Willingen: So leiden Fans des Kult-Weltcups in diesem Jahr
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Willingen. Der Weltcup in Willingen ist berühmt für Party-Atmosphäre. Diesmal sind die Tribünen leer. Was Fans wie Kristin Eckhardt und Marie Bönner bleibt.
Die Partymusik wummert durch das Strycktal, die Stadionsprecher kündigen jeden Athleten an und selbst das übliche langgezogene „Ziiiiiiieeeh“ begleitet die Skispringer beim Weltcup in Willingen ins Tal. Trotzdem: In diesem Jahr ist alles anders beim Kultspringen.
Eisenbichler vermisst die Fans
Denn der sonstige Party-Weltcup ist auf Grund der Corona-Pandemie ein Geister-Weltcup. Ohne feiernde Fans, ohne Atmosphäre – lediglich als Hintergrund für die Fernsehübertragungen (Samstag, 16 Uhr; Sonntag, 16.15 Uhr / ARD) kommentieren und moderieren die Stadionsprecher wie üblich.
Warum die Tribünen neben dem Auslauf dennoch aufgebaut sind? Darauf gibt es eine einfache Antwort: Weil sie nach dem Springen vor Jahresfrist nicht abgebaut wurden. Auf Grund der Corona-Pandemie wurden sie woanders nicht benötigt.
Weltcup- So feiern Fans in Willingen sich und Leyhes Sieg
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„In Willingen fehlen die Fans ehrlich“, gestand DSV-Adler Markus Eisenbichler nach der Qualifikation am Freitagabend, die er auf dem dritten Platz beendete. „Nach meinem ersten Sprung habe ich schon gedacht: Normalerweise ist hier alles voll. Das war heuer nicht so geil. Für einen kurzen Moment war ich schon traurig, obwohl wir ja froh sein dürfen, dass wir unseren Sport überhaupt ausüben können.“
Doch wie geht es den Skisprung-Fans, die an diesem Wochenende nicht wie üblich zu Tausenden nach Willingen und an die Mühlenkopfschanze dürfen, um Eisenbichler, Karl Geiger und Co. anzufeuern? Polizei und Gemeinde warnen sogar vor einer Anreise.
„Ich werde mit mindestens einem weinenden Auge vor dem Fernseher sitzen und mitfiebern“, sagt die aus Netphen im Siegerland stammende Kristin Eckhardt (30). Marie Bönner aus Brilon stimmt ihr zu: „Die Übertragungen sind Pflichtprogramm an diesem Wochenende“, sagt die 29-Jährige.
Die beiden Frauen sind allerdings nicht nur irgendwelche Fans, die seit Jahrzehnten zur Schanze pilgern: Eckhardt, Bönner und Andrea Süllau bilden als Trio die so genannten Ehrendamen des SC Willingen. Vor etlichen Jahren bewarben sie sich bei einer Abstimmung für dieses Ehrenamt, gewannen und reichen seitdem nicht nur bei den Siegerehrungen die Pokale an, sondern unterstützen die „Free Willis“, die ehrenamtlichen Helfer an der Schanze, wo sie nur können. Da deren Zahl in diesem Jahr auf das Nötigste reduziert wurde, bleiben auch die Ehrendamen daheim.
Beim Skispringen verliebt
„Der Heimsieg von Stephan Leyhe im vergangenen Jahr war natürlich der absolute Höhepunkt“, sagt Marie Bönner über die vergangenen Jahre, „da hatten wir alle Tränen in den Augen.“ Die übliche Party-Stimmung erhielt dadurch zusätzlichen Schwung. „Natürlich bekommen wir die Atmosphäre mit und schauen auch mal im Partyzelt vorbei“, sagt Bönner: „Aber wir sind nicht die ganze Nacht unterwegs.“
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Eine ganz persönliche Geschichte verbindet sowohl sie als auch Kristin Eckhardt mit dem Weltcup in Willingen. „Weil wir in der Nachbarschaft wohnten, bin ich früher schon mit meinem Vater zum Weltcup gefahren“, sagt die Brilonerin, die seit einigen Monaten bei ihrem Freund im Schwarzwald lebt. Kristin Eckhardt hat es „der Liebe wegen“ ins Saarland gezogen. Und wo lernte sie ihre Liebe kennen? In Willingen. Beim Skispringen.
„Wer hätte gedacht, dass es mal einen Weltcup ohne Fans geben würde“, fragt Bönner rhetorisch. Die Antwort ist klar: niemand. Eins steht aber für beide fest: „Im nächsten Jahr sind wir wieder in Willingen.“ Und das – gilt für die zigtausend anderen Fans aus der Region auch. Hoffentlich.
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