Winterberg. Cheyenne Loch ist zurück. Nach ihrem Karriereende und jahrelangem Verletzungspech gehört sie nun zur Weltcupmannschaft von Snowboard Germany.
Sie sei nicht nachtragend, im Gegenteil. „Ich finde Winterberg ziemlich cool“, sagt Cheyenne Loch – und schmunzelt. Dass die Verletzungspechsträhne, die ihr erst eine jahrelange Leidenszeit bescherte und im März 2021 sogar im Karriereende gipfelte, einst in Winterberg begann? „Das hatte ich bis zur Nachfrage fast vergessen“, antwortet die 28-Jährige. Die Erinnerung an ihren Sturz im März 2016 werde sie nicht mit sich tragen, wenn sie im Hochsauerland in die Weltcupsaison starte.
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Und sie wird starten. Denn Cheyenne Loch ist wieder zurück. Eineinhalb Jahre nachdem die Schlierseerin ihr Wettkampf-Snowboard in die Ecke stellte und ihre Karriere beim Heimweltcup in Berchtesgaden offiziell beendete, gehört Loch wieder zur Weltcupmannschaft von Snowboard Germany. „Es passte gerade gut rein“, sagt die Raceboarderin zu ihrem Comeback und kann das Warum selbst gar nicht vollumfänglich erklären. „Ich dachte mir, dass das ein ganz cooles Projekt wäre. Mir geht es körperlich und mental besser. Ich starte jetzt mit einem anderen Mindset“, ergänzt sie.
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Allerdings fordert die eineinhalbjährige Abstinenz Tribut. „Raceboarden ist gar nicht so einfach. Mir war klar, dass das eine Herausforderung wird. Ganz verlernt habe ich es nicht, aber es ist schon schwierig“, erklärte Loch gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. Während des Lehrgangs in Finnland zur Vorbereitung auf den Saisonstart sagt sie: „Ich merke, dass ich ein paar Tage verpasst habe. Aber es wird von Tag zu Tag besser. Deshalb bin ich ganz zuversichtlich.“
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Sie, die von Teamkameradin Ramona Hofmeister als „Frohnatur“ bezeichnet wird, dürfte bei solchen Äußerungen ein Grinsen im Gesicht haben. Denn Cheyenne Loch und das Snowboarden – diese Geschichte ist besonders.
Ihre Mutter fuhr früher Snowboard-Rennen, so dass Cheyenne bereits vor der Geburt die ersten Schwünge gemacht haben dürfte. Da die Eltern eine Ski- und Snowboardschule betreiben, war der Erstkontakt zum Sportgerät früh, sehr früh. Mit 16 Jahren debütierte Loch im Weltcup, gewann bei Jugendweltmeisterschaften zwei Silber- und vier Bronzemedaillen und stand bis zum vermeintlichen Karriereende sechs Mal auf einem Weltcup-Podium. Einzig ein Sieg – der fehlt ihr im Weltcup noch.
Doch sie quält sich bei ihrem Comeback nicht mit irgendwelchen Zielvorgaben. „Ich möchte einfach wieder zu meiner Routine finden“, sagt die 28-Jährige: „Ich weiß aber, dass ich mir die notwendige Zeit geben muss.“ Okay, zur Weltmeisterschaft in Georgien möchte sie es in dieser Saison dann doch schaffen. „Denn dort war ich noch nie“, sagt Loch lachend.
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Generell plane sie auch nicht in den sonst üblichen Olympia-Zyklen über vier Jahre. „Ich habe mir alles komplett offen gelassen, schaue wirklich nur von Saison zu Saison“, erzählt die Snowboarderin, um zu ergänzen: „Vielleicht beinhaltet das ja dann auch den Start bei Olympischen Winterspielen.“ Die nächsten sind 2026 in Turin und Cortina d’Ampezzo – also fast vor der Haustür der Bayerin, die nach ihrem Karriereende unter anderem als Landestrainerin im Nachwuchsbereich auf dem Brett stand.
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Ab Samstag wird es wieder ernst. In Winterberg beginnt die Weltcupsaison für Cheyenne Loch und Co. mit einem Parallelslalom. Ausgerechnet in Winterberg – so denkt sie ja nicht. Denn es geht Loch um etwas Größeres. „Ich möchte mich mit der Sportart Snowboard versöhnen“, nennt sie den wohl übergeordneten Comeback-Grund. Mit Winterberg ist sie es längst.