Sundern. Zweitliga-Volleyballerin Kim Spreyer visualisiert gern Erinnerungen. Ihre Liebe zum Leben geht unter die Haut.
Spricht Kim Spreyer über ihre Tätowierungen, denkt die 23-Jährige „an Erinnerungen – an gute Erinnerungen. Ich liebe es, Bilder im Kopf zu haben und möchte mir Dinge visualisieren“, erzählt die Zweitliga-Volleyballerin, die beim RC Sorpesee im Mittelblock spielt.
Schmerzfaktor beim Tätowieren?
Besuche im Tattoo-Studio lösen bei Kim Spreyer neben großer Vorfreude keine Ängste vor möglichen Schmerzen aus.
„Ich bin da relativ entspannt und finde das meistens nicht so schlimm“, sagt die Volleyballerin, die 14 Tattoos trägt.
Aber: Sich im Ellenbogen tätowieren zu lassen, „war dann doch unangenehm. Das hat sich wie Bienenstiche angefühlt“.
Jedes Bild erzählt eine Geschichte – ganz besonders, wenn es unter die Haut geht. Im Zuge unserer neuen Serie „Unter meiner Haut. Mein Tattoo und seine Geschichte“ stellen Sportlerinnen und Sportler aus dem Hochsauerlandkreis ihre Tätowierungen vor, erklären deren Bedeutungen, verraten Geheimnisse rund um ihre Körperbilder und sprechen ebenfalls über vielfältige Reaktionen ihres Umfelds – und von Fremden. Den Beginn macht Kim Spreyer, derzeit verletzte Volleyballerin des RC Sorpesee.
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Die Motive
Mit 19 Jahren habe sie sich erstmals ein Tattoo stechen lassen, erzählt Kim Spreyer. Das Motiv: ein Papierflieger mit einer Vergissmeinnicht. „Das ist eines meiner am schlechtesten gestochenen Tattoos“, gibt Spreyer zu und lacht. „Dabei ist es auch nicht wirklich schlecht.“
In den vergangenen vier Jahren kamen bei der Hövelerin, die nun in Dortmund lebt und dort an der TU Wirtschaftsingenieurwesen und BWL studiert, viele Körperbilder hinzu. Insgesamt 14 Tätowierungen zieren Spreyers Körper mittlerweile. Die Volleyballerin hat sich am rechten Bein, rechten Arm und am linken Fuß stechen lassen.
Und ihre Bilder sind vielfältig: Zu sehen sind unter anderem ein Fliegenfisch, eine Motte, eine Schlange mit Mohnblumen, ein Käfer – aber auch eine Frauenstatue, eine gebrochene Kette oder ein leicht abgewandeltes Star-Wars-Bild mit eingebautem „Todesstern“ und Luke Skywalker.
Die Bedeutung
So kreativ Kim Spreyer selbst ist, so anspruchsvoll und tiefgründig ist die Vielzahl ihrer Tattoos. „Sie repräsentieren Erinnerungen oder Lebensweisheiten“, erzählt sie. Vor allem sind es gute Erinnerungen, die die 23-Jährige für immer auf ihren Körper hat stechen lassen, wie etwa eine Distel. Kim Spreyer: „Als Kinder im Sauerland waren wir früher viel draußen und haben dort gespielt. Die Hummeln sind in den Disteln gelandet – das verbinde ich stark mit dieser Zeit.“
Auch die Mohnblumen in den Feldern rund um Hövel haben sich ins Gedächtnis der Volleyballerin eingebrannt – eine Schlange, die sich um Mohnblumen windet, ziert ihren rechten Oberarm. Kim Spreyer: „Durch meine Tattoos kann ich meine Erinnerungen hervorheben.“
Darüber hinaus sei sie ein Fan von Tätowierungen, „weil ich sie einfach ästhetisch und schön finde“, sagt die HSK-Sportlerin. Daher trage sie auch Bilder, die gar nicht unbedingt einen direkten persönlichen Bezug zu ihr widerspiegelten.
Die Inspiration
Die Studierende hat einen hohen Anspruch an Tattoos, die ihren Körper zieren sollen. „Meine Tattoos haben eine hohe Qualität und sind sehr gut gestochen. Das ist mir persönlich sehr wichtig“, sagt Kim Spreyer. Inspirationen sammelt sie aktiv selbst und besorgt sich gezielt Informationen über Tattoo-Künstler, die weltweit tätig sind. „Ich nehme notfalls einiges dafür in Kauf, um mir ein tolles Tattoo stechen zu lassen“, betont sie. Sie sei da „schon sehr penibel“.
Das Problem
Kim Spreyer rechnet damit, dass sie bislang etwa 2000 bis 2500 Euro für die Kunst auf ihrem Körper investiert hat. „Das ist eine große Summe für eine Studierende“, sagt sie und lacht. Weil das Geld normalerweise nicht in Hülle und Fülle vorhanden sei, ruht derzeit auch ihre Leidenschaft für Tattoos. Dies hat allerdings auch zeitliche Gründe, denn die Volleyballerin muss oft trainieren und erlebt auch im Zuge ihres Studiums einen erheblichen zeitlichen Aufwand. „Wenn ich mir ein neues Tattoo stechen lasse, darf dafür beispielsweise kein Volleyball-Training draufgehen. Das ist mir wichtig. In der Saison ist es daher schwierig, mir ein neues Tattoo stechen zu lassen. Einmal habe ich es doch gemacht – dann flog ein Ball auf das verkrustete Bild – und von der Narbe ich jetzt für immer etwas“, verrät Kim Spreyer.
Die Reaktionen
Bereits im Alter von 14 Jahren interessierte sich die Sauerländerin verstärkt für Tätowierungen. „Ich wusste damals schon, dass ich das machen werde“, erzählt sie im Rückblick. Ihre Eltern seien von all diesen Plänen nicht unbedingt begeistert gewesen. Als Kim Spreyer dann loslegte und die Bilder immer mehr wurden, „haben sie schon mal gesagt: Jetzt reicht es doch aber auch. Meine Mama findet es aber richtig cool und schön“.
Es störe sie persönlich, wenn Menschen im Jahr 2022 mit Tätowierten bestimmte Stereotypen verbänden. „Jeder soll doch das tun, worauf er Lust hat“, sagt Spreyer.
Die nächsten Ideen
Die aktuelle Geld- und Zeitknappheit verhindert derzeit mögliche Aktivitäten der Studierenden hinsichtlich neuer Tätowierungen. Vorerst – denn: Pläne und neue Ideen verfolgt die Sportlerin längst. „Aktuell plane ich zwar nicht konkret etwas Neues, aber ich habe Bock, mehr zu machen. Und ich will auch größere Tattoos, beispielsweise würde ich gerne etwas auf dem Rücken machen lassen“, sagt Kim Spreyer.