Lippstadt/Meschede. Sein Wechsel aus der Regional- in die Bezirksliga sorgte für Verwunderung – doch Torhüter Jannik Erlmann (27) hat besondere Beziehungen zum HSK.

Nur sieben Pflichtspiele in zwei Jahren: Betrachtet man die reine Einsatzzeit, war die Erfahrung Regionalliga West für Fußballer Jannik Erlmann aus Meschede-Freienohl eine verlorene Zeit. Warum der 27-jährige Spieler des SV Lippstadt das aber anders sieht, wieso er in der nächsten Saison freiwillig vier Ligen absteigt, um wieder bei seinem Heimatverein TuRa Freienohl zu spielen, und mit welchen späteren Nationalspielern er früher zusammenkickte, erzählt Torhüter Jannik Erlmann im Gespräch mit dieser Zeitung.

In der neuen Saison spielen Sie nicht mehr in der Regionalliga West, sondern vier Ligen tiefer in der Bezirksliga 4. Wieso wechseln Sie vom SV Lippstadt zurück zu Ihrem Heimatklub TuRa Freienohl?

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Regionalliga bedeutet bei vielen Vereinen bereits Profifußball. Nebenberuflich dieses Level spielen zu können, bedeutet einen brutalen Aufwand. Nach zwei Jahren habe ich mich daher dazu entschieden, meinen Vertrag in Lippstadt nicht zu verlängern. Diese Entscheidung hatte ich zunächst getroffen, ohne den nächsten Schritt geplant zu haben. Die Idee, wieder bei TuRa in meiner Heimat zu spielen, ergab sich eher zufällig, reizte mich aber dann immer mehr, je mehr ich darüber nachgedacht habe.

Es gab doch sicher auch Interesse von Klubs aus der Ober-, Westfalen- oder Landesliga. Hat Sie das gar nicht gereizt? Zumal Sie ja erst 27 Jahre alt sind.

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Von Philipp Bülter

Ich habe auch Gespräche mit anderen Vereinsverantwortlichen geführt, jedoch war die Liga für mich kein Entscheidungskriterium. Ansonsten müsste ich beim SV Lippstadt in der Regionalliga bleiben. Ich bin zwar erst 27 Jahre, habe aber auch eine längere Krankenakte. Ich muss nicht möglichst hoch spielen. In Freienohl habe ich das Gefühl, dass ich, auch in der Position, am meisten bewegen und einbringen kann. Es reizt mich, dort mit Cheftrainer Freddy Quebbemann ein Team zu entwickeln, das erfolgreichen Fußball spielt und den Zuschauern Freude bereitet.

Ist mit diesem Wechsel für Sie klar, dass Sie künftig nicht mehr den Weg zum Halbprofi anstreben?

Das war es für mich ursprünglich bereits mit meinem Wechsel 2013 nach Freienohl. Da hatte ich nach meiner vierten schweren Verletzung die Schnauze voll. Als ich dann 2017 von TuRa Freienohl zum SC Neheim in die Westfalenliga gewechselt bin, wollte ich nach meinem dualen Studium einfach noch ein paar Ligen höher spielen. Dass ich ein Jahr nach meinem letzten Bezirksligaspiel bei einem Regionalligaaufsteiger unterschreibe und zu Pflichtspielen an den Aachener Tivoli oder die Essener Hafenstraße fahre, hätte ich selbst nie gedacht.

Was bedeuten Ihnen TuRa Freienohl, das Sauerland und die „Bundesliga des Sauerlandes“ mit ihren vielen Derbys?

Das Sauerland, speziell Freienohl, ist meine Heimat. Bei TuRa spielen Familie und Freunde. Wann immer ich konnte, habe ich mir die Spiele auch in den vergangenen Jahren angeschaut. Auf die Bezirksliga 4 freue ich mich sehr. Da hat fast jedes Spiel seine eigene Geschichte und seinen besonderen Reiz.

Sportlich haben Sie es in Ihrer Zeit in Lippstadt verpasst, Ihren Konkurrenten Christopher Balkenhoff aus dem Tor zu verdrängen. Sie haben für den SVL daher nur sieben Pflichtspiele absolviert. Wie würden Sie Ihre Zeit beim SV Lippstadt schon jetzt bewerten?

Beim SV Lippstadt hatte ich zwei super Jahre, mit weniger Spielzeit als geplant, aber trotzdem mit einer Menge an positiven Erfahrungen und Erinnerungen an die Liga und den Verein. Sportlich konnte ich mich zudem noch mal enorm weiterentwickeln.

In der vergangenen Saison hat TuRa Freienohl in der Bezirksliga 4 gegen den Abstieg gespielt. Welche Rolle sollen Sie künftig in der Mannschaft übernehmen, und was ist mit dem Team möglich?

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Es gab in den letzten Jahren einen großen Aderlass und damit auch einen großen Umbruch. Das Team besteht zukünftig aus einer super Mischung aus erfahrenen Spielern und einigen talentierten Jungs. Ich werde als Co-Trainer mit Freddy Quebbemann das Trainerteam bilden und möchte sowohl als Spieler, als auch als Trainer die Jungs unterstützen und meine Erfahrungen weitergeben.

Sie haben in Ihrer Laufbahn den kompletten Juniorenbereich von Borussia Dortmund durchlaufen. Mit welchen späteren Profis haben Sie damals zusammengespielt? Hat man mit dem einen oder anderen noch Kontakt?

Man hat in den Jugendmannschaften fast jedes Jahr eine komplett neue Mannschaft. Es gibt nur wenige Spieler, mit denen man über Jahre hinweg zusammenspielt. Der Schritt in den Seniorenbereich verstreut dann deine Kollegen auch in alle Richtungen – vom Karriereende über Erfolg im Ausland bis Profi ist da wirklich alles dabei. Wirklichen Kontakt kann man dabei leider nur zu sehr wenigen halten. Antonio Rüdiger oder Kerem Demirbay sind wahrscheinlich die bekanntesten ehemaligen Mitspieler, da sie ja bereits für die Deutsche Nationalmannschaft spielen durften.

Briloner Berisha kämpft um Einsätze

Neben Torhüter Jannik Erlmann spielt bei Fußball-Regionalligist SV Lippstadt noch ein weiterer Fußballer aus dem Hochsauerlandkreis: Talent Florent Berisha (19).

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Der Mittelfeldspieler aus Brilon hatte vor dieser Saison seinen ersten Profivertrag unterzeichnet, er kommt aus der erfolgreichen U19 des Vereins. Im Laufe der Saison wurde Berisha bei drei Kurzeinsätzen für den SVL in der Herren-Regionalliga eingesetzt, er absolvierte insgesamt 79 Spielminuten.

„Flo ist ein sehr fleißiger und ehrgeiziger Fußballer, der in dieser Saison schon eine gute Entwicklung gemacht hat. Wenn Flo das Vertrauen und seine Einsatzzeiten bekommt, dann wird er das auf jeden Fall mit Leistung zurückzahlen können“, lobt Jannik Erlmann.