Olsberg. Im Kreisliga-Handball des Sauerlandes trumpft ein 54-jähriger Torwart mit tollen Leistungen auf. Nun folgte jedoch ein bitterer Einschnitt.
Bei der Frage nach seiner Zukunft lachte Michael Völchert herzlich auf. „Wenn mich die Mannschaft braucht, bin ich weiterhin für sie da. Das steht außer Frage. Aber wenn die mich nur noch aus Mitleid mit zu den Spielen nehmen sollten, und ich da nur noch wie ein nasser Lappen im Tor hänge, dann würde ich von mir aus schon signalisieren, dass ich aufhöre“, sagt der 54-jährige Handballer.
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Beim Kreisligisten TSV Bigge-Olsberg half der Oldie, der gebürtig aus Berlin-Neukölln stammt, zuletzt erneut erfolgreich aus. Doch kurz nach dem Gespräch mit dieser Zeitung passierte es: Am Wochenende verletzte sich der Routinier im Einsatz für die zweite Mannschaft des TSV und brach sich den Knöchel. Der seit 2010 in Brilon ansässige Handballer erklärt, warum er sich im gehobenen Sportleralter noch immer auf die Platte stellt und wieso ihn „sein“ Sport so fasziniert.
Michael Völchert, was treibt Sie konkret an, um im Alter von 54 Jahren immer noch im Kasten des TSV Bigge-Olsberg zu stehen?
Michael Völchert: (lacht) Man muss ja dem biologischen Prozess irgendwie trotzen. Ehrlich gesagt finde ich es toll und spannend, mit jüngeren Spielern zusammenzuspielen. Der Handball ist meine große Leidenschaft, seit dem Jahr 1974 betreibe ich diesen Sport. Damals habe ich bei einem Klub in meiner früheren Heimatstadt Berlin-Neukölln angefangen. Ich war schon immer Keeper – und seit 2011 bin ich es hier beim TSV Bigge-Olsberg. Wenn ich heute noch hin und wieder bei der Reserve oder der „Ersten“ im Kasten aushelfe, dann bin immer noch mit der größtmöglichen Motivation am Start. Zumindest in diesen bedeutenden Momenten, spielt das Alter keine Rolle mehr für mich.
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Erst kürzlich haben Sie bei einem Einsatz in der ersten Mannschaft mit einer überragenden Energieleistung und bärenstarken Paraden auf sich aufmerksam gemacht. Woher nehmen Sie diese Kraft?
Natürlich weiß ich, dass in meinem Alter jedes Spiel das letzte für mich sein kann. Ein Ausfallschritt zu viel genügt da schon, und es kann vorbei sein. Aber so etwas versuche ich auszublenden. Bei meinen Einsätzen möchte ich der Mannschaft helfen, das Spiel möglichst erfolgreich zu gestalten. Und mit meinem riesigen Erfahrungsfundus als langjähriger Keeper bringe ich das Zeug mit, um meinen entsprechenden Part zu leisten. Bis auf wenige Pausen, die ich berufsbedingt immer wieder einlegen muss, nehme ich in den Wintermonaten regelmäßig am Trainingsbetrieb teil. Die gute Vorbereitung ist mit stets wichtig, auch wenn ich tags darauf alle Muskeln spüre.
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Was muss man als Torhüter mitbringen, um Leistung zu zeigen?
Die Paraden des Keepers sind das Faustpfand der Mannschaft. Aber einzig und allein die auf sich zufliegenden Bälle zu parieren, genügt nicht. Der Torhüter ist in der Mannschaft einer derjenigen, der hinten die Deckung sortiert, Kommandos gibt und ständig mit den Mitspielern kommuniziert. Und zudem tritt der Keeper als Motivator und Antreiber in Erscheinung.
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Und was ist Ihre große Stärke?
Mein persönliches Aushängeschild ist, dass ich mich nicht so schnell aus der Ruhe lassen bringe. Und mit meiner Größe und meiner Statur verfüge ich zudem über eine entsprechende körperliche Präsenz im Tor. Durch ein variables Stellungsspiel bin ich für den Gegner nur schwer ausrechenbar. Bei den Einsätzen wird der ganze Körper von Endorphinen und dem ganzen anderen Zeug durchströmt. Wie in einem Tunnel fühle ich mich da. Mit Fokussierung und Konzentration bin ich stets am Werk. Und durch die Paraden schaffe ich es, dass der psychologische Druck beim Gegner immer höher wird.
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Seit fast 50 Jahren sind Sie mittlerweile als Handballer aktiv. Welchen persönlichen Stellenwert messen Sie dieser Sportart bei?
Der Handball hat mich durch viele Lebensphasen begleitet und mir dort auch mal hindurchgeholfen. In dem Moment, wo ich im Tor stehe, kann ich den Alltag hinter mir lassen. Sorgen und Probleme sind währenddessen vergessen, und ich bekomme den Kopf frei. Das tut mir wahnsinnig gut und hat etwas Erfüllendes für mich. So lange es geht, möchte ich diesen Sport weiter ausüben. Handball war und ist eine Konstante in meinem Leben.