Sauerland. Dosenbier auf dem Hotelzimmer: Das hat der gebürtige Sauerländer Christof Osebold als Badmintonschiedsrichter bei den Olympischen Spielen erlebt

Zwei Wochen lang war der gebürtige Bestwiger Christof Osebold als einziger deutscher Badminton-Schiedsrichter bei den Olympischen Spielen in Tokio tätig. Im Gespräch nach seiner Ankunft am Flughafen in Frankfurt erzählt der Informatiker von der Erfüllung eines Traums, dem Leben in der Blase und Dosenbier auf dem Hotelzimmer.

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Herr Osebold, wie würden Sie die Zeit bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio in drei Worten beschreiben?

Christof Osebold: Einmalig, speziell, Corona, und für mich persönlich als einen Höhepunkt. Es war speziell, weil es aufgrund von Corona komplett atypisch verlief. Aber es war trotzdem ein absolutes Highlight, weil die Olympischen Spiele einfach anders sind als ein normales Turnier, was jedes Jahr stattfindet.

Sie haben etwa 30 Jahre lang auf diesen Traum hingearbeitet. Jetzt waren Sie insgesamt zwei Wochen in Tokio. Reichte die Zeit aus, um den Traum auch wirklich zu leben?

Olympische Spiele in Tokio: Ein Leben in der Blase

Ich war bis jetzt 30 Jahre als Schiedsrichter aktiv, aber ich habe damals nicht mit dem Ziel angefangen, irgendwann an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Das hat sich erst in den vergangenen sieben bis acht Jahren ergeben, denn ich bin viele Jahre „mit angezogener Handbremse gefahren“ und war nicht sehr viel als Schiedsrichter tätig. Die zwei Wochen in Tokio waren eine intensive, aber auch eine sehr spezielle Erfahrung für mich. Olympisches Flair kam aber leider nur selten auf. Ein bisschen auf dem Flughafen in Tokio, weil dort die Sportler aus den verschiedensten Ländern und Sportarten aufeinandertrafen. Das war sehr bunt und international. Danach ist man aber sofort in die eigene Badminton-Blase abgetaucht. Von dem Moment an fühlte es sich eher an wie bei einem normalen Turnier.

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Sie sprechen die Olympia-Blase an. Sie sind von Hotel zur Wettkampfstätte gependelt. Wie haben Sie das erlebt?

Es fing morgens immer mit einem Ritual an: Spucktest, Temperatur messen und dann Frühstück. Die hundert Meter Fußweg über die Straße Richtung Bushaltestelle war tatsächlich der einzige Moment außerhalb des Hotels und der Wettkampfstätten. Dann ging es jeden Tag den gleichen Weg Richtung Halle. Bis auf einen Tag: Da gab es auf der Autobahn einen Unfall, dann sind wir über eine andere Strecke gefahren. Aber auch die Fahrten zur Wettkampfstätte waren unwirklich, weil die Polizei die Auffahrten zu der Schnellstraße durch Tokio gesperrt hatte, damit nur Olympia-Fahrzeuge dort fahren durften. Die Bevölkerung hatte bestimmt einen dicken Hals. In der Halle war man ebenfalls unter sich. Abends ging es dann wieder zurück ins Hotel. Dort konnte man sich vielleicht noch eine Dose Bier im hoteleigenen Supermarkt kaufen, die man dann aber alleine auf dem Zimmer getrunken hat. Treffen mit den Kollegen wurden uns untersagt. Die Zeit, die man dann für sich zur freien Verfügung hatte, haben die meisten genutzt, um Olympia am Fernseher zu schauen.

Die Teilnahme an den Olympischen Spielen war für Sie ein Abschluss. Was folgt jetzt?

Ich darf weiterhin für den Europäischen Verband als Schiedsrichter aktiv sein, dort liegt die Altersgrenze fünf Jahre höher. Zu Beginn der Corona-Zeit habe ich mir aber ein zweites Standbein in dem Sport aufgebaut. Künftig bilde ich als Assessor europaweit andere Schiedsrichter aus. Ich selbst habe als Schiedsrichter eigentlich alles gesehen und erlebt. In Zukunft möchte ich aber noch in die paar europäischen Länder reisen, in denen ich bislang noch nicht tätig war.

Durch die Reisen waren Sie viel unterwegs. Darf sich die Familie jetzt mehr auf Sie freuen?

Wenn Sie es denn wollen, die Kinder sind im Teenager-Alter (lacht). Wegen Beruf und Familie waren es bei mir nur drei bis vier Turniere im Jahr. Da leisten andere mehr. Die Familie wird mich auch weiterhin für ein paar Wochen im Jahr nicht erleben, aber sie werden auf jeden Fall mehr von mir haben.