Willingen. Der Kult-Weltcup im Skispringen in Willingen startet an diesem Freitag. Erneut fehlen die Fans, dafür erlebt die Mühlenkopfschanze eine Premiere.

Das Fahnen- und Zuschauermeer rund um den Auslauf der Mühlenkopfschanze fehlt. Die teils nervigen Tröten einiger Hardcore-Fans ebenfalls. Und während sie ins Tal fliegen, begleitet besonders die deutschen Skispringer auch kein langgezogenes „Ziiiiiiiiiiieeeeh“ aus zigtausend Kehlen. Der Weltcup im Skispringen in Willingen geht ab diesem Freitag erneut als Geisterspringen über die Bühne. Die Party-Atmosphäre wird fehlen – dafür steht eine viel beachtete Premiere auf dem Programm.

Willingen: „Längst überfällig“

Denn zum ersten Mal gastiert der Weltcup der Skispringerinnen am Rande des Sauerlandes und bereichert die Kult-Veranstaltung. „Das ist längst überfällig“, sagte Anna Häfele im Vorfeld, während Jenna Mohr ergänzte: „Da könnte man direkt noch richtig neidisch werden. Ein Heim-Weltcup im Upland wäre auch schon für uns einfach cool gewesen.“ Die beiden früheren Weltklasse-Skispringerinnen des gastgebenden SC Willingen sind neben der Österreicherin Eva Ganster (als Vorspringerin), Ulrike Gräßler und aktuell Michelle Göbel (im Training) schon auf der größten Großschanze der Welt gesprungen.

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Und sie schwärmen in höchsten Tönen von der Anlage. „Sie springt sich schöner und viel einfacher als so manche andere große Schanze, auf der es inzwischen für unsere Nachfolgerinnen schon um Weltcup-Punkte gegangen ist“, erklärten die beiden, die als Bundespolizistinnen weiterhin Kolleginnen sind, wenngleich Häfele in Düsseldorf und Mohr in Hamburg arbeitet. „Die aktuellen Skispringerinnen haben längst das Niveau, um am Mühlenkopf springen zu können. Ich habe hier meine Bestweite von 128 Metern erzielt“, sagte Jenna Mohr.

Normalerweise springen Stephan Leyhe und Co. in Willingen in ein Meer von Menschen, doch in diesem Jahr fehlen die Fans erneut.
Normalerweise springen Stephan Leyhe und Co. in Willingen in ein Meer von Menschen, doch in diesem Jahr fehlen die Fans erneut. © dpa | Swen Pförtner

Zum Vergleich: Der Pole Klemens Murańka steigerte den Schanzenrekord bei den Männern vor fast genau einem Jahr auf 153 Meter. Die Bestweite von Deutschlands Skispringerin Juliane Seyfarth wird mit 142 Metern angegeben.

Doch nicht nur die Ehemaligen feiern die Premiere. „Wir freuen uns sehr auf Willingen – ein Heim-Weltcup. Ein super Ort. Ich war früher als Aktiver selbst oft dort – sensationelle Veranstaltungen. Hoffentlich werden Wetter, Wind und die Bedingungen insgesamt ganz gut, damit wir ein paar schöne, weite Flüge sehen können“, erklärte Damen-Bundestrainer Maximilian Mechler, der mit Katharina Althaus, Selina Freitag, Pauline Heßler und Juliane Seyfarth seine vier Olympia-Springerinnen mit ins Waldecker Upland bringt.

Willingen: Sieben DSV-Adler

Für das Quartett ist wie für die Herren, die mit Markus Eisenbichler, Severin Freund, Karl Geiger, Stephan Leyhe, Pius Paschke, Constantin Schmid und Olympiasieger Andreas Wellinger antreten, jedoch Vorsicht das oberste Gebot.

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    Nur bedingt bei den Sprüngen von der Mühlenkopfschanze, vor allem aber in puncto Kontaktbeschränkung in der übrigen Zeit. Denn am Montag reisen Skispringerinnen und die meisten Skispringer nach China zu den Olympischen Winterspielen – eine Infektion mit dem Coronavirus wäre jetzt das Ende des olympischen Traums.

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    Bei aller Traurigkeit über die fehlende Atmosphäre rund um die Mühlenkopfschanze – dem gebürtigen Schwalefelder Stephan Leyhe und Co. spielt der zweite Geisterweltcup in Folge in Willingen vielleicht sogar etwas in die Karten. Und eins kündigten Schanzensprecher wie Stadionregie bereits an: wummernde Bässe, euphorisierte Kommentatoren wird es trotzdem geben. Nur das Partyvolk fehlt.

    Der Zeitplan in Willingen

    Freitag, 28. Januar:10 Uhr Offizielles Training/Damen, 12 Uhr Qualifikation Damen; 13.30 Uhr Offizielles Training/Herren, 16 Uhr Mixed-Weltcup, 18.30 Uhr Qualifikation Herren; 19.45 Uhr Eröffnungsfeier mit Präsentation aller Mannschaften, anschließend Feuerwerk.

    Samstag, 29. Januar:12 Uhr Probedurchgang Damen, 13 Uhr 1. Wertungsdurchgang Damen, anschließend Finaldurchgang; 15 Uhr Probedurchgang Herren, 16 Uhr 1. Wertungsdurchgang Herren, anschließend Finaldurchgang; anschließend Siegerehrungen im Stadion an der Mühlenkopfschanze.

    Sonntag, 30. Januar:9 Uhr Qualifikation Damen, 10 Uhr 1. Wertungsdurchgang Damen, anschließend Finaldurchgang, anschließend Siegerehrung im Stadion an der Mühlenkopfschanze; 13.30 Uhr Qualifikation Herren, 15.15 Uhr 1. Wertungsdurchgang Herren, anschließend Finaldurchgang, anschließend Siegerehrung im Stadion an der Mühlenkopfschanze.