Yanqing/Winterberg. 16 Jahre nachdem Sandra Kiriasis Olympia-Gold holte, reifen im Sauerland die Träume: Laura Nolte geht in China als Führende ins „Finale“.
Sie klopfte nach der Zieldurchfahrt auf ihren Bob, wie ein Springreiter sein Pferd am Hals, wenn ein Parcours erfolgreich absolviert wurde. Der Eiskanal im Yanqing National Sliding Centre wartet zwar nicht mit Hindernissen auf, doch die eine oder andere Kurve hätte Laura Nolte schon aus der Bahn werfen können. Im Monobob musste sie diese Erfahrung machen. Allerdings: Die Bobpilotin des BSC Winterberg meisterte alle Gefahrenstellen – und liegt zur Halbzeit des olympischen Wettbewerbs im Zweierbob auf Goldkurs.
Das sagt Nolte
„Ich wusste, dass es drin ist“, erzählte die 23-Jährige, die ihre ersten Olympischen Winterspiele bestreitet, nach den ersten beiden Läufen: „Wir haben schließen über die ganze Saison schon gezeigt, dass wir ganz vorne dazu gehören.“ Sowohl im ersten als auch im zweiten Lauf fuhr Nolte mit ihrer Anschieberin Deborah Levi (SC Potsdam) Bahnrekord (1:01,04 Minuten/1:01,01 Minuten) und nutzte die Patzer der Konkurrentinnen eiskalt aus.
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Lag sie nach dem ersten Lauf lediglich 0,06 Sekunden vor ihrer Teamkollegin Mariama Jamanka, die mit Anschieberin Alexandra Burghardt an den Start geht, baute Nolte ihren Vorsprung im zweiten Lauf auf nun 0,50 Sekunden aus. Auf Rang drei rangiert die US-Amerikanerin Elana Meyers Taylor, deren Rückstand aber schon 0,74 Sekunden beträgt. Leistet sich die Winterbergerin am Samstag in den Läufen drei und vier (13 Uhr / 14.30 Uhr MEZ) keine groben Fehler, winkt dem Sauerland die erste Bob-Goldmedaille seit dem Olympiasieg von Sandra Kiriasis 2006 in Turin.
„Es wird auf jeden Fall wichtig sein, dass wir gut schlafen, viel essen und es vermeiden, darüber nachzudenken, was passieren kann“, erklärte Deborah Levi mit Blick auf den langen Samstag, denn in China fällt die Entscheidung erst abends. Vizeweltmeisterin Kim Kalicki, die sich kurz vor Weihnachten gegen die Winterberger Anschieberin Leonie Fiebig und für Lisa Buckwitz im Schlitten entschied, patzte allein im zweiten Lauf viermal und liegt mit 1,34 Sekunden Rückstand nur auf Platz sechs. Damit hat die 24-Jährige wohl nur noch kleine Chancen auf Bronze.
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Auffällig: Die Schlitten von Nolte und Jamanka sind klar die schnellsten im Feld, erreichten beide locker über 130 km/h. Fahrfehler der Pilotinnen wirkten sich deshalb weniger aus als bei der Konkurrenz. „Das Material der FES war im Männerrennen gut – und wir fahren die gleichen Bobs“, sagte Mariama Jamanka, Olympiasiegerin von 2018, dazu lächelnd. Zur Erinnerung: Das Rennen der Männer im Zweierbob endete mit einem historischen deutschen Dreifach-Erfolg. Francesco Friedrich gewann Gold vor Johannes Lochner und Christoph Hafer, der mit Matthias Sommer vom BSC Winterberg antrat.
Nolte: „Kufen, dann wird geschlafen“
„Ich bin sehr zufrieden mit dem ersten Tag, dass wir am Start vorne dabei waren, dass die Fahrten gut gelaufen sind, dass das Material stimmt. Wir müssen jetzt noch an den Kufen arbeiten, danach wird geschlafen“, gab Nolte die Linie vor: „Die Nacht an sich ist gar nicht das Problem, der Tag zieht sich eher, bis man abends den Wettkampf hat.“
Die aus Sundern-Allendorf stammende Katharina Wick, die für Rumänien mit Pilotin Andreea Grecu startet, liegt weit von den Medaillenrängen entfernt auf dem 18. Platz (2.24 Sekunden).