Arnsberg-Neheim. Cresta, der Vorläufer des Skeleton, wird im Nobelort St. Moritz betrieben. Der Sport ist hart. Was einen Neheimer neben der Gefahr so fasziniert.

Der Moment, in dem ihm im Ziel ausgerechnet die konkurrierenden Piloten für seinen Siegesjubel in die Luft heben, bedeutet Magnus Eger viel. Schließlich ist sein dritter Erfolg (2014, 2020 und 2022) beim traditionsreichen Curzon Cup in St. Moritz historisch für den Neheimer. „Ich bin der einzige Deutsche, dem das geglückt ist. Das erfüllt mich schon mit Stolz“, sagt der 39-Jährige, der erfolgreich in der Sportart Crestadem Vorläufer des Skeleton – aktiv ist. Gefragt ist für diesen Wintersport vor allem Wagemut – und eine gehörige Portion Verrücktheit.

Cresta, benannt nach dem benachbarten Celerina mit dem gleichnamigen Ortsteil, besitzt eine lange Tradition. Bereits seit 137 Jahren wird die Sportart im Schweizer Nobel-Wintersportort St. Moritz betrieben. Initiiert von Briten, jagten bereits 1885 die Pioniere des Cresta im Engadin die erste und älteste Natureisbahn der Welt hinunter. In jedem Jahr wird der Eiskanal am Tobogganing Club, einem elitären Zirkel, dessen Mitgliedschaft nicht jeder erlangen kann, neu erbaut.

Auch heutzutage wird vor Ort noch Englisch gesprochen – genau wie damals. Gleich um die Ecke liegt der Olympia Bob Run St. Moritz-Celerina, in dem zuletzt unter anderem die heimischen Skeletoni um Alexander Gassner (BSC Winterberg) die Rennen ihres Weltcupfinales absolvierten.

Cresta in St. Moritz: Das sind Unterschiede zum Skeleton

Cresta und Skeleton seien sich sehr ähnlich, erzählt Magnus Eger. Der 39-Jährige, der Mitinhaber der Neheimer Immobilienfirma Meyer + Partner ist, liebt den Nervenkitzel, den der Sport vermittelt. Und die Gefahr. Die Piloten rasen auf dem Bauch auf ihren Schlitten liegend mit dem Kopf voran in Richtung Tal. Ihre Körper befinden sich dabei nur wenige Zentimeter über dem Eis. „Man liegt auf dem Schlitten und erlebt einen Geschwindigkeitsrausch. Es ist ein einmaliger Adrenalinkick“, schwärmt Eger.

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Zum Skeleton gebe es indes auch „wesentliche Unterschiede“, so der erfolgreiche Cresta-Fahrer. „Bei uns sind die Kurven der Bahn offen – man kann also bei schlechter Fahrweise theoretisch aus der Bahn fliegen. Cresta ist noch eine Nummer härter als Skeleton“, sagt Eger. Immer wieder kommt es auch zu Stürzen, früher ebenso zu Todesfällen.

Trotz der engen und langen Bindung seiner Familie an das Engadin sei er früher nie mit dem Cresta-Sport in Berührung gekommen. Magnus Eger spielte stattdessen Hockey – und das auf höchstem Niveau beim Crefelder HTC in der Bundesliga. Zudem war er auch für die Deutsche A-Nationalmannschaft aktiv.

Liebe auf den ersten Blick für Neheimer

Auch im Golfsport war Eger mit viel Ehrgeiz dabei (Handicap: zwei), doch als ein Freund ihn dazu brachte, in St. Moritz Cresta auszuprobieren, „war ich danach direkt Feuer und Flamme“, erzählt der gebürtige Wuppertaler. Weil er aus dem Leistungssport kommt, sei er „sehr ehrgeizig. Ich bin sprintstark, und das ist für diesen Sport ein großer Vorteil. Ich wollte also schnell sehr gut werden – und habe entsprechend trainiert“, sagt Magnus Eger.

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Seit mittlerweile mehr als zwölf Jahren ist er als Cresta-Pilot aktiv. Er trainiert unter anderem in der Veltins-EisArena in Winterberg, aber auch in Altenberg oder Oberhof. „Ich stehe jeden Tag um 5.30 Uhr auf und gehe um 23 Uhr schlafen. Es ist anstrengend, aber eine Frage des Zeitmanagements und des Willens. Mir wurde nichts geschenkt, ich musste mir alles hart erarbeiten“, berichtet der Sportler.

Mit dem irischen Ex-Skeleton-Profi Lord Clifton Wrottesley und dem Deutschen Niko Jülich dominiert Eger seit Jahren die Szene. Als er nun beim jüngsten Event vor Ort, dem Curzon Cup, einem der Major-Rennen auf dem Cresta Run, nach 2014 und 2020 zum dritten Mal gewann und damit seinen Titel erfolgreich verteidigte – 2021 war das Event pandemiebedingt ausgefallen –, stand am Ende neben großer Freunde natürlich auch Stolz auf das Geleistete. Mit 40,94 Sekunden hält Magnus Eger zudem den Streckenrekord vom Startpunkt „Junction“ aus, von dem die Gesamtstrecke der Bahn (1214 Meter) um etwa ein Drittel verkürzt ist.

In Egers Lieblingssport erreichen Athleten bis zu 140 Stundenkilometern. Tapferkeit, Disziplin, Ehrgeiz: Mit all dem, was für Cresta-Piloten vonnöten ist, kann sich auch Magnus Eger identifizieren. Er will sich in St. Moritz weiter die Bahn hinabstürzen – und wieder der Schnellste unter den Wagemutigen sein.