Sauerland. Muskelverletzungen sind nach dem langen Lockdown im vergangenen Winter immer noch ein Problem vieler Teams. So steuern die Mannschaften gegen.

Groß war die Sorge zahlreicher Verantwortlicher der lokalen Fußballvereine im vergangenen Frühjahr, dass sich die lange Pause durch den Lockdown auf die Verletzungsbilanz in den eigenen Reihen auswirkt. Befürchtet wurden in erster Linie Muskelverletzungen, die sich die Amateurkicker durch die lange andauernde fußballfreie Zeit hätten zuziehen könne. Doch wie sieht es etwa ein Jahr später aus? Haben sich die Befürchtungen bestätigt? Diese Zeitung fragt nach.

SC Neheim

Beim klassenhöchsten Fußballklub aus dem Sauerland – dem SC Neheim – lässt sich diese Frage laut Trainer Alex Bruchhage eindeutig mit „Ja“ beantworten. Aktuell fehlen dem Trainer drei Spieler allein aufgrund von Muskelverletzungen. Dazu gehören mit Rafael Kickartz (20), Janik Hülsmann (21) und Felix Fleck (21) Spieler, die sich eigentlich nicht in einem Alter befinden, in dem Muskelverletzungen häufiger auftreten. „Das ist auf jeden Fall schon auffällig. Klar sind wir kein Profi-Verein, aber wir trainieren auch schon einige Male in der Woche. Da kann man jetzt nicht sagen, dass die Verletzungen daher kommen, dass sich die Spieler sonst so wenig bewegen“, so Trainer Alex Bruchhage.

Für den Coach des SC ist darüber hinaus klar: Neben den akuten Verletzungen seiner Spieler gibt es weitere Langzeitfolgen, die sich noch auf die Arbeit mit seiner Mannschaft auswirken. „Man muss ja bedenken, dass die Spieler im letzten Sommer in einem ganz anderen Fitnesszustand zurückgekommen sind. Das hatte vor allem zum Saisonstart Auswirkungen auf die Verletzungssituation. Daraus resultiert in einem kleineren Kader natürlich auch, dass die einsatzfähigen Spieler mehr belastet werden. Daraus resultieren auch wieder mehr Verletzungen. Daran muss man immer mitdenken“, sagt der Coach.

SV Brilon

Anders stellt sich die Situation laut Aussage von Trainer Mario Emde beim Landesligisten SV Brilon dar. „Wir sind auch nach dem Neustart im vergangenen Sommer eigentlich sehr gut durch diese Phase gekommen und hatten zum Glück keine größeren Verletzungen“, berichtet der Übungsleiter. Einen großen Anteil daran habe auch die körperliche Verfassung gehabt, in der seine Mannschaft aus dem langen Lockdown im Winter des vergangenen Jahres herausgekommen sei. „Die Jungs haben sich wirklich super fit gehalten und haben alle etwas für ihren Körper getan. Da gab es vielleicht ein oder zwei Ausnahmen, sonst ist keiner in einem Katastrophenzustand zurückgekehrt. Ich denke, das hat damit auch etwas zu tun“, so Emde.

SV Hüsten

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Beim SV Hüsten brauchte es eine Weile, bis sich der Normalzustand hinsichtlich der Verletzungen wieder eingespielt hatte. „Klar, wir haben zu Anfang auch ein paar muskuläre Geschichten gehabt, aber das ist nach einer so langen Zeit ja ganz normal. Die Jungs haben auch im Lockdown viel an sich gearbeitet, was den Wiedereinstieg natürlich erleichtert hat“, berichtet Trainer Jörg Fischer über den Trainingsstart im vergangenen Frühjahr. Der Coach findet: „Es wird bezüglich der Verletzungen immer viel auf Corona geschoben. Wir hatten auch ein paar Verletzungen dabei, aber die standen nicht in Verbindung mit dem Lockdown.“

FC Arpe/Wormbach

Konkrete Auswirkungen hatte der lange Lockdown hingegen beim FC Arpe/Wormach auf die Trainingssteuerung von Übungsleiter Jens Richter. „Nach der Pause war klar, dass ich die Einheiten erstmal anders gestalten musste als vor der Pandemie, als alle Spieler voll im Saft waren. Da haben wir schon darauf geachtet, dass die Einheiten nicht zu intensiv wurden“, blickt Trainer Jens Richter auf das vergangene Frühjahr zurück. Zwischenzeitlich beklagte der Landesligist bis zu acht Spieler, die zeitgleich aufgrund verschiedener Verletzungen pausieren mussten. „Da wird man natürlich vorsichtiger, weil man nicht möchte, dass sich in einer solchen Phase noch mehr Spieler verletzen. Wir haben dann schon darauf geachtet, nicht zu viel zu machen und die Belastung etwas zu steuern“, erklärt Richter.

TuS Voßwinkel

Marco Grebe, Trainer des TuS Voßwinkel.
Marco Grebe, Trainer des TuS Voßwinkel. © WP | Philipp Bülter

Beim TuS Voßwinkel gestaltete sich die Verletzungslage im vergangenen Sommer nahezu dramatisch. Trainer Marco Grebe hatte teilweise kaum ausreichend Spieler zur Verfügung, um ein Training durchführen zu können. „Wir hatten letzten Sommer wirklich viele Verletzungen, das war schon auffällig. Wir haben dann versucht, die Jungs erst einmal wieder an die Bewegung zu gewöhnen. Dazu haben wir auch mit einem Physiotherapeuten gearbeitet und viel Koordination gemacht. Momentan merken wir aber glücklicherweise nur noch wenig von den Auswirkungen des Lockdowns auf den Verletzungsstand“, erklärt Grebe.

TuS Sundern

Bezirksligist TuS Sundern muss aktuell mit Pasquale Curcio auf einen Leistungsträger verzichten, der aufgrund einer schweren Muskelverletzung (Muskelbündelriss) fehlt. „Davon abgesehen sind wir aber eigentlich relativ gut durch die letzten Monate gekommen“, sagt Coach Fabio Granata. „Da kam mir im letzten Sommer aber auch meine Zeit im Nachwuchs-Leistungszentrum bei Arminia Bielefeld zugute. Wir haben erstmal viel Fitness gemacht und haben die Belastung versucht, etwas zu steuern. Das wird, denke ich, geholfen haben, um die eine oder andere Verletzung zu verhindern“, sagt Granata.