagabend vor dem Training über diesen drastischen Schritt informiert. „Es war für uns eine schwere und sehr traurige, aber am Ende alternativlose Entscheidung“, sagte Vorsitzender Florian Leipold. Auch für Julian Schauerte sind es bittere Tage. Am Sonntag, 2. April, wird „Schaui“ 35 Jahre alt – wenige Tage zuvor ist nun klar, dass er seinen weiteren Karriereweg nicht so weiterführen wird, wie bislang eigentlich geplant. Schauerte hat in seiner bisherigen Karriere als Fußball-Profi gutes Geld verdient, im vergangenen Jahr allerdings auch mit seiner Familie ein Eigenheim in Winterberg errichtet.
Wie berichtet, hat der heimatverbundene HSK-Profi beim 1. FC Kaan-Marienborn noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2024 – also bis zum Ende der nächsten Saison 2023/2024. Schauerte wollte im Sommer 2023, am Ende der laufenden Serie, ins Trainerteam des aktuellen Landesligisten FC Arpe/Wormbach einsteigen – sein Kumpel Enrico Ledda wird dann nahe Schauertes Heimat Cheftrainer.
Auch interessant
Schauerte sollte beim FC Arpe/Wormbach erste Erfahrungen als Coach sammeln und seine als Profi an die Spieler des Landesligisten weitergeben, als Fußballer aber selbst noch für den Regionalligisten 1. FC Kaan spielen. Ob dieser Plan nun weiterhin aufrechtzuerhalten ist, erscheint ungewiss. „Für mich bedeutet das erst mal, die letzten sieben Spiele trotzdem mit dieser sehr guten Truppe zu Ende zu bringen und mich wie alle anderen aus der Mannschaft auf Vereinssuche zu machen“, erklärte er.
Erster Spiel nach Schocknachricht: Schauerte und Kaan verlieren
Beim 1. FC Kaan-Marienborn ging es zwei Tage nach der Schocknachricht sportlich direkt weiter. In der Regionalliga West empfing das Überraschungsteam aus Siegen als Tabellenvierter den Tabellenelften 1. FC Düren – und verlor prompt mit 0:2. Julian Schauerte stand in der Startelf. Ohnehin hat der schon in seinen Zeiten etwa bei Preußen Münster als Dauerbrenner aktive „Schaui“ in 25 von 27 möglichen Ligaspielen des 1. FC Kaan-Marienborn gespielt, in der Startelf gestanden – und fehlte nur wegen einer Rotsperre zwei Mal.
Auch interessant
Ausgerechnet einen Tag vor seinem 35. Geburtstag, am Samstag, 1. April, trifft Schauerte nun mit seinem Team auf seinen Ex-Klub Preußen Münster, den überlegenen Tabellenführer der Regionalliga West. Am letzten Spieltag dann trifft der 1. FC Kaan-Marienborn auf Alemannia Aachen, für die HSK-Profi Julian Schwermann (aus Sundern-Brenschede) aufläuft. „Wir haben gedacht, wir hauen weiterhin alles raus, spielen eine starke Runde, und darauf können wir nächstes Jahr aufbauen. Aber leider ist das nicht mehr möglich“, sagte Julian Schauerte. Der erfahrene Profi ist fassungslos – genau wie seine Teamkollegen.