Willingen. Katharina Althaus belegte bei der Weltcup-Premiere der Frauen in Willingen Rang zwei. Ein böser Sturz sorgte aber für erneute Debatten.

Katharina Althaus grinste bereits, während sie nach ihrer Landung ausschwang. „Der Sprung war einer meiner besseren“, sagte die Skispringerin nach der Siegerehrung glücklich: „Deshalb habe ich mich direkt gefreut.“ Doch statt sich nur mit ihrem starken zweiten Platz bei der Weltcup-Premiere der Frauen auf der Mühlenkopfschanze in Willingen beschäftigen zu können, fand sich die Olympiazweite aus Oberstdorf wieder in einer Debatte, ob die größte Großschanze der Welt für Frauen eventuell doch zu anspruchsvoll sei. Auslöser dafür war ein böser Sturz ihrer Teamkollegin Selina Freitag.

Willingen: Kramer siegt

Althaus sprang auf starke 126,5 Meter (77,1 Punkte) und landete damit zum sechsten Mal in diesem Winter auf dem Podest. Am Ende fehlten ihr umgerechnet weniger als zwei Meter auf die Weltcupführende Marita Kramer aus Österreich (80,2), die bereits ihren sechsten Sieg im zehnten Weltcup-Springen feierte. Dritte wurde die Slowenin Ema Klinec (72,0).

Katharina Althaus freut sich bei der Siegerehrung über ihren zweiten Platz und hält die Trophäe in der Hand.
Katharina Althaus freut sich bei der Siegerehrung über ihren zweiten Platz und hält die Trophäe in der Hand. © dpa | Arne Dedert

Bereits im so genannten Prolog sowie dem Mixed-Wettbewerb am Freitag hatten Althaus und Co. bewiesen, dass sie die Mühlenkopfschanze im Griff haben. Marita Kramer stellte im Mixed-Wettbewerb mit 144,5 Metern den aktuellen Willinger Schanzenrekord auf, die Japanerin Yuki Ito sprang im zweiten Training zuvor mit 154 Metern sogar über den Schanzenrekord des Polen Klemens Muranka (153 Meter). Mit 139,5 Metern und 110,8 Punkten schaffte sie anschließend den ersten offiziellen Schanzenrekord im Frauenskispringen auf der größten Großschanze der Welt und gewann den Prolog.

Freitag stürzt bei Landung

Doch beim ersten Weltcupspringen der Frauen am Rande des Sauerlandes warteten am Samstag deutlich schlechtere, arg komplizierte Wetterbedingungen auf die Skispringerinnen. Leichter Nieselregen und erheblicher Wind forderten ihr ganzes Können.

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Selina Freitag erwischte es bei der Landung nach nur 102,5 Metern, als sich ihre Ski überkreuzten. Was anschließend passierte, sah heftig aus. Die 20-Jährige prallte mit dem Kopf und dem Oberkörper hart auf dem Hang auf und rutschte in den Auslauf. Den konnte die für die in der kommenden Woche beginnenden Olympischen Winterspiele nominierte Athletin nach einer längeren Behandlung aber selbstständig verlassen. Erst als sie beide Daumen in die Höhe streckte, entspannte sich die Lage bei den wenigen Anwesenden. Auf Grund der Corona-Pandemie geht der Kult-Weltcup ohne Zuschauer über die Bühne.

Selina Freitag wird nach ihrem Sturz im ersten Wertungsdurchgang von der Mühlenkopfschanze von Sanitätern untersucht.
Selina Freitag wird nach ihrem Sturz im ersten Wertungsdurchgang von der Mühlenkopfschanze von Sanitätern untersucht. © dpa | Arne Dedert

Schürfwunden und einen kleinen Schock vermeldete der DSV später als erste Diagnose. Glück im Unglück für die Athletin, die später sichtbar verärgert über ihren individuellen Fehler war. „Es sieht so aus, dass keine weiteren Untersuchungen im Krankenhaus notwendig sind“, sagte Bundestrainer Maximilian Mechler: „Aber wir gehen kein Risiko ein.“ Das tat auch die Jury in Willingen nicht und brach die Weltcup-Premiere nach dem ersten Durchgang ab. „Man muss es vor Olympia auch nicht übertreiben“, erklärte Katharina Althaus.

Das sagt der Bundestrainer

„Mit der Schanze hatte das nichts zu tun. Es sind heute einfach extrem schwierige Bedingungen gewesen“, sagte Mechler. Auch Toni Innauer, Olympiasieger von 1980 und ZDF-Experte, wollte keine Grundsatzdebatte. „Man hat gesehen, dass manche bei diesen Bedingungen überfordert sind. Die Frauen hätten bessere Verhältnisse verdient gehabt, dann hätten sie zeigen können, dass sie der Schanze gewachsen sind.“ So, wie sie es am Freitag bereits taten.

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Katharina Althaus resümierte: „Es war vielleicht ein holpriger Start hier in Willingen, aber ich hoffe, dass wir morgen nochmal zwei Sprünge haben und zeigen können, was wir drauf haben. Es gilt, den Übergang gut zu erwischen und gut ins Fliegen zu komme, sonst wird der Hang ziemlich lang. Aber es macht sehr viel Spaß, hier zu springen.“ Am Sonntag (10 Uhr/ZDF und Eurosport) steht in Willingen für die Frauen ein weiteres Einzelspringen an.