Winterberg. Statt im „Club der Besten“ zu relaxen, bereiten sich Laura Nolte, Jacqueline Lölling und Alex Gassner auf China vor. Wo Spionage drohen könnte.

Es sind Bilder wie dieses, die sowohl bei Laura Nolte als auch bei Jacqueline Lölling und sogar trotz des besten Sommers seines Lebens auch bei Alexander Gassner Wehmut wecken: Auf einer breiten Luftmatratze liegt Snowboarderin Selina Jörg im Pool und lässt es sich gut gehen. Der Himmel – wolkenlos. Die Sonne – scheint und sorgt für überaus angenehme 26 Grad im Aldiana Club Costa del Sol in Spanien. Doch trotz jeweiliger Einladung zum so genannten „Club der Besten“ der deutschen Sporthilfe sagte das Trio ab. „Das Risiko ist zu hoch“, erklärte Laura Nolte. Das Risiko?

Das ist der „Club der Besten“

Zum „Club der Besten“ lädt die deutsche Sporthilfe jedes Jahr die besten deutschen Sommer- und Wintersportler ein, damit diese meistens unter der spanischen Sonne gemeinsam eine Woche relaxen, Spaß haben, Sport treiben und ihre Erfolge gemeinsam feiern können. Eine Medaille bei einer Weltmeisterschaft zum Beispiel dient als Eintrittskarte zu dem in Sportlerkreisen sehr beliebten Event.

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„Es ist schade. Wir hätten diese Woche gerne mitgenommen, auch um nochmal herunterzukommen“, sagte Laura Nolte. Doch die Bobpilotin des BSC Winterberg, die bei der Weltmeisterschaft in Altenberg sowohl mit Anschieberin Deborah Levi als auch im Monobob die Bronzemedaille gewonnen hatte, erklärte: „Aber das Risiko war uns zu hoch direkt vor unseren Trainingswochen in Peking.“ In wenigen Tagen reisen Bob- und Skeleton-Sportler bekanntlich nach China, um zum ersten Mal und insgesamt für dreieinhalb Wochen auf der Olympiabahn von 2022 zu trainieren.

Bob- Darum geht es in Winterberg bereits um Peking

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    „Wer daran nicht teilnimmt, wird schlechte Karten bei den Olympischen Spielen haben“, sagte Laura Nolte. Wie sie argumentierten auch die Skeletonis Jacqueline Lölling, die in Altenberg Silber gewonnen hatte, und Alexander Gassner, der sensationell zur Bronzemedaille gerast war. Christopher Weber, Bob-Anschieber des BSC Winterberg, hingegen weilt mit der Crew von Pilot Johannes Lochner beim „Club der Besten“. „Meiner Meinung nach gibt es andere Jahre, in denen das sinnvoller ist“, sagte Laura Nolte.

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    Hinter der 22-Jährigen liegt eine erste Trainingswoche in der Veltins-EisArena in Winterberg, die es in sich hatte. „Die ersten Fahrten waren sehr, sehr, sehr gut. Es hat Spaß gemacht, wieder auf Eis zu sein. Aber es waren auch anstrengende Tage mit jeweils zwei Einheiten plus Athletiktraining plus viel Zeit in der Garage“, sagte Nolte. In der Garage – damit meint die BSC-Pilotin die intensive Arbeit am Material.

    Droht Material-Spionage?

    Dies ist übrigens bereits seit dem vergangenen Sonntag unterwegs nach Peking. „Es dauert so lange, bis alles in China durch den Zoll ist“, erklärte René Spies, Bob-Cheftrainer, die Differenz von gut einer Woche zwischen Abreise des Materials und Abreise der Sportler nach Peking. Doch öffnet das nicht eventueller Spionage Tür und Tor? Sowohl im Bob als auch im Skeleton gelten die Deutschen schließlich als Meister des Materials. Könnten die Chinesen nicht eventuell einen Blick…?

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    Um auf Nummer sicher zu gehen, wurden Bobs und Schlitten wie üblich in Kisten gepackt – und diese mit Siegeln versehen. „Ich hoffe, es läuft alles fair ab“, sagte Laura Nolte, die betonte, niemanden vorverurteilen zu wollen. Ein Restrisiko bleibt, und das können Nolte, Lölling und Gassner nicht durch Fernbleiben beeinflussen.