Winterberg. In der kommenden Saison gastiert der Rennrodel-Weltcup nicht in Winterberg. Das hat Folgen für den BRC Hallenberg. Aber: Es gibt eine Lösung.

Als sie von dieser Entscheidung erfuhr kullerten Tränen. Ausgerechnet unmittelbar vor dem Heim-Weltcup in Winterberg rotierte Norbert Loch die junge Silbacher Rennrodlerin Cheyenne Rosenthal in der erst kürzlich beendeten Saison aus dem deutschen Weltcup-Team. „Ich hatte mich schon sehr darauf gefreut, mal zu Hause einen Weltcup zu fahren – nun wird es wieder nichts“, sagte die Athletin des BSC Winterberg damals. Und sie muss weiter warten: In der kommenden Saison gastiert der Rennrodel-Weltcup wie bereits kurz berichtet nicht im Hochsauerland. Weitaus größere Folgen zieht die Entscheidung des Internationalen Rennrodelverbandes (FIL) jedoch für den BRC Hallenberg nach sich.

Seit 1989 fester Bestandteil

Als ein Teil der Veranstaltergemeinschaft mit der Sportzentrum Winterberg GmbH (SZW) ist der Klub um seinen Vorsitzenden Hans-Jürgen Köhne für die Organisation aller Rennrodel-Wettbewerbe in der Veltins-EisArena zuständig.

Auch interessant

„Seit der Weltmeisterschaft im Jahr 1989 haben wir jedes Jahr entweder einen Weltcup, eine Europameisterschaft oder eine WM in Winterberg gehabt“, sagte Hans-Jürgen Köhne im Gespräch mit dieser Zeitung und ergänzte: „Natürlich ist man da überrascht und enttäuscht, wenn man keinen Weltcup bekommt. Schließlich, das muss ich ganz klar so sagen, hat das auch finanzielle Auswirkungen auf unseren Verein.“

Durch ihr enormes ehrenamtliches Engagement stemmen die Mitglieder des BRC Hallenberg – ebenso wie jene des BSC Winterberg im Bereich Bob und Skeleton – solche anspruchsvollen internationalen Top-Veranstaltungen, wie die Weltcups welche sind. Finanzielle Überschüsse können deshalb für die Vereins- und besonders die Nachwuchsarbeit verwendet werden.

Geueke/Gamm- Ein Eiskanal wird zum Windkanal

weitere Videos

    „Es gibt aber Gespräche, dass wir mit einem blauen Auge davon kommen können“, erklärte Köhne und verriet: „Es soll so etwas wie eine Solidargemeinschaft geben.“ Diese dürften der Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) sowie die vier deutschen Bahnen am Königssee, in Oberhof, in Altenberg und eben in Winterberg bilden.

    Mehr Bahnen, gleichviele Termine

    Denn: Eine Saison ohne Weltcup im Rennrodeln dürfte es in Zukunft auch an den anderen Standorten mal geben – mit Ausnahme Oberhofs, weil Bob und Skeleton dort nicht möglich sind.

    Auch interessant

    Warum? Weil im Wesentlichen zwei Gründe für die Weltcup-Pause in Winterberg sorgen. „Auf Grund der Corona-Pandemie fiel in der vergangenen Saison der Test-Weltcup in China für die Olympischen Winterspiele aus. Der wird in der kommenden Saison zum Auftakt nachgeholt“, erklärte Köhne. Heißt: Die neue Bahn in China beansprucht einen der neun Weltcup-Termine – was sie auch in Zukunft tun wird. „Aus den letzten drei Weltcuprennen ergibt sich die Gesetztengruppe für die Olympischen Winterspiele. Und diese müssen auf drei verschiedenen Bahnen in drei verschiedenen Ländern sein“, ergänzte der BRC-Chef weiter mit Blick auf die Zwänge der olympischen Saison.

    Am Ende unzähliger sport-politischer Gespräche fiel die Wahl auf Winterberg, das in der Saison ‘21/22 auf den Rennrodel-Weltcup verzichten muss. „Wir haben in Deutschland die Luxussituation mit vier Bahnen“, sagte Stephan Pieper, Geschäftsführer der SZW, „es wird in Zukunft überall keine Selbstverständlichkeit mehr sein, sowohl einen Rennrodel- als auch einen Bob- und Skeleton-Weltcup ausrichten zu dürfen.“

    Auch interessant

    Neben der Bahn in der Provinz Peking, die auch nach den Olympischen Winterspielen betrieben werden soll, stößt bald eine weitere in Cortina d’Ampezzo/Italien hinzu. Die Bahn im Olympia-Austragungsort von 1956 war zwar 2008 geschlossen worden, wird aber nun für die Olympischen Winterspiele 2026 reaktiviert und strebt einen Platz im Weltcup-Kalender an.

    Rotation der Eisbahnen

    „Wir wollen in Deutschland eine Rotation einrichten“, sagte Köhne. Alle Bahnbetreiber wüssten, dass ein Kampf untereinander keinen Sinn ergebe. „Wir können nur gemeinsam weiterhin erfolgreich sein“, ergänzte Stephan Pieper. Er wies zudem darauf hin, dass trotz der Weltcup-Pause mit der Junioren-Weltmeisterschaft ein hochkarätiges Rodelrennen an der Kappe ausgetragen werde.

    Cheyenne Rosenthal – wird das nicht trösten. Die Junioren-Weltmeisterin von 2019 ist dem Juniorenbereich als 20-Jährige entwachsen und muss mindestens ein weiteres Jahr auf ihre Premiere beim Heim-Weltcup warten.