Ettelbrück/Brilon. Florent Berisha ist erst 22 Jahre alt – doch auf dem Weg zum Fußball-Profi hat er schon vieles erlebt. Nun spielt er in der 1. Liga in Luxemburg.

Egal, ob in Brilon, Bremen oder Trier: Seine selbst gemachte Spaghetti Bolognese, sagt Florent Berisha, schmeckt ihm überall. Und möglichem Besuch ebenso. „Für mich und für andere zu kochen, das klappt schon immer ganz gut“, erzählt der Briloner und lacht.

Zwar wird der Fußballer im Sommer erst 23 Jahre alt – doch auf seinem Weg in Richtung Traumziel Profi-Fußball hat der Sauerländer in den vergangenen Jahren schon einiges erlebt. Jetzt hat es den Youngster mit kosovarischen Wurzeln an einen illustren Ort verschlagen: Der Innenverteidiger spielt seit dieser Saison beim FC Etzella Ettelbrück in der 1. Liga in Luxemburg.

Früher Teamkollege von Henning Matriciani vom FC Schalke 04

Das kleine Großherzogtum grenzt an Deutschland, Belgien und Frankreich. Trotz der auch hier voranschreitenden Professionalisierung in den vergangenen Jahren gilt Luxemburg im Frühjahr 2023 nicht gerade als Hotspot für Profi-Fußballer. Gleichwohl hat es Florent Berisha hierher nach Ettelbrück verschlagen, in den Norden und in eines der Sportzentren des Landes.

Doch wieso wurde ausgerechnet der Erstligist aus der 9500-Einwohner-Stadt sein neuer Arbeitgeber? Florent Berisha: „Mein Berater hat viele gute Kontakte, unter anderem auch nach Luxemburg. Ich habe hier ein Probetraining absolviert, direkt überzeugt und mich für diesen Wechsel entschieden. Ich finde die 1. Liga interessant.“

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Von Philipp Bülter

Die bisherige Laufbahn des jungen Fußballers liefert einen guten Einblick, welche Hürden auf junge Kicker warten, die mit aller Macht in das umkämpfte Milliarden-Business drängen. „Ich will unbedingt Profi werden“, sagte Berisha schon vor genau vier Jahren im Gespräch mit dieser Zeitung. Der damals 18-Jährige hatte im Frühjahr 2019 sein Debüt in der Regionalliga West gegeben, für den SV Lippstadt 08, für den er auch in der Jugend aktiv gewesen war. Der ehemalige Juniorenkicker des SC Neheim und des DSC Arminia Bielefeld wusste Lippstadts damaligem Coach Daniel Berlinski (Marsberg) zu gefallen und erhielt einen Profi-Vertrag – ebenso wie ein gewisser Henning Matriciani. Beim Erstligisten FC Schalke 04 ist der ebenfalls als Innenverteidiger aktive Matriciani mittlerweile eine feste Größe und wurde erstmals zur Deutschen U21-Nationalmannschaft eingeladen.

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Einen ähnlichen Weg erträumt sich auch Florent Berisha. Im Sommer 2021 heuerte er beim damaligen Regionalligisten SF Lotte an, erhielt aber kaum Bewährungschancen und verließ den Verein nach nur sechs Monaten wieder. Der Wechsel – ein Flop. „Ich habe einen Klub benötigt, bei dem ich auf jeden Fall Spielzeit erhalte“, sagt er. Beim FC Oberneuland, der in der Regionalliga Nord spielte, gelang dies durchaus: In seinen zwölf Einsätzen stand Berisha stets in der Startelf.

Dann jedoch lockte ein Abenteuer, eine Abzweigung in der Karriere: das Nachbarland Luxemburg. In der 1. Liga des Landes erhielt der Sauerländer einen Ein-Jahres-Vertrag. Und Florent Berisha wusste sofort zu gefallen: Der Youngster ist Stammspieler in der Innenverteidigung des FC Etzella Ettelbrück, das derzeit allerdings das Schlusslicht des Gesamtklassements bildet.

Stammspieler in der 1. Liga in Luxemburg

Sieben Punkte Rückstand sind es bis zum rettenden Ufer, fünf Zähler bis zu einem Relegationsplatz, der womöglich einen Abstieg über einen Umweg verhindern könnte. „Für uns wird es auf die nächsten Wochen nach der Länderspielpause ankommen, wenn wir gegen unsere Konkurrenten von unten spielen – diese Partien müssen wir gewinnen“, sagt Berisha.

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Als Voll-Profi bezeichnet sich der 22-Jährige selbst noch nicht: „Es ist eher noch ein Zwischending.“ Zwar habe er den Sprung in eine 1. Liga geschafft und komme mit seinem Gehalt „gut zurecht“, was aber auch daran liegt, dass Berisha bewusst nach Trier gezogen ist. In der ältesten Stadt Deutschlands, die 50 Minuten Fahrtzeit vom luxemburgischen Ettelbrück entfernt liegt, lebt er in einer eigenen Wohnung, kocht, wäscht und versorgt sich selbst. Das Leben in Luxemburg ist teuer: Selbst kleine Wohnungen kosten schnell mehr als 1000 Euro Miete im Monat, Häuser sind selten bezahlbar. „Trier ist eine schöne Stadt, zwar kleiner als Bremen, wo ich vorher gewohnt habe, aber ich fühle mich wohl“, betont Berisha.

Das mag auch damit zusammenhängen, dass der Defensivspezialist bei seinem neuen Verein voll eingeschlagen hat. Das sportliche Niveau der 1. Liga Luxemburgs ordnet Berisha auf einer ähnlichen Stufe ein, „wie die Regionalligen in Deutschland. Die Top-Klubs der Liga dürften Drittliga-Niveau haben“. Als Stammkraft habe er bislang 20 von 21 Spielen bestritten, fehlte ein Mal mit Gelb-Rot und stand 19 Mal in der Startelf von Coach Bruno Alves. Mit seinen Teamkollegen Till Hermandung und Frederick Kyereh bildet er von Trier aus eine Fahr- und irgendwie auch Schicksalsgemeinschaft. Viele Teamkollegen arbeiteten nebenbei oder studierten.

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Schon viele Fußballer hätten die 1. Liga des Landes in den vergangenen Jahren als Sprungbrett genutzt, sagt Florent Berisha: „Sie sind dann in die 1. Ligen nach Belgien, Griechenland, in die Türkei oder Frankreich gewechselt.“ Man spürt die Hoffnung, die auch der junge Sauerländer in seiner schon jetzt ereignisreichen Laufbahn hegt. Luxemburg soll keine Sackgasse für ihn sein – sondern die richtige Fährte auf dem Weg zum Voll-Profi.