Winterberg. Die Wellen in der Debatte um den Bundesstützpunkt Ski nordisch Winterberg/Willingen schlugen zuletzt hoch. Der Check: So ist die Lage wirklich.
Thomas Berghoff antwortet ruhig, obwohl das Thema brisant ist und sich zwei Politiker bereits öffentlichkeitswirksam daran abarbeiteten. „Die Sache ist etwas aus dem Ruder gelaufen“, sagt Thomas Berghoff, Geschäftsführer der Leistungssport gGmbH in Winterberg, also – und bringt Licht in die Debatte über die Zukunft des Bundesstützpunktes Winterberg/Willingen in der Sparte Ski nordisch.
Beuth sorgt für Paukenschlag
Zur Erinnerung: Vor gut eineinhalb Wochen sorgte der hessische Sportminister Peter Beuth (CDU) für einen medialen Paukenschlag, als er Bundesinnenministerin Nancy Faser (SPD) hart dafür kritisierte, dass der Wintersportregion Winterberg/Willingen ab 2023 der Status als Bundesstützpunkt Ski nordisch entzogen wird.
++++ Lesen Sie auch: Winterberg: Überraschung! Justin Moczarski beendet Karriere ++++
„Der Stützpunkt, der Stephan Leyhe in die Weltspitze geführt hat und auch Jochen Behle beheimatet, hat durch diese Entscheidung seine nationale Bedeutung verloren“, sagte Beuth. Die Nachricht mache „fassungslos“.
Wiese antwortet scharf
Der heimische Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese (SPD) antwortete unverzüglich – mit harscher Kritik an Beuth. „Das war ein grobes Foul der hessischen schwarz-grünen Landesregierung. Sportminister Beuth sollte seinen Hut nehmen“, sagte Wiese. Denn richtig sei, dass die Förderung für den Standort Winterberg/Willingen um ein weiteres Jahr verlängert worden sei. Wiese ergänzte: „Dafür habe ich mich gemeinsam mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Staatssekretär Mahmut Özdemir hinter den Kulissen eingesetzt.“
Dieses verbale Scharmützel ließ erstaunte Sportler, Trainer, Offizielle und Vereine rund um den Stützpunkt zurück. Auf Nachfrage ordnet Thomas Berghoff, der mit der Leistungssport gGmbH die zentrale Säule für die Nachwuchsförderung der nordischen Skidisziplinen in Hessen und Nordrhein-Westfalen führt, die aktuelle Lage ein.
++++ Lesen Sie auch: Maren Hammerschmidt: So geht es nach dem Karriereende weiter ++++
„Alle, die sich zum Thema geäußert haben, hatten irgendwo recht“, erklärt Berghoff, der die Geschäftsführung des Gemeinschaftsprojekts vom Westdeutschen Skiverband (WSV) und Hessischen Skiverband (HSV) am 1. Januar 2021 von Heike Kischkel (ehemals Bienstein) übernahm. Und dann geht Berghoff ins Eingemachte. „Fakt ist, dass wir zum 1. Januar 2023 kein Bundesstützpunkt mehr sind, weil man uns den Status aberkannt hat. Das liegt am Veto des Bundesinnenministeriums, das eingelegt wurde, weil zu wenig Bundeskader-Athleten im täglichen Training sind“, sagt er und ergänzt: „Richtig ist aber auch, dass für 2023 die Fördergelder durch das Bundesinnenministerium zugesagt sind, um eine Art Überbrückungsjahr zu ermöglichen.“
Einspruch möglich?
Denn die Hoffnung der Verantwortlichen liegt einerseits darin, dass der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) auf seiner Mitgliederversammlung im Dezember ein neues Stützpunktkonzept auf den Weg bringt, oder besser gesagt: mit den vor einigen Jahren abgeschafften Nachwuchsstützpunkten ein altes wieder aufleben lässt. „Wir arbeiten aktuell daran, die Weichen so zu stellen, dass wir dann einen Neuantrag für einen Stützpunktstatus stellen können, wie auch immer er genannt wird“, sagt Berghoff.
++++ Lesen Sie auch: Willingen: Darum testet sich Lenard Kersting gegen die Stars ++++
Allerdings sieht er auch die Aberkennung noch nicht endgültig in Stein gemeißelt. „Wir finden uns mit allen Kollegen ja nicht einfach mit der Situation ab“, erklärt Berghoff, „sondern loten im Hintergrund aus, ob wir noch Möglichkeiten haben, Einspruch gegen die Aberkennung des Status einzulegen.“
Bob: Status bis 2026 sicher
Im Gegensatz zur Sparte Ski nordisch erhielten Bob, Rennrodeln und Skeleton in Winterberg den Status Bundesstützpunkt bis zum 31. Dezember 2026. „Aber wir verfolgen natürlich mit einigem Interesse, wie es im Bereich Ski nordisch weitergeht“, sagte Winfried Stork, der Vorsitzende des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes (NWBSV). Alleine ist für die Kufensportler zum Beispiel die Unterhaltung des Sportinternats oder der Hallen kaum zu finanzieren.