Willingen. Während Skispringer Severin Freund mit Rang vier in Willingen aufhorchen ließ, litt ausgerechnet Karl Geiger sehr unter unberechenbarem Wind.

Stefan Horngacher ist nicht dafür bekannt, stets überbordende Emotionen zu zeigen. Doch in diesem Moment, als Karl Geiger seinen Sprung beim Weltcup in Willingen irgendwie zur Landung rettete, war dem Bundestrainer der deutschen Skispringer ganz offensichtlich danach, die kleine Fahne, welche er noch in der Hand hielt, wütend auf dem Boden zu zertrümmern. Was das Utensil vor Schaden bewahrte: Stefan Horngacher ließ nicht los. Weil absehbar war, was wenige Momente später wie zuvor bei den Frauen passierte, blieben die Adler des Deutschen Skiverbandes ohne Podestplatz.

Willingen: Kobayashi siegt

Auf Grund der stark wechselnden Bedingungen, für die Regen und Wind sorgten, brach die Jury den vorletzten Wettkampf vor den Olympischen Winterspielen in Peking wie zuvor bei den Frauen nach dem ersten Durchgang ab. Der Japaner Ryoyu Kobayashi (Japan), der nun auch wieder im Weltcup führt, setzte sich so mit einem Traumflug im strömenden Regen auf 145,0 Meter (115,6 Punkte) vor den Norwegern Halvor Egner Granerud (111,6) und Marius Lindvik (107,0) durch.

Ryoyu Kobayashi aus Japan freut sich nach seinem Sieg beim Springen von der Mühlenkopfschanze und zeigt seine Trophäe.
Ryoyu Kobayashi aus Japan freut sich nach seinem Sieg beim Springen von der Mühlenkopfschanze und zeigt seine Trophäe. © dpa | Arne Dedert

Bester Deutscher wurde der nicht für Olympia nominierte Altmeister Severin Freund, der nach einem furiosen Sprung auf 140 Meter (104,2) Rang vier belegte. „Ich mag solche Tage, da fällt es mir meistens leichter“, sagte Freund, der sich schon mit Platz 14 in der vergangenen Woche in Titisee-Neustadt im Aufwind zeigte. Lokalmatador Stephan Leyhe vom SC Willingen fand sich mit 136,5 Metern und 97 Punkten auf dem sechsten Platz wieder.

Das sagt der Bundestrainer

„Die Sprungqualitäten waren durchweg gut, deswegen bin ich sehr zufrieden mit den Jungs“, sagte Stefan Horngacher und schloss in diese Analyse das gesamte Team ein. Was ihn ärgerte, war das enorme Wind-Pech seines Top-Springers Geiger, der als Weltcupführender in den Wettbewerb gegangen war. „Karl hat einen guten Sprung gemacht, aber er hatte zu viel Gegenwind am Schanzentisch“, sagte Horngacher.

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Im ersten Moment stärkte der Gegenwind den Sprung, im nächsten baute sich aber zu viel Druck auf, so dass es brenzlig für Geiger wurde. „Da bist du hilflos“, kommentierte ZDF-Experte Toni Innauer das Pech des deutschen Skispringers. „Wir springen draußen, das muss man halt hinnehmen“, erklärte Horngacher anschließend: „Die Jungs sind hart im Nehmen, dass sie bei so einem Wind überhaupt über die Schanze gehen.“

Die deutschen Ergebnisse

Constantin Schmid wurde Elfter, Andreas Wellinger kam bei seinem Comeback nach Corona-Infektion und Knieproblemen auf Rang zwölf. Geiger musste sich mit Rang 20 zufrieden geben, während Markus Eisenbichler 30. wurde. Pius Paschke, der ein Peking-Ticket erhalten hatte, hätte als 32. einen zweiten Durchgang sogar verpasst. Am Sonntag geht die Olympia-Generalprobe in Willingen bei den Herren um 15.15 Uhr weiter.