Sauerland. Sie ahmen den Ritt auf echten Tieren nach – auf Steckenpferden aus Holz: Reiter, die Hobby Horsing betreiben. So schneidet der Trend im Check ab.

Sie überwinden Hindernisse, galoppieren über den Reitplatz oder ahmen Dressurschritte nach – allerdings nicht auf echten Tieren, sondern auf Steckenpferden aus Holz. Trendsportart oder doch reine Freizeitbeschäftigung – diese Frage stellt sich beim „Hobby Horsing“ wohl so dringlich wie bei keiner anderen Aktivität, die diese Zeitung im Zuge der Serie „Und das soll Sport sein? Sportliche ,Grenzfälle’ im Check“ untersucht. Nur, wer in unseren fünf aufgestellten Kategorien 15 Punkte oder mehr sammelt, gilt als „richtiger“ Sport.

Hobby Horsing und die Frage nach körperlicher Belastung

Vor allem Mädchen im Alter zwischen vier und 15 Jahren widmen sich regelmäßig dem Hobby Horsing, wie Marisa Philipp zu berichten weiß. Die Balverin war und ist als Springreiterin regelmäßig bei vielen Reitturnieren im Hochsauerlandkreis unterwegs, wie etwa an diesem Wochenende beim großen Außenturnier des Reitervereins Hellefeld oder in der Vergangenheit bei den Voßwinkeler Reitertagen, Reitveranstaltungen in Arnsberg-Müschede, Eslohe-Schwartmecke oder Arnsberg-Holzen.

Im HSK und dem benachbarten Märkischen Kreis treibt sie das Hobby Horsing voran. „Unsere Intention ist es, möglichst viele Kinder vermehrt in die Bewegung zu bekommen. Das klappt beim Hobby Horsing einfach sehr gut“, sagt Philipp. Die Kinder und Jugendlichen laufen mit ihren Steckenpferden, springen über Hindernisse und powern sich ordentlich aus. Das Hobby Horsing ist insgesamt von zahlreichen Gymnastikelementen geprägt.

Wertung:

Mentale Belastung

Während im Ursprungsland Finnland, in dem sich das Hobby Horsing zu einem Trend entwickelte, riesengroße Turniere und Meisterschaften mit hunderten Teilnehmern ausgerichtet werden, steckt Hobby Horsing im Sauerland derzeit noch in den Kinderschuhen. „So weit sind wir einfach hier noch nicht“, sagt Marisa Philipp.

Auch interessant

Es gehe vor allem darum, Spaß zu haben, „die mentale Belastung ist bei Wettbewerben nicht allzu hoch“, erläutert sie.

Wertung:

Wettkampf-Charakter

Fünf Events hat zuletzt allein das Team um Profireiterin Philipp in diesem Bereich durchgeführt. Das Interesse am Hobby Horsing sei dabei groß gewesen, sagt Philipp, „es waren immer 20 bis 40 Kinder und Jugendliche dabei“. Es finden mittlerweile bereits Turniere mit Spring- und Dressurprüfungen sowie verschiedenen Geschicklichkeitsübungen statt. Bei größeren Turnieren entscheidet eine Jury über die Sieger – der Ablauf unterscheidet sich dabei kaum von Reitwettbewerben mit echten Tieren.

Wertung:

Regelwerk

Marisa Philipp muss schmunzeln. „Bei unseren bisherigen Turnieren haben wir uns grob an das Regelwerk des Reitsports gehalten, um Bewertungen vornehmen zu können“, erklärt sie. Aktuell spielen die Regeln beim Hobby Horsing indes oft eine noch untergeordnete Rolle.

Auch interessant

Das könnte sich ändern, wenn eine von Marisa Philipps Ideen umgesetzt wird: „Wir würden gerne im kommenden Sommer eine Art Hobby-Horsing-Park errichten, mit einem Parcours und Dressurbereich. Dann könnten die Kinder und Jugendlichen dort zu bestimmten Zeiten immer trainieren und sich weiter verbessern.“

Wertung:

Ausrüstung

Viele Reiter starten mit einer günstigen Ausrüstung um die 30 Euro mit dem Hobby Horsing. „Das kann danach aber sehr schnell mehr werden“, erklärt Marisa Philipp.

Das Steckenpferd aus Holz, die kreative Gestaltung dessen, möglicherweise Reitkleidung und ein Reithelm – da kommen schon einige Kosten zusammen – wenn man das möchte. Auf bis zu 150 Euro beziffert Marisa Philipp diese. Insgesamt sei das Hobby Horsing jedoch eine Aktivität für alle – auch wenn Jungen noch äußerst selten anzutreffen sind.

Wertung:

Fazit

Hobby Horsing als kindische Spielerei abzutun – das wird diesem immer beliebter werdenden Trend sicherlich nicht gerecht. Und doch reicht es in der Auswertung der fünf untersuchten Kategorien dieser Zeitung am Ende nur zu 13 von 25 möglichen Punkten – zwei Zähler fehlen dem Hobby Horsing am Ende also, um als „richtige“ Sportart gewertet zu werden.