Winterberg. Die erste Rennrodel-Weltmeisterschaft der Damen-Doppelsitzer steigt 2022 in Winterberg. Warum sie auch für die Herren von großer Bedeutung ist.
Auf den ersten Blick sieht diese Meldung unspektakulär aus. Die erste Weltmeisterschaft der Damen-Doppelsitzer werde am Sonntag, 30. Januar 2022, in Winterberg – im Anschluss an die Junioren-Weltmeisterschaft (28./29. Januar) im Rennrodeln – ausgetragen, heißt es in einer Pressemitteilung des Internationalen Rennrodelverbandes FIL. Auf den zweiten Blick steckt sportpolitische Sprengkraft hinter dieser Meldung. Sprengkraft, welche auch die deutschen Herren-Doppelsitzer um die Winterberger Robin Geueke und David Gamm und deren Kampf um olympisches Gold bedrohen könnte.
Ziel: Olympia 2026
Seit das Internationale Olympische Komitee (IOC) für seine Olympischen Spiele auf Gleichberechtigung der Geschlechter setzt, stehen Sportfachverbände unter Zugzwang. Gibt es keine sachlichen Gründe, die entgegen sprechen, sollen Frauen in ebenso vielen Wettbewerben Medaillen holen können wie Männer. Der Internationale Bob- und Skeleton-Verband IBSF nahm aus diesem Grund bei den Damen den Monobob in sein Programm auf. 2022 werden in Peking zum ersten Mal Olympia-Medaillen in dieser Disziplin vergeben.
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So weit ist die FIL beim Damen-Doppelsitzer noch nicht. Dieser soll 2026 in Cortina d’Ampezzo in den Dolomiten seine olympische Premiere haben. Entschieden wird darüber im Sommer des nächsten Jahres. In der Bewerbung der FIL beim IOC dürfte dann auch die erste WM in dieser Disziplin auftauchen, die nur aus diesem Grund ausgefahren wird. Denn normalerweise gibt es in Jahren mit Olympischen Winterspielen keine Weltmeisterschaften in der allgemeinen Klasse.
Eigenes WM-Rennen
„Wir freuen uns, dass wir diese Vorreiterrolle einnehmen können“, sagte Stephan Pieper, Geschäftsführer der Veltins-EisArena, „wir haben nur interveniert, als die Idee aufkam, die WM im Race-in-Race-Modus bei der Junioren-Weltmeisterschaft zu werten.“ Heißt: Die Doppelsitzer der Damen fahren in Winterberg nicht wie zuvor ihre Rennen im Junioren-Weltcup, sondern erhalten am Sonntagmorgen einen eigenen Wettbewerb.
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In diesem könnte auch eine Sportlerin aus dem Sauerland mitfahren. Marie Köhler, die für den KSV Reichelsheim startet, bildet mit Saskia Schirmer (Berchtesgaden) ein Doppel. „Die beiden sind nominell das einzige Damen-Doppel in Deutschland“, erklärte Steffen Wöller, Bundes- und Stützpunkttrainer in Winterberg. „Es gibt drei weitere Doppel, die aber noch im Junioren-Alter sind.“
Kaum Damen-Doppel
Damit beschreibt Wöller das aktuelle Problem: Weil die FIL das Thema Damen-Doppel erst nur zaghaft anschob und es im vergangenen Winter durch die Corona-Pandemie stark ausgebremst wurde, gibt es nur wenige Nationen, welche die Entwicklung der Damen-Doppel vorantrieben. „Zudem gab es ähnlich wie beim Monobob anfangs unterschiedliche Meinungen zum Material“, erklärte Wöller, „aber das hat sich nun etwas entspannt.“
Die Vorbereitung auf eine wichtige Saison läuft mittlerweile, ebenso die Ausbildung junger Damen-Doppel für die Zukunft. Diese gibt es allerdings nur, wenn die Disziplin tatsächlich olympisch wird. Und das erhöht die Sensibilität für dieses Thema beim Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD), dessen Doppel Wendl/Arlt und Eggert/Benecken das Nonplusultra bei den Herren sind. Denn: Entweder der Damen-Doppelsitzer wird ins olympische Programm aufgenommen oder der Herren-Doppelsitzer fliegt raus. „So könnte man es auf den Punkt bringen“, sagte auch Wöller.
Die WM der Damen-Doppelsitzer in Winterberg – ist daher alles andere als unspektakulär.