Sauerland. Am Samstag startet die „Bundesliga des Sauerlandes“ in die neue Saison. Wir stellen vorab sieben Fragen an die Kultliga – und wagen Prognosen.

Olsberg-Wiemeringhausen, Samstagmittag. Wenn in wenigen Tagen in der Rot-Weiß-Arena um 13.30 Uhr mit dem Duell des FC Assinghausen/Wiemeringhausen/Wulmeringhausen gegen den BC Eslohe die Saison 2022/2023 in der Fußball-Bezirksliga 4 beginnt, wird die Kultliga des Fußball-Sauerlandes endlich von der Leine gelassen.

Vor dem Auftakt der „Bundesliga des Sauerlandes“ stellt diese Zeitung sieben wichtige Fragen zur neuen Spielzeit – und versucht sich ebenso an deren Beantwortung.

Welche Teams werden in der neuen Saison überraschen?

Mit Aufsteiger Fatih Türkgücü Meschede ist eine Mannschaft neu in die „Bundesliga des Sauerlandes“ gestoßen, die über eine enorme Qualität verfügt. Nach den erfolgreich bestrittenen Aufstiegsrelegationsspielen gegen den TuS Medebach und der Freude über den erstmaligen Sprung in die Bezirksliga 4 ist die Euphorie im Verein groß. Die Transfers der beiden Westfalenliga-Stammspieler Mahmut Yavuzaslan und Emre Yilmaz (beide kamen vom SC Neheim) sorgten für Aufsehen – Fatih ist ein Platz im oberen Tabellendrittel zuzutrauen.

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Negativ überraschen könnte die SG Winterberg/Züschen, die zwar großes Potenzial besitzt, aber nach der Schelte von Trainer Andreas Schneider und aufgrund einer offenbar reichlich verkorksten Vorbereitung angeschlagen in den Ligabetrieb startet. Der Abstieg droht.

Wird der schwer verletzte Sunderner Stürmer Jan Büsse noch mal zurück zu alter Stärke finden?

Im Oktober 2021 ereignete sich im Röhrtalstadion des TuS Sundern eine schlimme Szene. Im Duell mit dem SV Oberschledorn/Grafschaft (Endstand: 4:1) verletzte sich Sunderns junger Stürmer Jan Büsse so schwer, dass er schreiend auf dem Sportplatz lag. Büsses Schien- und Wadenbein war gebrochen, eine Fortsetzung der Karriere des so hoffnungsvollen Angreifers, den auch Westfalenligist SC Neheim beobachtete, längst nicht sicher.

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Mittlerweile, etwa zehn Monate nach dem Unglück, hat der 21-Jährige leise Hoffnung auf eine Rückkehr auf den Platz. „Momentan befinde ich mich noch ziemlich am Anfang meines Aufbautrainings. Ich betreibe lockeres Joggen, Fahrradfahren, Muskelaufbautraining sowie Stabilisationssachen, um mich an Bewegung zu gewöhnen. In naher Zukunft soll auch mal wieder vermehrt der Ball ins Spiel kommen mit Tempoläufen und Passübungen. Mal sehen, wie es sich anfühlt, mal wieder Fußball- anstatt Laufschuhe an den Füßen zu haben“, erzählt der smarte Stürmer. Einen großartigen Zeitplan verfolge er nicht. „Das ist schwer, vorherzusagen. Daher schaue ich von Schritt zu Schritt. Ich möchte einfach nur irgendwann wieder auf dem Platz stehen und der Mannschaft helfen. Wenn ich das in dieser Saison erreiche, wäre ich vollends zufrieden“, sagt Büsse.

Bleibt der Fußballkreis Arnsberg diesmal ohne Bezirksliga-Absteiger?

Unsere Prognose lautet: vielleicht. Nach zuletzt drei Absteigern (TuS Voßwinkel, TuS Oeventrop, TuS Rumbeck) verfügen Teams wie der FC Neheim-Erlenbruch über mehr Qualität und könnten die Liga halten – sagt zumindest einer von zwei Sportredakteuren dieser Zeitung.

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Trifft Freienohls Torhüter Janik Erlmann erneut zweistellig?

Ausgerechnet am letzten Spieltag der vergangenen Saison, bei dem es sportlich für den am Ende Tabellenfünften TuRa Freienohl um nichts mehr ging, brandete trotzdem großer Jubel im Lager des Teams von Coach Freddy Quebbemann auf. Denn: Torwart und Co-Trainer Jannik Erlmann markierte sein zehntes Saisontor. Auch in der neuen Saison wird der Ex-Regionalliga-Schlussmann wohl wieder vermehrt im Feld eingesetzt. „Sollte ich die Saison komplett im Feld spielen, will ich wieder zweistellig treffen. Ich hoffe aber, dass ich das nicht muss, denn dann würden unsere Jungs wieder zurückkommen“, sagt Erlmann.

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Gelingt dem TuS Sundern die Rückkehr in die Landesliga 2?

Auch wenn man das im Lager des TuS Sundern ungern hört: Der Spitzenreiter der Ewigen Tabelle der Landesliga 2 sehnt sich zwar nach dem Meistertitel in der „Bundesliga des Sauerlandes“. Mit Mannschaften wie Landesliga-Absteiger SV Hüsten 09 oder Vize-Meister BC Eslohe oder Top-Aufsteiger Fatih ist aber große Konkurrenz vorhanden. Nur einer der zwei Sportredakteure dieser Zeitung ist sich sicher: Die Sunderner packen den Aufstieg.

Spielt der SuS Langscheid/Enkhausen nach seinen beachtlichen Transfers um den Landesliga-Aufstieg mit?

Nein. Zwar verpflichtete der SuS mit Kickern wie Lukas Kessler, Orcun Akpinar (beide von Landesligist TuS Langenholthausen), Rejhan Zekovic (von Landesligist BSV Menden) oder Pasquale Curcio (von Ligagegner TuS Sundern) starke Individualkönner, musste aber auch viele Abgänge hinnehmen. Die Offensive ist überragend besetzt, doch der SuS muss eine funktionierende Abwehrreihe vor Routinier Andree Seidel installieren. Da auch Sven Nieder neu im Sportpark ist – zumindest als Coach – landet der SuS wohl eher im Mittelfeld.

Sind die „Exoten“ der Bezirksliga 4 eher Fluch oder Segen?

Die fünf Mannschaften, die nicht aus dem Hochsauerlandkreis stammen, sind auf jeden Fall ein Gewinn. Mit den SF Birkelbach (Kreis Siegen-Wittgenstein) tritt erneut ein Urgestein der Bezirksliga 4 an, genau wie die SG Serkenrode/Fretter (Kreis Olpe). Landesliga-Absteiger VfL Bad Berleburg (Kreis Siegen-Wittgenstein) will die „Bundesliga des Sauerlandes“ aufmischen.

Mit dem TuS GW Allagen spielt wieder ein Team in der Bezirksliga 4, das sich dort auch in der vergangenen Spielzeit wohlfühlte, jedoch lange um den Klassenverbleib zittern musste. Der TuS Bremen, ebenfalls im Kreis Soest beheimatet, ist ein Aufsteiger, der sich in der Liga erst wird zurechtfinden müssen – aber unbekümmert auftreten kann.

Gerade die Duelle von Teams, die sich gar nicht kennen – am ersten Spieltag erwartet etwa der FC Neheim-Erlenbruch auf seinem nagelneuen Kunstrasenplatz den ihm völlig unbekannten SV Oberschledorn/Grafschaft – machen einen der vielen Reize der Kultliga aus.