Schmallenberg. Melina Sommer (26) ist Mutter und vielfach tätowiert. Im Schmallenberger Sauerland gefällt das nicht jedem. Wie sie mit Missbilligungen umgeht.

Eine junge Mutter mit tätowierten Armen und Beinen, die mit ihrer jungen Tochter gemeinsam im Dorf unterwegs ist: Dieser Anblick sorge im Schmallenberger Sauerland auch im Jahr 2022 mitunter noch für missbilligende Blicke, sagt Melina Sommer.

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Die 26-Jährige, die in der Frauen-Mannschaft des FC Fleckenberg/Grafschaft in der Fußball-Kreisliga A aktiv ist, schöpft mittlerweile vor allem auch aus ihrer vielfachen Körperbemalung jede Menge Kraft. „Meine Tätowierungen haben mich selbstbewusster gemacht“, sagt sie.

Die Motive

Sowohl auf dem linken als auch auf dem rechten Arm sowie auf dem linken und rechten Bein trägt Sommer teils große Tattoos, die gut sichtbar sind. So sind auf den Beinen unter anderem ein Widder, der Widerstände durchbricht, ein Berg mit hell erleuchtetem Gipfel und ein Wolf sowie auf den Armen die Anfangsbuchstaben der Vornamen ihrer vier Geschwister, die Geburtsdaten ihres Mannes und Kindes sowie eine Frau mit Blumen und ein Reh zu bestaunen.

Die Bedeutungen

Ein Motiv, das Sommer allein aufgrund seiner Ästhetik gefällt, ist ein Mandala, das sie sich hat stechen lasst. „Ansonsten ist es mir wichtig, dass der Großteil meiner Tattoos für mich wichtige Bedeutungen hat“, betont sie.

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So stehe der Widder dafür, dass man im Leben Widerstände überwinden müsse. „Das Leben ist nicht einfach“, sagt Sommer, „doch so dunkel der Weg sein mag, gibt es immer ein hell erleuchtetes Ziel.“ Diese Erkenntnis verkörpere beispielsweise die erstrahlende Bergspitze auf ihrem linken Bein.

Die Reaktionen

Melina Sommer blickt mit gemischten Gefühlen auf die Zeit ihrer Ankunft in der neuen Heimat Sauerland im Jahr 2007 zurück. Aus Aken (Sachsen-Anhalt) zog die Familie nach Bad Fredeburg. Sommer, damals elf Jahre alt, musste sich neu finden, neue Freunde kennenlernen und an eine andere Mentalität gewöhnen.

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„Ich hatte es damals nicht so leicht, vermutlich auch, weil ich nie dem klassischen Klischee des Mädchens entsprochen habe. Ich trage auch zur Arbeit ganzjährig kurze Hose und so gut wie nie Röcke. Ich hatte damals kurze Haare, war insgesamt einfach anders – habe mir aber sicher manchmal auch selbst das Leben schwer gemacht“, erzählt Melina Sommer.

Was sie nicht verstehen könne, sei, dass ihr nach wie vor insbesondere ältere Mitbürger teilweise schiefe Blicke zuwerfen würden. Eine junge Frau, die als Mutter mit ihrer zweijährigen Tochter mit vielen Tattoos auf Armen und Beinen unterwegs ist – dies sei nicht jedem recht, sagt Melina Sommer.

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„Vor allem im Sommer wurde ich viel beäugt, wenn man eben Arme und Beine sieht. Dabei trage ich keine aggressiven, feindlichen Motive auf meinem Körper. Jedes Tattoo hat mich da aber stärker gemacht, und heutzutage versuche ich einfach, den für mich besten Weg zu finden. Ich achte mittlerweile auch deutlich weniger auf diese Blicke“, sagt die Schmallenbergerin.

Die nächsten Ideen

Inspirationen für ihre Tätowierungen sammelt Melina Sommer insbesondere im Austausch mit ihrem Mann Marcel, der ebenso tätowiert ist. So soll beispielsweise passend zu ihrem Körperbild eines Rehs auf dem Körper ihres Mannes in Bälde ein Hirsch gestochen werden.

In den vergangenen sechs Monaten hätte sie sich vielfach tätowieren lassen, erzählt Melina Sommer und lacht: „Jetzt muss ich meinem Körper aktuell auch erst mal eine Verschnaufpause gönnen“, sagt sie.

Sich Namen stechen zu lassen, sei nicht ihr erstes Ziel, doch gemeinsam mit ihrer Tätowiererin käme sie immer wieder auf gute Ideen für neue Körperbemalungen. Nachdem sie sich zuletzt einen Oberkörper mit Fußball und einen Spruch in englischer Sprache hatte stechen lassen, sei jetzt erst mal ihr Mann mit weiteren Tattoos an der Reihe.