Winterberg. Ein heftiges Unwetter zerstörte den Eiskanal am Königssee. Die Folgen sind in Winterberg mit unter anderem einem übernommenen Weltcup spürbar.

Der Anblick dieser Bilder brach Rennrodel-Star Felix Loch das Herz. Und auch Stephan Pieper kämpfte mit seinen Emotionen, als er sah, wie unfassbare Mengen Geröll und Wasser während des schweren Unwetters über Bayern den kompletten oberen Teil der Kunsteisbahn am Königssee zerstörten. „Wir sind ein kleiner Haufen“, sagte Pieper, Geschäftsführer der Veltins-EisArena in Winterberg, im Gespräch mit dieser Zeitung: „Das trifft die Kufenfamilie hart.“ Welche (Weltcup-)Folgen das vorläufige Aus der Bahn am Königssee für den Eiskanal im Hochsauerland hat.

Kein Bahnbetrieb am Königssee

„Alle Bahnen haben sofort ihre Hilfe zugesagt“, erklärte Pieper. Auch der Sauerländer telefonierte bereits mit den Verantwortlichen des BSD (Bob- und Schlittenverband für Deutschland), dessen Verbandssitz sich an der Bahn zwischen dem mächtigen Watzmann-Massiv und dem Grünstein befindet. Eine Sitzung der Bahnbetreiber in Deutschland folgt.

Weckruf der Natur - Unwetterzerstörungen in Bayern

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    Thomas Schwab, Vorstandsvorsitzender des BSD, ging in ersten Schätzungen von einem Schaden in zweistelliger Millionenhöhe aus, ergänzte aber: „„Wir drängen uns jetzt mit unserer zu einem erheblichen Teil zerstörten Sportstätte am Königssee nicht in den Vordergrund. Die menschlichen Schicksale haben absolute Priorität. Wir fühlen sehr mit den Menschen im Landkreis, die jetzt viel verloren haben.“ Wenn im Oktober 2022 wieder Eis in der Bahn sei, sei alles in Ordnung, ergänzte er.

    Eiszeiten sind begehrt

    Für die bevorstehende Wintersaison steht fest, dass am Königssee weder Trainingseinheiten noch Wettkampffahrten durchgeführt werden können. Zwar befindet sich Deutschland in der komfortablen Situation, insgesamt über vier Kunsteisbahnen zu verfügen, allerdings: „Die Eiszeiten auf den Bahnen sind auch bei ausländischen Sportlern sehr beliebt, weil sie mit wenig Aufwand hin und her reisen können“, sagte Stephan Pieper. Freie Fahrt für deutsche Bobs oder Schlitten gibt es daher nicht.

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    Neben dem Eiskanal am Königssee stehen Bahnen in Oberhof, in Altenberg und in Winterberg. Und diese versuchen nun auch, den deutschen Rennrodlern, Bobfahrern und Skeletonis eine möglichst optimale Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele im Februar 2022 in Peking zu retten. „Na klar müssen wir uns jetzt etwas anders aufstellen, Pläne umstellen. Aber wir haben drei weitere Bahnen in Deutschland und unser Olympia-Training machen wir ohnehin den ganzen Oktober in Peking“, sagte René Spies, der aus Winterberg stammende Bob-Cheftrainer, nach außen hin gelassen. Innerlich wird Spies wissen, wie sehr der Ausfall der Bahn am Königssee die Lage verkompliziert.

    Winterberg sucht Mitarbeiter

    Denn zusätzliche Trainingseinheiten bedeuten einen Mehraufwand zum Beispiel für die Mitarbeiter der Bahnen. „Ich suche händeringend noch zwei Mitarbeiter in Vollzeit für die Zeit von Mitte September bis Mitte Februar“, sagte Stephan Pieper: „Und eine Halbtagesstelle ist ebenfalls noch zu besetzen.“

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    Am 20. September, so früh wie selten zuvor, nimmt die Bahn in Winterberg als einzige in Deutschland den Eisbetrieb in diesem Jahr auf, weil die Bob- und die Skeleton-Nationalmannschaft im Sauerland in die Saison starten, bevor sie nach China reisen.

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    Die aktuell gravierendste Folge für Winterberg sind jedoch nicht die zusätzlichen Trainingseinheiten, sondern ein Weltcup, der – unter Vorbehalt der Zustimmung des Verbandes – aus Bayern ins Hochsauerland verlegt wird. Der Rennrodel-Weltcup am 1. und 2. Januar 2022 findet in Winterberg statt. Das dürfte der Internationale Rennrodel-Verband FIL, der Winterberg in den eigentlichen Weltcup-Planungen erstmals seit Jahrzehnten außen vor gelassen hatte, in wenigen Tagen bestätigen. Darüber hinaus gastiert bekanntlich der Bob- und Skeleton-Weltcup in dieser Saison zweimal in der Veltins-EisArena.

    Winterberg sicherer

    Etwas allerdings beruhigt Pieper mit Blick auf den Eiskanal an der Kappe: „Die Gefahr, dass uns so etwas passiert wie der Bahn am Königssee sehe ich nicht, weil wir keine Gebirge oberhalb und auch keinen Bach in der Anlage haben“, sagte er.